Review: #1.01 Ein unschlagbares Team
Mit "Legends of Tomorrow" startet nun bereits die dritte Serie aus dem "Arrow"-Verse beim kleinen amerikanischen Network-Sender The CW, welcher sich allmählich zu einem reinen Sender für Comic-Adaptionen wandelt. Anders als bei "The Flash" und "Arrow" steht hier aber kein einzelner Superheld, welcher von einem Team unterschiedlicher Charaktere unterstützt wird, im Zentrum des Geschehens, sondern eine Gruppe von insgesamt acht mehr oder weniger heldenhaften Figuren. Diese acht wurden bereits allesamt in der Vergangenheit in den Vorgängerserien vorgestellt, genau wie der übermächtige Widersacher Vandal Savage, den das Team Arrow und das Team Flash bereits in einem Cross-Over-Event der zweiten "Flash", beziehungsweise vierten "Arrow"-Staffel bekämpft, aber nicht besiegt haben.
Seinen Anfang nimmt "Legends of Tomorrow" im Jahr 2166, in dem eben jener Vandal Savage als gnadenloser Despot die Welt eroberte und in Schutt und Asche gelegt hat. In die Serie eingeführt wird Savage als überdimensionaler Superbösewicht, der auch vor dem kaltblütigen Mord an einem Kind nicht zurückschreckt. Der einzige im Grunde komplett neue Charakter ist Rip Hunter, welcher in "The Flash" zwar schon erwähnt, aber als Person noch nicht direkt in Erscheinung getreten ist. Dieser ist im Jahr 2166 ein Mitglied der sogenannten Time Masters und bittet das Time Masters Council darum in die Vergangenheit zu reisen, um den Aufstieg von Savage zu verhindern und damit die Menschheit zu retten. Hunters Antrag wird aber abgeschmettert und so reist er ohne Erlaubnis zurück in das Jahr 2015, um dort ein Team von Helden zusammenzustellen, welches mit Hilfe seines Zeitreiseraumschiffs namens "Waverider" durch die Zeit reisen soll, um Savage aufzuspüren und zu besiegen.
In einer sehr rasanten Montagesequenz wird kurz darauf jedes einzige Mitglied des Teams kurz vorgestellt und von Hunter schließlich zusammengebracht. Bei den Teammitgliedern handelt es sich um Dr. Martin Stein und Jefferson Jackson, die zusammen Firestorm ergeben, Sara Lance, welche unter dem Alter-ego "The Canary" auf Verbrecherjagd geht, die menschlichen Falken Kendra Saunders und Carter Hall, das Verbrechergespann Mick Rory und Leonard Snart, die auch unter den Pseudonymen Heat Wave und Captain Cold bekannt sind und schließlich Ray Palmer, alias "The Atom". Die Vorstellung der Ausgangsprämisse, des Gegenspielers und der acht, beziehungsweise eigentlich neun Helden erfolgt bereits in den ersten neun Minuten, was die ungeheure Geschwindigkeit des Pilots bereits deutlich macht.
In einer Zeit, in dem es sowohl im Fernsehen, als auch im Kino nur so von Superheldengeschichten wimmelt und in der beispielsweise Marvel bereits einen weit in die Zukunft reichenden Zeitplan aufgestellt hat, der aufzeigt wann genau die einzelnen Filme in die Kinos kommen und wie diese ineinander greifen sollen, besteht die Gefahr einer aufkommenden Superheldensättigung. Der Serienschöpfer von "Legends of Tomorrow" Greg Berlanti allein zeigt sich inklusive der auf CBS laufenden "Supergirl"-Serie nun bereits für vier Superheldenserien verantwortlich. Die moderne Popkultur ist also vollgestopft von verschiedenen Franchise-Universen, die auf bekannte oder auch weniger bekannte Comicvorlagen basieren und es mutet schon etwas mutig an, auf diesen Overkill an kostümierten Rächern mit einer Serie zu reagieren, die gleich acht neue Helden in den Vordergrund rückt und dies auch noch mit einem Zeitreiseelement ergänzt, was an sich nicht die unkomplizierteste Prämisse darstellt.
