Bewertung

Review: #1.21 Kein Entkommen

Foto: Clare Bowen, Nashville - Copyright: 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate
Clare Bowen, Nashville
© 2012 Andrew McPherson/ABC/Lionsgate

Die erste Staffel "Nashville" endet mit einem großen Knall und zeigt im Grunde alles was diese Serie im Besonderen auszeichnet: Große Emotionen, Gefühle, Herzschmerz und die Verarbeitung von Lebenskrisen in Form von Musik. Und auch sonst hat dieses Finale alles zu bieten, was ein standesgemäßes Staffelfinale liefern kann: Einen dramatischen Autounfall in letzter Sekunde, einen Heiratsantrag, eine überraschende Schwangerschaft und eine Beerdigung. Trotz dessen, dass die Autoren hier alle klischeehaften Faktoren eines Finales zusammenrühren, funktioniert das Finale auf allen Ebenen ganz wunderbar und kann wohl als bisher beste Folge der Serie bezeichnet werden.

"This is not me"

Die Entwicklung des Gunnar-Scarlett-Dramas in dieser Folge ist mehr als begrüßenswert. Glücklicherweise haben sich die Autoren nicht dafür entschieden das Drama der Beiden noch weiter aufzublasen und auch die Befürchtung mit dem Wiederauftauchen von Avery in Scarletts Leben eine leidige Dreiecksstory zu beginnen, hat sich erfreulicherweise nicht bewahrheitet. Stattdessen sieht Gunnar seine Fehler schnell selbst ein und beginnt, nachdem er auch von Wiederauftauchen von Avery gehört hat, um Scarlett zu kämpfen und endlich auch in Bezug auf seinen eingeschlagenen musikalischen Weg die Wahrheit zu sagen. Der schlussendliche Heiratsantrag hätte zwar nicht unbedingt am Ende der Folge noch drangehängt werden müssen, aber da die ganze Szene so süß und schön aufgebaut war, kann man diese etwas überhastete Wendung sogar auch noch verzeihen. Das Gunnar und Scarlett jetzt glücklich bis ans Ende aller Tage zusammenleben, ist dann aber trotzdem eher unwahrscheinlich. Die Zeichen stehen aber erst mal auf Versöhnung und man kann nur hoffen, dass dem Paar in der zweiten Staffel nicht allzu viele Steine in den Weg gelegt werden.

"She was my mess"

Juliette versucht in dieser Folge mit dem Verlust ihrer Mutter klar zu kommen und zeigt in Zeiten der Trauer, was für ein ungemein starker Mensch sie sein kann. Die Darstellung von Juliettes Kampf gegen die Trauer ist ungemein berührend und kraftvoll umgesetzt worden, vor allem auch aufgrund der mal wieder sehr starken Performance von Hayden Panettiere, die mit ihrer Rolle gewachsen ist und darstellerisch momentan die überzeugendsten Leistungen abliefert, was auch an der Vielschichtigkeit ihrer Rolle liegt, die sicher auch eine der zentralen Stärken der ersten Staffel war. Eines der großen Highlights dieser Folge und auch der ersten Staffel insgesamt war sicher die Gesangseinlage von Juliette auf der Gedenkfeier für ihre Mutter, die rührend war, ohne in großen Kitsch auszubrechen. Ein bemerkenswerter Moment, der abermals die Bedeutung von Musik auch als lebensweltlicher Anker und Hilfe deutlich macht. "Nashville" ist eine Serie, in der es in jeder Folge auch um die Bedeutung von Musik geht und darum wie sehr man auch Lebenskrisen auf musikalischer Ebene irgendwie verarbeiten kann. Ein wenig merkwürdig mutet es schlussendlich nur an, wie vertraut Juliette und Avery schon miteinander umgehen, obwohl sie sich erst so einen kurzen Zeitraum kennen, aber das ist nur ein minimaler Kritikpunkt eines ansonsten stark umgesetzten Storystrangs, der bewegender nicht hätte umgesetzt werden können.

