Bewertung

Review: #6.14 Eltern auf Probe

Zum zweiten Mal nach #6.11 We Three (My Echo, My Shadow And Me) tritt Chad Michael Murray hinter die Kamera und beschert uns mit seinem Regiedebüt eine Folge, die das typische "One Tree Hill"-Feeling perfekt einfängt. Nach den Aufregungen rund um Jacks Bruder besinnt sich die Serie wieder auf die zwischenmenschlichen Beziehungen, die vielleicht nicht so spektakulär, aber dafür umso liebenswerter und unterhaltsamer sind.

You think we're gonna be ok at this? - I think we're gonna be fine.

Ganz vorne stehen dabei natürlich Lucas und Peyton, die ihren Freunden mitteilen, dass sie ein Baby erwarten, und diese Szenen stehen (nach den enttäuschenden in der letzten Folge) endlich in einem angemessenen Verhältnis zu der frohen und wichtigen Neuigkeit. Es war einfach nur schön, wie Peyton Brooke sagt, dass sie schwanger ist und diese sich ohne Neid und Eifersucht für ihre Freundin freuen kann und genau so toll waren Lucas und Haley, deren besondere Freundschaftsdynamik man in letzter Zeit viel zu selten zu sehen bekommt. Am schönsten war für mich allerdings die Szene, als Nathan Lucas via Walkie-Talkie zur Vaterschaft gratuliert, was vor allem dadurch einen besonderen Stellenwert erhält, weil Lucas kurz davor Peyton erzählt, dass er sich immer einen Bruder zum Walkie-Talkie-Spielen gewünscht hat. Nicht ganz so positiv, aber notwendig war die Tatsache, dass auch Julian von der Schwangerschaft erfährt – umso schöner war seine Reaktion, zwar schon etwas niedergeschlagen zu sein, aber gleichzeitig auch Peyton zu gratulieren und ihr und Lucas nur das Beste zu wünschen.

Doch Lucas und Peyton verbreiten nicht nur die große Neuigkeit, sondern können auch gleich für die Zukunft üben: sie sollen auf Jamie und André aufpassen, die die beiden ganz schön auf Trab halten. Diese Szenen waren vor allem eine nette Auflockerung für die Folge, und haben doch gleichzeitig auf ähnlich halbernste Weise wie die Beziehungsprobleme von Lucas und Peyton in #6.07 Messin' With The Kid die Unsicherheit neben der Freude über die Schwangerschaft zur Sprache gebracht, die am Ende aber sowohl von Jamie und André als auch von Nathan zerstreut werden können.

Nathan is back in town for the night, why don't we all go out?

Haley und Nathan haben währenddessen ein überaus lustiges Doppel-Date mit Mia und Chase, und es hat wirklich Spaß gemacht, das eingespielte Paar neben den beiden zu sehen, die bei ihrer ersten Verabredung doch ziemlich nervös sind. Die Autoren schaffen es, so ziemlich jedes Date-Klischee von der Einladung bis zum Abschiedskuss in dieser Story unterzubringen, aber dank ein paar lustigen Abwandlungen wie dem "Talk Back"-Knopf im Aufnahmestudio, Mias Schlagfertigkeit und Chases Charme war es letztendlich unglaublich liebenswert erzählt und ich freue mich schon darauf, mehr von den beiden zu sehen. Etwas schade war allerdings, dass Nathan und Haley keine eigene Handlung hatten, aber der Karaoke-Auftritt von Nathan und Chase war natürlich eine adäquate Entschädigung, vor allem dank der parallelen Szene mit Jamie und André!

I read the book because of Peyton, but I related to it because of you.

Und es gab noch ein Date, bzw. offiziell natürlich Arbeitstreffen – aber das haben ja selbst Brooke und Julian nicht wirklich geglaubt! Alles, was die Wiedereinführung von Owen vermissen ließ, bekommen wir hier endlich: langsames Kennenlernen, tiefgründige Gespräche und eine unglaublich knisternde Atmosphäre. So süß der Kuss zwischen Mia und Chase auch war, gegen die Intensität des ersten Kusses von Brooke und Julian kommt er einfach nicht an, gerade weil der Kuss von Brooke und Julian nicht gerade unbelastet ist durch Julians Vergangenheit mit Peyton und der gemeinsamen Arbeit am Film. Dass es trotzdem dazu kommt war natürlich alles andere als überraschend, nicht nur wegen den letzten Folgen, sondern vor allem durch den gemeinsamen Abend, an dem die beiden feststellen konnten, wie ähnlich sie sich sind, dass sie ohne Zweifel auf einer Wellenlänge liegen und die Anziehung zwischen ihnen nicht mehr zu leugnen ist. Ich bin gespannt, wie sich die Beziehung zwischen den beiden entwickelt, aber es ist auf jeden Fall schön, dass mit Sam und Peyton zwei der wichtigsten Menschen in Brookes Leben dem ganzen schon mal positiv gegenüberstehen.

