Die besten Serien 2008/2009
Platz 10: Flight of the Conchords

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HBO konnte in seiner rund 35-jährigen Sendergeschichte bereits einige großartige, teilweise schon legendäre Serienformate produzieren. Man denke nur an "Six Feet Under", "The Sopranos", "The Wire", "Carnivále" und aktuell "In Treatment" und "True Blood", die teilweise schon Kultstatus erreicht haben. An qualitativen Dramaserien mangelte es dem Sender nie, doch im Bereich der Comedyprogramme sah es lange mau aus. Neben der Dramedy "Sex and the City" und dem hochgelobten "Curb Your Enthusiasm" waren gute Comedyserien rar gesät. Doch dann startete 2007 das Underdogprojekt "Flight of the Conchords", das mit einem einfachen Konzept innerhalb kürzester Zeit sowohl Kritiker als auch Zuschauer begeistern konnte und HBO endlich wieder ein gutes Comedyformat bescherte.

"Okay, band meeting. Murray, present. Bret, present. Jemaine, present."

Es wird also Zeit, dass wir über diese Show sprechen. "Flight of the Conchords", das ist New Zealand's fourth most popular guitar-based digi-bongo acapella-rap-funk-comedy folk duo bestehend aus Bret und Jemaine, zwei hochgradig naiven und wahnsinnig liebenswerten Kumpels, die mithilfe ihres inkompetenten Managers Murray versuchen, in der New Yorker Musikszene (und in der Frauenwelt) Fuß zu fassen – und dabei kläglich scheitern. Doch die zwei Kiwis lassen sich nicht unterkriegen und machen unermüdlich weiter, auch wenn das Konto leer ist und sie sich notgedrungen mal als Prostituierte versuchen müssen.

Die Story ist simpel, doch darum geht es auch gar nicht. Es geht um die Musik, bei der an Genres alles von Oper bis Elektrobeats abgedeckt wird – vollgepackt mit Lyrics, die einem vor Lachen die Tränen in die Augen treiben. Es sind die Songs, auf die man sich bei jeder Episode aufs Neue freuen darf und wenn man merkt, dass die normale Erzählstruktur nun wieder in einen Videoclip übergeht, hat die Freude kein Halten mehr. Staffel 1 strotzte nur so vor genialen Liedern, die Bret McKenzie und Jemaine Clement aus ihrem eigenen Repertoire nahmen (die Conchords existierten bereits vor der Serie als tatsächliche Comedyband) und perfekt in die Serie integrierten. Während man nun in der ersten Staffel bereits vorhandene Songs nahm und um diese herum die Storyline der Episoden aufzog, änderte sich die Prämisse in Staffel 2: Nun galt es, zunächst eine Story zu entwickeln und für diese geeignete Songs zu schreiben.

Wir wurden nicht enttäuscht. Als Murray gleich im Staffelauftakt seine Verzweiflung in einer Arie vom Balkon seines neuen Büros hinuntersang, war klar, dass Bret und Jemaine nichts an Kreativität und Genialität verloren hatten. Überhaupt waren die Songtexte an Absurdität kaum noch zu überbieten: In "Sugalumps" (#2.02 New Cup) singt Jemaine über die Qualität seines besten Stücks, in "Hurt Feelings" (#2.03 The Tough Brets) rappt das Duo über die Verletzlichkeit des Rappers, "Carol Brown" (#2.05 Unnatural Love) handelt von Jemaines langer Liste an gescheiterten Beziehungen und in "We're Both in Love with a Sexy Lady" (#2.06 Love Is A Weapon of Choice) stellen Bret und Jemaine fest, dass sie sich in dieselbe Frau verliebt haben. Die unsinnigen Liedtexte gepaart mit dem herrlichen Schauspiel von McKenzie und Clement, die für ihre Songs sämtliche Geschütze an komischen Kostümen und albernen Dancemoves auffahren, sorgten auch in Staffel 2 für die besagten Lachtränen und den unwiderstehlich rohen Charme dieser Serie. Nein, es ist nicht Humor für Jedermann, aber wer mit skurrilem, alternativem Humor etwas anfangen kann, für den ist "Flight of the Conchords" genau das richtige und der wird sich auch in dieser Staffel köstlich amüsiert haben.

Neben den genialen Songs konnten aber auch die Storylines der Serie überzeugen. Wie schon in der ersten Staffel stürzten sich Bret, Jemaine und Murray von einer absurden Situation in die nächste. Sei es, dass Bret und Jemaine sich mit der Entwicklung eines Songs für Frauenzahnpastawerbung Geld verdienen, Jemaine sich in eine Australierin verliebt (für einen Neuseeländer natürlich ein Tabu), das Duo bei einem Konzert für epileptische Hunde mit ihrer Lichtershow sämtliche epileptische Hunde im Raum versehentlich tötet, oder der neuseeländische Premierminister nach New York kommt, um ein neuseeländisches Viertel einzuweihen – man wurde mit Situationskomik förmlich bombardiert. Selbstverständlich sorgte auch Bret und Jemaines größter (und einziger) Fan Mel wieder für herrliche Momente.

Es ist also kein Wunder, dass "Flight of the Conchords" nach einer Laufzeit von nur zwei Staffeln (nach Staffel 2 ist leider Schluss) eine treue Fangemeinde um sich scharen konnte und trotz des eher niedrigen Bekanntheitsgrads auch bei großen Awardverleihungen wie den Emmys und den Grammys vertreten ist. Denn so innovativ und sympathisch war schon lange keine Comedy mehr und daher hat sich New Zealand's fourth most popular guitar-based digi-bongo acapella-rap-funk-comedy folk duo einen Platz in unserer Top-Liste mehr als verdient.

Maria Gruber - myFanbase

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