Thanksgiving in "Friends"
#8.09 Der Hass-Club & #9.08 Die schreckliche Schwester

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The One With the Rumor (Staffel 8)

Denn in der achten Staffel hatten sich die "Friends"-Macher einen besonderen Schmankerl für ihre Zuschauer ausgedacht. Niemand geringerer als Brad Pitt höchstpersönlich besuchte die Show, zwar mit dem gezielten Hintergrund seinen bald erscheinenden Film "Spy Game" zu promoten, aber durch seine damalige Verbindung zu Jennifer Aniston hatte dieser Gastauftritt auch noch eine viel persönlichere Note als die der vielen vorherigen Hollywood-Gaststars (Bruce Willis, Julia Roberts, George Clooney u.a.) innerhalb von "Friends" zu bieten. Denn damals im Jahre 2001 waren Jennifer Anniston und Brad Pitt das Traumpaar Hollywoods und ihre Ehe ein beliebtes Thema der diversen Klatschzeitungen - und zum damaligen Zeitpunkt war auch noch nicht zu ahnen, dass die Geschichte ein eher unrühmliches Ende nehmen sollte. So war es ein herrlicher, selbstironischer Gedanke, ausgerechnet Brad Pitt den ehemaligen Vorsitzenden des "Ich hasse Rachel"-Clubs darstellen zu lassen und die Absurdität, die dieser Hass annimmt, sorgt für einige Lacher. Man merkt zwar auch, dass Brad Pitt nicht unbedingt ein geborenes Sitcom-Talent ist, aber er muss selbst auch nicht wirklich viel dazu beitragen. Die meiste Arbeit leistet die von den Drehbuchautoren ausgearbeitete Geschichte und sein strahlend gutes Aussehen.

So witzig die Episode auch ist, so muss man doch auch anmerken, dass das Thema des eigentlichen Gerüchts doch arg problematisch ist. Die Autoren haben sich offensichtlich nicht viel dabei gedacht und einen Scherz auf Schulhofniveau gemacht. Dabei aber Menschen, die im wahren Leben intersexuell auf die Welt kommen und ein Leben lang mit eben solchen albernen, niveaulosen und verletzenden Vorurteilen konfrontiert werden, vor einem Millionenpublikum ("Friends" erzielte damals die zweithöchsten Einschaltquoten in der entsprechenden Ausstrahlungswoche) zum Gespött zu machen, ist ganz sicher nicht die feine englische Art und zeugt von mangelndem Gespür in Bezug auf solch sensible Themen. Da hätte man sicher auch ein anderes Gerücht über Rachel finden können, welches ebenso lustig gewesen wäre. Aber vielleicht ist das auch ein wenig zu viel verlangt, wenn man bedenkt das "Friends" jahrelang propagierte, das Monica (und hier auch Will) erst glücklich werden konnte, nachdem sie endlich abgenommen hatte. So viel zum Thema der inneren Werte.

Aber genug gemeckert, "Friends" ist eben manchmal Humor auch für den Stammtisch, das ist nichts neues. Da die Serie aber eben über einen starken emotionalen Kern verfügt, kann man ihr das auch an manch geschmacklosen Momenten immer wieder verzeihen und so bleibt von Brad Pitts Auftritt auch viel mehr der herrlich überzogene Hass auf die Verkörperung seiner Frau innerhalb der Serie hängen und die Gefühle, die dieser darauf in Ross und Rachel auslösen. Dazu kommt eine köstliche Nebenhandlung (im wahrsten Sinne des Wortes) rund um Joey, der sich die Aufgabe stellt, an dem Abend einen gesamten Truthahn zu verputzen. Spätestens als er dazu Rachels Umstandshose samt mitwachsenden Bachbund anlegt, hat er die Lacher auf seiner Seite und die "Friends" haben wieder einmal ein Thanksgiving-Dinner gefeiert, dass auch der Zuschauer so schnell nicht vergessen wird.

The One with Rachel's Other Sister (Staffel 9)

Und während 8.09 Der Hass-Club hauptsächlich von einer guten Idee rund um den prominenten Gaststar und ein paar Nebenbeigags lebt, kann die vorletzte Thanksgiving-Episode von "Friends" auf ganzer Linie überzeugen. Zwar ist auch im neunten Jahr wieder ein Stargast mit von der Partie, die Multi-Camera-erprobte Christina Applegate als Rachels Schwester Amy, aber die Stärke von #9.08 Die schreckliche Schwester liegt besonders in einem unheimlich ausgeklügelten und darin auf ganzer Linie gelungenem Skript. Denn hier zeigen die "Friends"-Autoren noch einmal, dass sie durchaus auch so viel Erfolg hatten, weil sie aus einigen Kleinigkeiten eine unheimlich witzige Geschichte aufbauen konnten, in der sich die vielen Witze zu einem großen Ganzen potenzieren und gegenseitig ergänzen. Hier spinnt man aus Amys Selbstsucht, Monicas Beschützerinstinkt für ihr gutes Hochzeitsgeschirr, welches an diesem Thanksgiving zum ersten Mal zum Einsatz kommt, Chandlers Unsicherheiten als Vater und Joeys Versuche, ein guter Lügner zu werden einen Gag nach dem anderen und am Ende der Episode, wenn Joey zum wiederholten mal versucht, eine Lügengeschichte rund um einen Waschbären aufzubauen, hat man Tränen vor Lachen in den Augen und sich wieder einmal über 20 Minuten köstlich amüsiert.

Aber nicht nur auf humortechnischer Ebene ist dies die beste Thanksgiving-Episode von "Friends" seitdem Chandler in einer Box steckte, auch auf emotionaler Ebene hat man hier endlich wieder einmal eine Geschichte mit etwas substantiellem zum Inhalt zu bieten. Über Amys egozentrischem Wunsch, irgendwann einmal die Sorgeberechtigte für die kleine Emma zu werden, sollte Rachel und Ross etwas zustoßen (wir erinnern uns, letztes Jahr war Rachel schwanger und mittlerweile ist sie die Mutter einer kleinen Tochter namens Emma geworden), wird Chandler mit seinen Ängsten vor dem Vatersein konfrontiert. Dabei kommen seine nachvollziehbaren Sorgen zum Vorschein und die Episode gewinnt unheimlich an Tiefe, wenn wir sehen wie sehr Monica ihrem Mann die Angst nehmen kann, in dem sie ihn voll und ganz unterstützt. Dass das ganze dann auch noch humortechnisch zu einem runden Ende führt, wenn Chandler beweißt, dass er auch hart durchgreifen kann indem er die keifenden Schwestern Amy und Rachel auseinandertreibt, ist dann noch das Tüpfelchen auf dem i.

Zusammen mit dem sehr gelungenen Gastspiel von Christina Applegate gehört diese späte Thanksgiving-Folge somit zu den besten, die die Serie ablieferte.

Cindy Scholz - myFanbase

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