"I’m pregnant"

Kein Staffelfinale ohne eine überraschende Schwangerschaft: Auch "Nashville" nutzt die Mutter aller Cliffhanger und konfrontiert einen der zentralen Charaktere mit einer unverhofften Schwangerschaft. In diesem Falle trifft es Teddy, der von Peggy eröffnet bekommt, dass sie schwanger sei. Die ganze Teddy-Peggy-Lamar-Storylline hat nie wirklich gut funktioniert oder in irgendeiner Form größeres Interesse geweckt und das ändert sich auch nicht mit dem Ausspielen des Schwangerschafts-Jokers. Die Hoffnung, dass Teddy in der zweiten Staffel vielleicht mal mehr interessante und weniger halbgare, immer leicht deplatziert wirkende soapige Politik-Storylines abbekommt, zerschlägt sich damit auch erst mal. Dabei war Teddys Kampf mit der Angst um den Verlust seiner Familie und auch seine schlussendliche Konfrontation mit Deacon starke Momente, in denen Teddy endlich mal mehr Profil abseits des Politikgeschäfts verliehen bekam. Diese überzeugenden Ansätze werden dann aber mit Peggys Enthüllung erst mal wieder zu Nichte gemacht. Aber vielleicht überraschen einen die Autoren dann in der zweiten Staffel doch noch und kreieren um dieses klischeehafte Momente doch noch einen spannenden und die Charaktere weiterentwickelten Handlungsbogen. Man darf auch hier gespannt sein.

"I never ever gonna leave you"

Ein brutaler Schlag in die Magengrunde waren alle Ereignisse rund um Deacon, der erfährt, dass er Maddys Vater ist und sich danach wieder hemmungslos dem Alkohol hingibt und damit alles was er in den vergangenen Jahren aufgebaut hat, wieder die Toilette hinunter spült. Hier tut schon das alleinige zuschauen brutal weh und der ganze Schmerz Deacons, der von der Liebe seines Lebens die ganze Zeit belogen wurde, ist körperlich spürbar. Die ganze Situation ist auch deshalb so bitter und tieftraurig, da niemand irgendjemandem etwas Böses wollte: Damals wurden Entscheidungen getroffen, die damals richtig und passend erschienen, die Deacon aber aus heutiger Sicht wie große Lügen vorkommen. Der Selbstzerstörungstrip Deacons ist schlussendlich auch das emotional-brutalste, was die Serie bisher geboten hat und Charles Esten läuft in diesem Zusammenhang zu absoluter Hochform auf und holt wirklich alles aus der Rolle heraus. Ein wenig ärgerlich ist hier auch nur die permanente Überdramatisierung, der sich die Autoren der Serie immer wieder sehr gerne hingeben und so reicht es nicht aus Deacon wieder zum Alkohol greifen zu lassen und einen seiner besten Freunde Coleman gnadenlos zu belügen, sondern es muss ganz am Schluss der Folge auch noch zu einem spektakulären Autounfall kommen, in den Deacon und Rayna verwickelt sind. Dieser Autounfall war dann im Angesichts der weiteren Ereignisse dieser Folge doch ein bisschen zu viel des Dramas und auch mit einem etwas subtileren Cliffhanger hätte man die Zuschauer dazu bringen können, auch in der zweiten Staffel wieder einzuschalten, denn ansonsten war dieses erste Staffelfinale starkes Fernsehen, welches man in der kommenden zweiten Staffel gerne wieder einschaltet.

Fazit

Zum Schluss wird noch einmal wild aus allen Rohren gefeuert: Ein dramatisches und emotionales Ereignis reiht sich an das nächste und führt zu einer Folge, die ungemein berührt, starke Charaktermomente bietet und damit sicherlich zum stärksten gehört, was diese Serie bisher geboten hat. Leider übertreibt man es an manchen Stellen dann doch zu sehr mit der plumpen Überdramatisierung und verhindert damit eine herausragende Folge.

Moritz Stock – myFanbase

Die Serie "Nashville" ansehen:

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