Review: #4.21 Auf ein Neues
Das war es also das große Serienfinale. Und wenn ich nun zurück auf die Folge schaue, dann stellt sich mir die Frage, was die Autoren sich dabei gedacht haben? Offenbar griff beim Schreiben der Episode zunächst doch einmal die Angst um sich, die Verantwortlichen des ausstrahlenden US-Senders ABC könnten den Stecker ziehen und die Serie nicht für eine fünfte Staffel verlängern. Und wie wir inzwischen wissen, sollten sie damit auch Recht behalten. Nun bemühte man sich also 40 Minuten redlich, den diversen Handlungssträngen mehr oder weniger stimmige und hingebogene Auflösungen zu verschaffen und damit die Fans versöhnlich zu stimmen. Im letzten Moment schien man es sich aber noch einmal anders überlegt zu haben und baute einen einfach nur unnötigen und noch dazu dämlichen Cliffhanger ein, der, eine Wiederaufnahme der Serie auf einem alternativen Weg einmal ausgeschlossen, den Serienabschluss erheblich trüben sollte.
Zum Ende von "Nashville" bin ich gnädig gestimmt und will in meiner Review auch einmal das ein oder andere Auge zudrücken. Insgesamt lässt sich zunächst einmal festhalten, dass die Geschichten unserer liebgewonnenen Charaktere fast durchweg mit der Hau-Ruck-Methode noch zu ihrem jeweiligen löblichen Ende geführt wurden. Wenn ich auf meine Finalprognosen der Review zu "#4.20 It’s Sure Gonna Hurt" zurückblicke, dann wurde ich nämlich in nahezu allen Punkten eines Besseren belehrt.
Dass es tatsächlich noch zu einer Rückkehr von Maddie in den Familienkreis kam, war für mich die größte Überraschung. Für diese Geschichte hatte ich wirklich keinen sinnvollen Ausweg gesehen, der dies innerhalb von nur einer Folge hätte möglich machen können. Zunächst einmal freute ich mich aber darüber, dass Rayna und Deacon offenbar ihre nicht unerhebliche Krise angepackt und bereits nahezu überwunden hatten. Mir gefällt einfach der Gedanke, dass beide sich in dieser schweren Zeit zusammenraufen können, um gemeinsam an einem Strang zu ziehen. Eine Ehe kann an einer solchen Situation scheitern, aber die beiden haben gezeigt, dass man aus ihr auch gestärkt hervor gehen kann. Bezüglich der Entwicklung der Handlung um Maddie muss ich dann aber doch meine beiden Augen ganz fest zudrücken. Mal eben den grapschenden Musikproduzenten aus dem Hut zu zaubern, der noch dazu bereits Rayna in den ersten Schritten ihrer Musikkarriere bedrängt haben soll, da muss man als Zuschauer schon eine ganz fette Kröte schlucken. Aber im Bemühen in der womöglich finalen Folge noch einmal das Ruder herumzureißen, bin ich bereit, darüber hinwegzusehen. Die Familie Jaymes-Claybourne-Conrad ist also wieder vereint und das ist nach den Ärgernissen der vergangenen Woche doch ein versöhnliches Ende.
Zur Hälfte richtig lag ich dann immerhin bei meiner Prognose bezüglich Scarlett und Gunnar, denn seine Beziehung zu Autumn wurde ihr gleich zu Beginn offenbart. Auf das daraufhin entstandene Drama rund um den möglichen Split als Künstler-Duo hätte ich dann aber wirklich gerne verzichtet. So offensichtlich es auch war, dass die beiden füreinander geschaffen sind und auch wieder zusammen kommen werden, umso verärgerter war ich darüber, wie sehr die Autoren die Figur des Gunnar in den letzten Folgen verbogen haben. Ich finde es angesichts seiner Vergangenheit mit Scarlett nicht besonders glaubhaft, dass er Scarletts Motivation für ihr Liebesbekenntnis derart hinterfragt und ihr sogar Manipulation unterstellt. An Scarletts Stelle hätte ich ihn wohl zum Teufel gesteckt. Aber die Liebe ist eben nicht immer rational und im Grunde freue ich mich ja auch, dass wir damit nicht nur Autumn los sind, sondern die beiden wieder vereint sehen. Gunnars spontaner Kuss auf der Bühne nach ihrem letzten, noch einmal sehr berührenden gemeinsamen Song, setzte einen schönen Schlusspunkt unter dieses seit Serienbeginn erzählten Kapitels der beiden.