Um zu triumphieren muss es "Legends of Tomorrow" also gelingen einen eigenen Stil, eine besondere Herangehensweise zu finden, die den Verdacht sofort entkräftet, es hier nur mit einem in der Buchhaltung entwickelten Konstrukt zu tun zu haben, welches ein erfolgreiches Franchise weiter ausbauen und in die Zukunft führen soll. "The Flash" funktioniert bis heute auch deshalb so gut, weil es sich ganz klar von seiner düsteren, bodenständigen und dreckigen Mutterserie mit einem ganz eigenen, viel leichteren, gewitzten und verspielt-naiven Stil abgrenzt. In "Arrow" kämpft Oliver Queen gerne gegen seine eigenen, ihn permanent runter ziehenden Dämonen und reagiert darauf mit viel Härte und Zynismus, während Barry Allen Zeitreiseproblematiken, riesigen Gorillas und Haien eher mit einem optimistischen Augenzwinkern begegnet. "Legends of Tomorrow" muss erst noch zeigen, welchen ganz eigenen Weg die Serie bereit ist zu gehen. Der Pilot ist da leider eher noch ein etwas unrundes Zwitterwesen zwischen einer düsteren Zukunft, wo Kinder gnadenlos getötet werden und den teils humorvollen Wortgefechten zwischen den zunächst gegen ihren Willen zusammengebrachten Superhelden in der Gegenwart.
Der noch sehr unausgegoren wirkende Stil der Serie ist aber nicht das Hauptproblem, sondern viel mehr die bereits angedeutete vollkommene Überfrachtung an unterschiedlichen Figuren, die zumindest im Piloten noch recht ziellos und ohne festes Zentrum in der Gegend herumschwirren. Durch die Zentrierung auf eine klare Hauptfigur und ein Team mit eigenständigen, sich gegenseitig optimal ergänzenden Nebenfiguren hatten "The Flash" und "Arrow" gleich von Beginn an eine funktionierende Grundstruktur, auf die schnell und unkompliziert aufgebaut werden konnte. "Legends of Tomorrow" fehlt das völlig. Hier gibt es mit Hunter zwar einen Anführer, aber ansonsten vermittelt die Serie bisher noch nicht das Gefühl, als dass man einen funktionierenden Plan hätte, wie man diesem Übermaß an Helden und ihren unterschiedlichen Fertigkeiten gerecht werden könnte.
Deutlich wird diese Problemstellung gleich bei der ersten Zeitreise der Woche, die das Team in das Jahr 1975 führt, wo ein bald sterbender Vandal-Savage-Experte aufgespürt werden und nach dem Aufenthaltsort des Tyrannen befragt werden soll. Da nicht alle Helden gleichermaßen für eine recht kleine Aufgabe, wie die einer simplen Befragung, benötigt werden, bleiben Sara, Mick, Leonard und Jefferson einfach im Raumschiff zurück. Die drei erst genannten sehen sich dann zumindest noch in eine Nebenstory verwickelt, die sie in eine Bar führt. Diese Story mündet dann aber auch nur in eine simple, für die Haupthandlung vollkommen uninteressante und irrelevante Barschlägerei, welche nicht mal dafür genutzt wird den Zeitreiseaspekt sinnvoll zu nutzen und ein irgendwie geartetes 70er-Jahre Flair zu verbreiten.
Bei der Befragung stellt sich dann heraus, dass der eben erwähnte Savage-Experte in Wahrheit der Sohn von Kendra und Carter ist, die über die Zeit in verschiedenen Momenten der Geschichte immer wiedergeboren und stets zur Erhalt der eigenen Unsterblichkeit von Savage getötet wurden. In diesem Kontext wird nochmal auf die bereits aus dem Flash/Arrow-Crossover bekannte Verstrickung des Schicksals von Savage, Kendra und Carter eingegangen. Dies ist unabdingbar für jene Zuschauer, die von den Vorgängerserien noch nichts gesehen haben und deshalb sicherlich vertretbar. Trotzdem wirkt vieles im Piloten entweder uninteressant, wie die Kneipenschlägerei, oder ziemlich gehetzt, wie die Einführung der Helden oder der finale Schlusskampf gegen einen vom Time Masters Council ausgesandten Auftragskiller namens Cronon, der plötzlich das Raumschiff angreift, in dem sich letztendlich nur noch Jefferson befindet. In dieser finalen Actionsequenz sehen wir die acht Helden erstmals zusammen gegen einen Widersacher kämpfen und das Ergebnis ist leider auch hier ziemlich unspektakulär, da das Ganze schnell in einem unübersichtlichen Getöse endet, in dem versucht wird jedem Superhelden und seinen speziellen Fähigkeit kurz Raum zu geben - mit einem leider ernüchternden Ergebnis.