It's not like I can just decide everything is the same.

Doch auch in Tree Hill ist nicht alles eitel Sonnenschein und zum Ausgleich der ganzen Paarharmonie müssen sich Millie und Mouth mit dem Scheitern ihrer Beziehung beschäftigen. Bevor es jedoch zu einer wirklichen Aussprache zwischen den beiden kommt, gibt es zwei wirklich wundervolle Szenen der beiden mit Brooke, die von Millie erfährt, dass sie mit Owen geschlafen hat. Ihre erste wütende Reaktion, Millie aus dem Haus zu werfen, nimmt sie in Anbetracht der jüngsten Ereignisse mit Sam sofort wieder zurück und beschließt stattdessen, die in Tränen aufgelöste Millie zu trösten und bei Mouth ein gutes Wort für sie einzulegen, was zu einer weiteren extrem starken Szene führt, die die tiefe Verbundenheit zwischen Brooke und Mouth toll herausbringt. Brookes Argument, dass Mouth sehr wohl entscheiden kann, so zu tun als sei nichts geschehen, ist allerdings etwas naiv angesichts des zweifelhaften Erfolgs, den diese Methode bei ihr und Lucas hatte. Wie von mir erwartet ist gerade Mouth, die personifizierte Loyalität, davon nicht unbedingt überzeugt, was meiner Meinung nach aber nichts mit seiner Liebe zu Millie zu tun hat – gerade wenn man jemanden wirklich liebt, ist ein Seitensprung noch viel verletzender, vor allem da Mouth sich standhaft allen Avancen von Gigi erwehrt hat.

Etwas komisch und unerwartet war dann Millies betrunkener Auftritt bei Mouth, der für mich irgendwie völlig aus dem Nichts kam, dafür aber zu der tollen Szene geführt hat, als Mouth an Millies Bett sitzt und die beiden miteinander sprechen. Mouths Entschluss, erstmal auf Abstand zu gehen, finde ich sehr nachvollziehbar und es wäre wirklich sehr überhastet gewesen, wenn er Millie sofort verziehen hätte. Trotzdem hoffe ich natürlich immer noch, dass sich die beiden wieder zusammenraufen, denn sie waren wirklich ein tolles Paar! Außerdem fände ich es extrem schade, wenn Millie deshalb Tree Hill für immer verlassen würde, aber das wird Brooke vermutlich schon zu verhindern wissen.

I would hold my own hand, pretend it was somebody elses holding mine. I only did that, because no one else was there to do it. But you got me.

Ein weiteres angenehmes Gegengewicht zu den fröhlichen Seiten der Episode war die Storyline um Jack und Sam, die neben Mouth und Millie für die melancholischen Töne verantwortlich waren. Diese Storyline hat mir extrem gut gefallen, vor allem weil Jacks Figur nicht einfach fallen gelassen wurde, nachdem die Geschichte um seinen Bruder auserzählt war. Denn dadurch konnte man einen weiteren Einblick in die Komplexität von Sams Charakter bekommen, nachdem sie sich Folge für Folge immer mehr öffnet und mir immer besser gefällt. Anfangs noch das freche Mädchen, das zu allen auf Distanz geht und niemanden an sich heran lässt, blühte sie vor allem im Umgang mit Brooke, aber auch mit Jamie und Julian richtig auf, ohne dabei ihre Schlagfertigkeit zu verlieren und in dieser Folge konnte man auch sehen, dass sie einfühlsam und eine wirklich gute Freundin ist. Ihr geht es bei Brooke mittlerweile so gut, dass es ein Leichtes für sie wäre, ihre Vergangenheit und damit auch ihre alten Freunde einfach zu vergessen, und doch kümmert sie sich um Jack, der sie nicht einmal aktiv vor seinem Bruder gerettet hat, und verspricht ihm, für ihn da zu sein. Besonders schön fand ich es, als Sam Jacks Hand nimmt; eine einfache Geste, die nicht mal unbedingt romantische Züge hatte, sondern Jack nur die Gewissheit geben sollte, dass es mindestens einen Menschen gibt, der an ihn denkt und sich für ihn interessiert – eine unglaublich intensive Szene, die einem wie so viele dieser Folge noch lange im Gedächtnis bleibt.

Fazit

Eine wunderschöne Folge, die mit einer tollen Mischung aus Humor und Tiefgang aufwartet und nur so vor emotionalen Szenen strotzt! Im Gegenteil zur letzten Folge sind die retardierenden und die die Handlung vorantreibenden Elemente perfekt ausgewogen und die Handlungsstränge auf ein Maß reduziert, das genügend Platz für ausgeprägte Gespräche lässt, ohne zu dialoglastig zu werden – genau das sind die Zutaten für eine herausragende "One Tree Hill"-Folge, in deren Bann man sich nur zu gerne ziehen lässt!

Lena Stadelmann - myFanbase

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