Interview mit Kathleen Smith

26. July 2016 | Kathleen Smith ist eine junge Therapeutin, die nicht nur unter https://fangirltherapy.com/ bloggt, sondern auch gerade das Buch "The Fangirl Life" bei Penguin Random House veröffentlicht hat. Ihre Artikel sind bei The Mary Sue, xoJane und HelloGiggles erschienen, sowie in Fachzeitschriften zur geistigen Gesundheit. Sie lebt in Washington D.C. und stand uns Rede und Antwort zum Fangirl-Leben. Auf ihrem Blog könnt ihr übrigens herausfinden, welcher Fangirltyp ihr seid! Doch was ist eigentlich mit den Fanboys …?

Hier könnt ihr das Originalinterview nachlesen. | Read the original interview in English.

Foto: Kathleen Smith - Copyright: Kathleen Smith
Kathleen Smith
© Kathleen Smith

Du sagst, Fangirls sollen sich nicht ändern – warum also eine Therapie? Um es zu akzeptieren?

Die Natur des Fangirls ist eine schöne Eigenschaft, die uns nicht beschämen sollte. Wir sind aktive Teilnehmer in unserer Leidenschaft und wir bauen uns eine Gemeinschaft, wo wir wundervolle Freundschaften bilden können. Aber wir sind auch Menschen und per Definition suchen Menschen immer Fehler in sich selbst. Ich arbeite als Beraterin und da geht es um das Feiern der eigenen Stärken und das Leben eines erfüllenden, mutigen Lebens. Also wollte ich ein Buch schreiben, dass das Leben als Fangirl feiert, aber auch ein wenig herausfordert, um an sich selbst zu arbeiten.

Wie spürst du es, wenn du dich in ein Fangirl verwandelst, im Gegenzug zu "normalen fernsehen"? Bei mir ist erst einmal nur ein Bauchgefühl, aber ich streite es erst einmal eine Weile ab.

Ja, so ein Gefühl im Magen bedeutet etwas! Für mich ist es, wenn ich Angst habe, eine Episode zu verpassen, oder wenn jemand im Fandom mir nicht zustimmt – oder ich Neid spüre auf die Erlebnisse anderer Menschen mit dem Cast oder der Serie. Dann weiß ich es, es ist Zeit, einen Schritt zurückzumachen und tief durchzuatmen. Ich wünsche mir den fröhlichen Mittelweg, wo ich aktiv und enthusiastisch wegen des Plots und der Charaktere bin, aber mich auch auf andere Dinge konzentrieren kann.


In all den Jahren deines Blogs, welche Frage ist dir am meisten im Gedächtnis geblieben?

Einmal schrieb mir eine Leserin sehr offen, dass sie dachte, sie würde das Leben der fiktionalen Frauenfiguren, die sie liebte, nicht verdienen. Dieser Selbstzweifel kann in all unseren Köpfen präsent sein – und ich behielt die Frage der jungen Frau in meinem Herzen, während ich das Buch schrieb. Ich wollte, dass die Leute "The Fangirl Life" lesen und sich ein Stückchen mutiger fühlen und netter zu sich selbst und anderen sind.

Woher kam die Idee zu deinem Buch und war deinem Verlag schnell klar, wie nötig das Werk ist?

Mir kam die Idee, meine beiden Leidenschaften – Fangirlen und mentale Gesundheit – vor ein paar Jahren während NaNoWriMo, dem jährlichen Schreibmonat, zu kombinieren. Ich hatte großes Glück mit meiner fangirlenden Lektoratin, die viel Verständnis für die Bedeutung meines Buches mitbrachte.

Fangirls schön und gut, doch wie sieht es mit den Fanboys aus?