Grundsätzlich muss dem Auftakt der Serie, welcher als erster Teil eines Zweiteilers fungiert, attestiert werden, dass es ihm kaum gelingt eine greifbare Idee davon zu vermitteln, was die einzelnen Figuren genau ausmacht und wo das Ganze im Laufe der ersten Staffel hinführen soll. Die einzelnen Charaktere kommen in dieser ersten Stunde leider nicht über eine Gruppe von zusammengewürfelten B-Helden hinaus, auch wenn es immer mal wieder ganz unterhaltsame Momente gibt, vor allem die Interaktion zwischen Professor Stein und dem ehemaligen Football-Spieler und späteren Automechaniker Jefferson kann da positiv hervorgehoben werden. Trotzdem ist der Pilot insgesamt eher ein unsortiertes Wirrwarr an Mythologiebildung, pseudowissenschaftlichen Zeitreiseerläuterungen und Charaktereinführung, die gleichzeitig wahnsinnig überhastet und chaotisch daherkommt.
Ganz abschreiben sollte man die Serie nach einer einzigen Folge natürlich nicht, dafür birgt die Mischung aus "Doctor Who" und "Guardians of the Galaxy" doch ein zu großes Unterhaltungspotential. Man muss der Serie wohl einiges an Zeit einräumen, damit die vielen Figuren besser ausgearbeitet, ihnen Profil verliehen und ihnen allen ein passender Platz im Gesamtgefüge der Serie zugewiesen werden kann. Die Räder greifen in der ersten Folge aber leider noch nicht wirklich ineinander, nicht nur auf der Seite der Superhelden, sondern auch auf der Seite des Nemesis, welcher bereits im Crossover schon Gefahr lief eine reine Karikatur zu werden. Um hier nochmal den Vergleich mit der ersten Staffel von "The Flash" anzuführen: Hier hatte man mit Harrison Wells einen geheimnisvollen, ambivalenten und Neugierde weckenden Gegenspieler, den man lange nicht richtig einschätzen konnte. Vandal Savage hingegen ist bisher einfach nur in allen Maße fürchterlich böse, löste den ersten Weltkrieg aus und experimentiert mit Atombomben. Dazu verfällt der Savage-Darsteller Casper Crump auch gerne mal in etwas überzogenes Overacting, was dem Charakter auch nicht hilft eine Form von gefühlter Komplexität zu erreichen.
Das Ende der Folge bot dann zumindest noch vereinzelnde nette Charaktermomente, in der jeder Held sich nochmal genauer damit auseinandersetzen musste, warum er eigentlich an dieser Heldenmission teilnehmen will und auch die Auflösung der grundsätzlichen Motivation Hunters Savage zur Strecke zu bringen, brachte die Figur sicherlich etwas weiter und weckte dadurch grundsätzliches Interesse.
Fazit
Bei "Legends of Tomorrow" hat man es mit einem sehr schwierigen Piloten zu tun, muss dieser doch gleichermaßen Neueinsteiger, sowie auch Fans und Kenner der Vorgängerserie abholen, die neun (!) Hauptfiguren und den Erz-Nemesis einführen, die Grundprämisse erläutern und die Story so weit in Gang setzten, dass man als Zuschauer sehnsüchtig den zweiten Teil des Auftakts erwartet. Diese vielen Bälle, die gleichzeitig in der Luft gehalten werden müssen, führen leider zu einem vollkommen überhasteten, konfusen Durcheinander von einem Piloten, der die Vorfreude auf den weiteren Verlauf der Serie erst mal dämpft. Trotzdem bleibe ich schon aufgrund der Zeitreisethematik und dem Grundthema der Heldenwerdung im Kontrast zum Heldensein weiterhin dran an der Serie, die wohl noch eine Weile brauchen wird, um sich richtig einzuspielen und zu finden.
Moritz Stock - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: Pilot (1)Erstausstrahlung (US): 21.01.2016
Erstausstrahlung (DE): 30.08.2016
Regie: Glen Winter
Drehbuch: Marc Guggenheim & Phil Klemmer
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