Emmys 2011 - Beste Miniserien oder TV-Filme

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In diesem Jahr werden die Emmys zum ersten Mal seit langer Zeit nur noch einen Preis für die Minserien und TV-Filme vergeben. Damit wollte man Situationen wie beispielsweise im letzten Jahr vermeiden, in dem es bei den Miniserien zu lediglich zwei Nominierungen reichte. Da es ausgerechnet im ersten Jahr der Neuerung gerade wieder einige potentielle Kandidaten gerade bei den Minserien gegeben hätte, die hier eine vollwertige Kategorie durchaus gerechtfertigt hätten, bleibt die Frage, ob dies wirklich eine glückliche Entscheidung war. Denn in den diversen Schauspiel- und den technischen Kategorien ändert sich dabei sowieso nichts, die werden schon seit jeher gemeinsam vergeben.

Aber kommen wir nun zu den möglichen Kandidaten. Es haben sechs Shows in die engere Auswahl geschafft und dabei kamen die TV-Filme eindeutig zu kurz, lediglich zwei von ihnen sind vertreten. Miniserien sind demzufolge vier nominiert, wobei eines der qualitativ hochwertigsten Produkte der letzten Season unverständlicherweise nicht dabei ist. Denn warum man der mittelprächtigen Familiensage "The Kennedys" und dem Mittelalterspektakel "Die Säulen der Erde" dem um Längen überlegenen "Carlos - Der Schakal" vorgezogen hat, bleibt wohl ein Geheimnis der Emmy-Juroren. Vielleicht, weil man sich keine Serie mit Untertiteln antun wollte?

Foto: Mildred Pierce - Copyright: Home Box Office Inc. All Rights Reserved.
Mildred Pierce
© Home Box Office Inc. All Rights Reserved.

Ohne "Carlos" im Rennen wird sich die Entscheidung nun wohl zwischen den beiden haushohen Favoriten "Mildred Pierce" und "Downton Abbey" abspielen. Und im Gegensatz zu den letzten Jahren, in denen es zumeist einen klaren Titelanwärter wie im letzten Jahr "The Pacific" gab, dessen Team die Dankesrede schon einmal einstudieren konnte, ist das Rennen zwischen diesen beiden Kandidaten völlig offen.

Beides sind Historiendramen mit hochrangigem Cast und wie wir wissen, ist dies ganz nach dem Geschmack der Emmy-Juroren. Im Detail sind beide Serien natürlich völlig unterschiedlich, "Mildred Pierce" ist eine nahezu identische Umsetzung der Romanvorlage und hat zwar einen Teil der Kritikergemeinde damit überzeugen können, aber man kann der Serie durchaus zum Vorwurf machen, durch diese fanatische Treue zur Vorlage ein wenig seelenlos zu bleiben. Es fehlt der eigene Stil und die wirkliche künstlerische Inspiration hinter dem Projekt und böse Zungen könnten behaupten, die wahre Intention war der sichere Emmy-Gewinn für Kate Winslet.

Die britische Dramaserie "Downton Abbey", die am Vorabend des 1. Weltkrieges spielt, hat dagegen zwar ähnliche Zutaten, aber eine gänzlich andere Umsetzung. Natürlich hat die Serie auch den Vorteil, dass sie genau genommen gar keine Miniserie ist, sondern eine vollwertige 1. Staffel einer fortlaufenden Show (und diese Logik, warum britische Produktionen automatisch in die Miniserienkategorie gesteckt werden, erschließt sich mir sowieso nicht) und so durchaus auch längerfristige Erzählstrukuren und Charakterentwicklungen aufbauen kann, aber auch die allgemeine Umsetzung der Serie ist für meine Begriffe doch wesentlich besser gelungen. "Downton Abbey" gehört zu einem der besten Dramen der letzten Season und hätte für mich persönlich klar die Nase vorn, wenn es um den Emmy geht, aber eine wirkliche Vorrausage in dieser Kategorie zu treffen, fällt mir enorm schwer.