Ich denke, es gibt viele Texte über mentale Gesundheit in den Gemeinschaften der Fanboys. Aber ich wollte ein Buch schreiben, dass die Leidenschaften von Fangirls und die Probleme junger Frauen sowohl online als auch offline behandelt, denn ich habe es selbst erlebt. Ich fühle mich nicht qualifiziert dafür, die Fanboyerlebnisse zu adressieren, wenn ich zu 99% in meinen Fangemeinschaften nur mit Frauen zu tun habe. Ich denke dennoch, dass Fanboys sich mit meinem Buch identifizieren könnten – viele Techniken für den Geist funktionieren für eine breite Masse an Menschen.

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Es gibt viele Theorien dazu, warum heterosexuelle Frauen schwule Männer im Fernsehen shippen, eine ist aus einem wissenschaftlichen Text, dass "ihr Mann" nie eine andere Frau haben wird. Welche ist deine?

Warum Menschen verschiedene Paare shippen hat mich schon immer fasziniert! Aber ich habe keine Ahnung, warum manche Frauen sich so auf schwule Männer fokussieren, und manche nicht. Ich würde sagen, es hat nichts mit dem Teilen zu tun. Ich meine, sie müssen ihr Ship sowieso mit dem ganzen Fandom teilen! Meine Ships haben aber meistens mindestens eine Frau – ich shippe eigentlich immer die Schauspielerin, die ich gerade toll finde, mit der Person, die klug genug ist, sie zu vergöttern!

Dein persönlicher Charakterfavorit ist die BAMF – was genau bedeutet das, es gibt sicher einige Leser, die nicht mit diesem Phänomen betraut sind?

BAMF hat viele Bedeutungen, aber für mich ist es die Art von Badass Frau, die sich in ihrer Identität sehr wohl fühlt. Sie trifft gerne harte Entscheidungen und lässt sich nicht von der Meinung anderer beeinflussen, aber sie kann auch verletzlich in ihrer Beziehung sein. Eine BAMF ist ein Charakter, der mich innehalten lässt – ich schaue mir ab, wie ich ihre Awesomeness auf mein eigenes Leben übertragen kann.

Generell kann Fandom manchmal eine eigene Sprach sein, BroTP, Headcanon, wie erklärst du das "Außenstehenden"?

Sehr geduldig! Ich habe viele Freunde und Familienmitglieder, die sich nicht mit der Sprache des Fandoms auskennen, aber versucht haben, mein Buch zu lesen. Glücklicherweise gibt es ein Glossar am Schluss und man kann die Definitionen auch leicht im Internet nachlesen. Ich denke aber, die Sprache wird immer normaler in der jüngeren Generation. Die meisten Teenager wissen definitiv, was "shippen" ist.

Wie sieht die Zukunft des Fandoms aus, speziell durch Plattformen wie Netflix?

Ich denke, eine Veränderung ist gerade, dass sich Schauspieler stark im Fandom involvieren. Es besteht ein großer Druck, Social-Media-Seiten zu haben, Folgen live zu tweeten und auf Events die Anhänger zu treffen. Für viele Fans ist das aufregend, aber persönlich halte ich den fiktionalen Charakter und den Promi auseinander. Ich bin tatsächlich dankbar, dass die meisten meiner Lieblinge nicht online sind!

Was ist das Wichtigste, das dir Fernsehserien beigebracht haben?

Oh meine Güte, was für eine Frage! In meinem Buch rede ich darüber, dass ich meine Karriere dem Marathon von fünf Staffeln "Good Wife" in nur wenigen Wochen schulde. Eine meiner liebsten Figuren, Diane Lockhart, gespielt von Christine Baranski, hat da diese Szene, wo sie ihr Gehalt verhandelt, und sie sagt: „Ich will, was ich wert bin.“ Als ich die Serie guckte, machte ich gerade meinen Abschluss und arbeitete viel umsonst und dieser Moment war sehr wichtig für mich. Er half mir, meinen eigenen Wert festzustellen und Menschen nicht länger meine Zeit oder mein Talent ausnutzen zu lassen. Ich bin also wahnsinnig dankbar, wie diese Geschichte mein eigenes Leben beeinflusst hat.

Simone Bauer - myFanbase


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