Am meisten freue ich mich aber eigentlich darüber, dass meine Vermutung bezüglich Will widerlegt wurde und er doch noch sein Happy End in einer Beziehung finden konnte. Die war zwar nicht neu, aber mit dem erneuten Auftreten von Kevin hat man hier eine schöne Lösung gefunden. Die beiden gefielen mir schon immer gut zusammen und da ist es natürlich sehr praktisch, dass man sich mal eben kurz seiner letzten Beziehung entledigte und somit mit prominenter Fürsprache von Luke diese Wiedervereinigung erleben durfte. Wills moralischer Kreuzzug wurde nebenbei auch noch von ihm sehr souverän zu einem Sieg geführt. Die Inszenierung der Debatte war von Beginn an sehr klischeehaft, also kann man sie auch genauso zu Ende bringen. Will war für mich seit der Einführung seines Charakters eine große Bereicherung für die Serie und rückblickend bin ich froh, dass man sich bei seiner Figur am meisten Zeit für seine Entwicklung gelassen hat. Zum Ende hin gingen den Schreibern zwar vermehrt die Ideen aus und man trat inhaltlich auf der Stelle, aber der Abschluss ist gelungen. Die großen Momente für Luke blieben derweil im Finale aus, aber seine Geschichte war bereits in der vorletzten Episode auserzählt. Im Rückblick zählt seine Figur aber sicher auch zu denjenigen, die mit längerer Zugehörigkeit, und vor allem nach dem Ende seiner Beziehung mit Rayna, am meisten an Charakterprofil gewonnen haben.
Ein ähnlich rundes Ende wurde uns Zuschauern aber leider bei Avery und Juliette vergönnt. Dabei ließ sich eigentlich auch diese Wiedervereinigung recht gut an. Mit dem abermals von Layla gestreuten Leak über die Verstrickung von Juliette in die Umstände von Jeffs Tod, hat sie sich endgültig nicht nur bei mir, sondern auch bei Avery ins Aus manövriert. Der noch einmal zur Hochform auflaufende und treu väterliche Freund Glenn ergriff Partei für Juliette und verpasste Layla verdientermaßen den Laufpass. Damit bleibt sie unter den Hauptcharakteren die einzig tragische Figur ohne versöhnlichen Abschied. Der musikalische Erfolg war da nur bitterböse Ironie für ihr persönliches Scheitern. Der Weg war also frei für Avery und Juliette. Und die Autoren setzten noch einmal alle Hebel in Bewegung, um für Juliette verloren gegangene Sympathiepunkte zurückzugewinnen. Das öffentliche Bekenntnis zu ihrer Verfehlung und die Worte an Jeffs Familie zeugten von Demut und erstmals auch von wirklicher Reue, wenn auch aufgrund der Eile der Erkenntnis etwas zu gezwungen. Darüber kann ich aber hinwegsehen, nicht aber über einen der unsäglichsten Cliffhanger im ungünstigsten Moment. Das Kalkül der Serienmacher, mit dem offenen Ende möglicherweise einen größeren Druck zugunsten einer Serienverlängerung aufzubauen, ist dumm, dreist und unnötig. Wäre die letzte Szene entfallen, hätte es auch für Avery, Juliette und nicht zu vergessen Cadence ein Happy End gegeben. Juliette auf dem Weg zu ihrer Familie, die Oscar-Verleihung sausen lassen, hätte auch ohne gemeinsame Szene ein versöhnlicher Abschluss sein können. So bleibt der Makel, dass ohne Serien-Rettung in letzter Sekunde, "Nashville" ausgerechnet mit diesem Anti-Höhepunkt enden musste.
Fazit
Wäre da nicht die letzte Szene, man müsste den Autoren dazu gratulieren, dass ihnen mit den verbliebenen Mitteln für alle noch offenen Handlungsstränge ein mehr oder weniger stimmiges und versöhnliches Ende gelungen ist. Unsere über vier Jahre ans Herz gewachsenen Charaktere haben ihr verdientes Ende gefunden. Der gütliche Schlusspunkt unter der insgesamt qualitativ recht holprigen vierten Staffel wurde jedoch gesetzt. Ich für meinen Teil denke mir einfach die letzte Szene weg und kann dann mit dem Serienende auch ohne Last-Minute-Verlängerung gut leben.
Jan H. – myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Maybe You'll Appreciate Me SomedayErstausstrahlung (US): 25.05.2016
Erstausstrahlung (DE): kein Termin
Erstausstrahlung (Pay-TV): 04.10.2016
Regie: Callie Khouri
Drehbuch: Callie Khouri
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