Worauf ich mich allerdings festlege, ist dass die vier anderen Nominierten keine wirkliche Chance haben. Die beiden HBO-Filme "Too Big to Fail" und "Cinema Verite" waren beide zwar gut, aber nicht überragend. Ersterer beschäftigt sich eingehend mit der Hintergrundgeschickte der Bankenkrise in den USA und dem Zusammenbruch der Lehman Brothers, kommt von Starregisseur Curtis Hanson und versammelt einen bis in die kleinste Nebenrolle hochkarätig besetzten Cast, aber dennoch fehlt dem Film das gewisse Etwas. Er ist sicherlich ein interessantes Lehrstück, ruft aber keine Begeisterungsstürme hervor. "Cinema Verite" nimmt sich zwar ebenfalls einem faszinierenden Thema der jüngeren amerikanischen Vergangenheit an, in diesem Fall den Hintergründen einer der Vorväter der Reality-Shows in den 1970er Jahren, aber wird diesem leider trotz seiner erstklassigen Besetzung (Diane Lane, Tim Robbins, James Gandolfini) nie so wirklich gerecht.

Foto: Sam Claflin, Donald Sutherland & Hayley Atwell, Die Säulen der Erde - Copyright: 2010 Universum Film GmbH
Sam Claflin, Donald Sutherland & Hayley Atwell, Die Säulen der Erde
© 2010 Universum Film GmbH

Die letzten beiden Kandidaten auf einen eventuellen Emmy sind die internationale Ko-Produktion "Die Säulen der Erde" und die Miniserie "The Kennedys". Beide haben zwar durchaus ihr Publikum gefunden, haben aber ein von der Qualität und dem Anspruch her keine Chance auf den Preis. Gerade in dieser Kategorie haben es Mainstream-Produktionen unheimlich schwer, Anerkennung zu finden und im Falle der "Kennedys" ist dies durchaus auch berechtigt. Für "Die Säulen der Erde" gilt, dass man mit den Nominierungen für die Emmys und auch die Golden Globes sich durchaus geehrt fühlen darf.

Die Nominierungen in der Übersicht:

  • "Mildred Pierce"
    "Mildred Pierce" ist eine Miniserie des Senders HBO, die sich um eine alleinerziehende Mutter dreht, die versucht, ihre Familie durch die Weltwirtschaftskrise der 1930er Jahre zu bringen. Dabei lässt sie sich nicht unterkriegen, gibt niemals auf, auch wenn Mildred Pierce oft an ihre Grenzen stößt. Im Fokus der Serie steht die Hass-Liebe zwischen Mutter Mildred und Tochter Veda.
  • "Downton Abbey"
    Ein Telegramm verändert das Leben der Crawleys. Mit dem Untergang der "Titanic" sind auch all ihre Hoffnungen, den Besitz in der Familie zu halten, verschwunden. Das Erbe geht somit nicht an die Kinder Mary, Edith und Sybil oder Cora. Nächster in der Erbfolge ist ausgerechnet ein junger Anwalt, der überhaupt kein Interesse zeigt, ins aristokratische Landleben einzufügen oder eine der drei Crawley-Töchter zu heiraten.
  • "The Kennedys"
    Die achtteilige Miniserie dreht sich um den einflussreichen Kennedy-Familienclan. Die Serie wirft einen Blick hinter die Kulissen dieser Familiendynastie und beleuchtet John F. Kennedys Aufstieg in der Politik, die Jahre während seiner Präsidentschaft bis hin zum Jahr 1963, als Kennedy in Dallas ermordet wurde. In den Hauptrollen Greg Kinnear, Katie Holmes, Barry Pepper und Tom Wilkinson.
  • "Cinema Verite"
    Dieses HBO-Drama wirft einen Blick hinter die Kulissen der ersten amerikanischen Doku-Soap "An American Family" (1973) und wird im Stile einer Dokumentation erzählt. Er beginnt im Jahr 1971. Die Familie Loud wird von Diane Lane, Tim Robbins und Thomas Dekker dargestellt. David Seltzer schrieb das Drehbuch, Shari Springer Berman und Robert Pulcini führten bei diesem TV-Film Regie.
  • "Too Big To Fail"
    Der auf Andrew Ross Sorkins Buch basierende HBO-Film erhielt 2011 sage und schreibe 11 Emmy-Nominierungen. Der im Jahr 2008 spielende Film dreht sich um Finanzkrise und im Mittelpunkt stehen ein paar Schlüsselfiguren, die das Schicksal der Weltwirtschaft in ihren Händen halten, als diese vor seinem Zusammenbruch stand. In den Hauptrollen sind Topher Grace, Paul Giamatti, James Woods und William Hurt zu sehen.
  • "Die Säulen der Erde"
    Die TV-Mini-Serie "Die Säulen der Erde" beruht auf dem gleichnamigen Bestseller von Ken Follett und wurde als deustch-kanadische Co-Produktion realisiert. Seine Welpremiere feierte es unter dem Titel "The Pillars of the Earth" im Juli 2010 auf dem amerikanischen Kabelsender Starz



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