Bewertung

Review: #3.16 Gebäude 26

Foto: Masi Oka, Heroes - Copyright: 2010 Universal Pictures
Masi Oka, Heroes
© 2010 Universal Pictures

Hand aufs Herz: Macht es hier irgendjemandem noch wirklich Spaß, "Heroes" zu gucken? Mir ehrlichgesagt nicht. Oder zumindest nur stellenweise. Nach dem katastrophalen Absturz in #3.15 Blut und Vertrauen war es für #3.16 Gebäude 26 ja nicht sonderlich schwer, besser zu sein. Tatsächlich ist diese Episode auch recht solide und hat ein paar ordentliche Ansätze, ist aber noch weit davon entfernt, sich vom Durchschnitt abzusetzen. Dieser ist in letzter Zeit allerdings eh ziemlich weit nach unten gesunken.

"Luke. You really got to stop trying to be my friend, or I'm gonna kill you."

Es kommt kaum überraschend, dass die Geschichte rund um Sylar und Luke (nennen wir ihn spaßeshalber Nuke) die mit Abstand interessanteste von allen ist. Ja, das mag daran liegen, dass Zach Quinto zurzeit meinen Desktophintergrund ziert. Aber es liegt auch daran, dass wir hier die einzige Story haben, welche von Anfang bis Ende gute Dialoge liefert und in der die Charaktere sinnvoll handeln. Die Idee eines Roadtrips wurde witzig umgesetzt (anders, als es noch bei M*** und A******** der Fall war, ich zensiere die Namen, um schreckliche Erinnerungen zu ersparen) und die Chemie zwischen Quinto und Byrd stimmt. Irgendwie kann man Nukes Faszination für Sylar nachvollziehen und tatsächlich ist Nuke eine der besser konzipierten Figuren dieser Season: Man versteht, wieso er raus wollte aus New Jersey, weg von seiner Mutter, auf einen Roadtrip mit einem fremdem Psychokiller, was abstrus klingt, aber funktioniert.

Ein Beispiel für eine funktionierende Szene ist das Gespräch zwischen Sylar und Nuke im Auto. Zwar sind die Dialoge hart an der Grenze zum Kitsch, aber Quinto rettet die Situation mal wieder und schafft es, die emotionale Seite von Sylar überzeugend zu vermitteln. Auch die Unterhaltung im Diner ist gelungen und etabliert zum ersten Mal das Mentor-Schüler-Verhältnis von Sylar und Nuke: Sylar macht klar, dass man seine Fähigkeiten immer zu einem Zweck einsetzen sollte, sei es das Skalpieren von Menschen oder Aufwärmen der Milch. Nuke gehorcht und gibt Sylar schließlich die Adresse in der Hoffnung, dass er ihn nicht umbringt. Ein Lob an Dan Byrd dafür, wie er diese Szene auf den Punkt bringt und dabei keinesfalls im Schatten von Quinto steht, sondern Nuke interessant und vielschichtig zu porträtieren weiß.

Sylar befreit Nuke letztlich aus den Händen von Zeljkos Männern und eigenartigerweise ist das sogar nachvollziehbar: Nuke ist so etwas wie die jüngere Version von Sylar und hat an unserem Lieblingskiller eine Seite offen gelegt, die wir so noch nie gesehen haben – nämlich seine verletzliche, menschliche Seite. So dürfen wir diesen Psychoroadtrip noch ein bisschen länger mitverfolgen und haben damit zumindest eine Storyline, auf die wir uns freuen können.

"Noah, I can't take it anymore. I just can't."

In Costa Verde ist das Familienleben der Bennets unterdessen zur scheinbaren Normalität zurückgekehrt. Mr. Muggles ist wieder da, es gibt Waffeln und Claire nervt unentwegt. Dann gibt es mal wieder einen Streit zwischen Hornbrille und Claire-Bear. Alles schon gesehen. Gibt es eigentlich auch mal was Neues?

Jein. Mit Alex haben wir jetzt West 2.0 am Hals, diesmal gespielt von Justin Baldoni. Dass sich hier etwas in die Richtung Claire/Alex anbahnen wird, ist glasklar. Kennen wir alles schon. Doch was der ganzen Bennet-Storyline wirklich positiv anzurechnen ist, ist die längst überfällige Eskalation zwischen Sandra und Noah. Nachdem Noah Sandra zwanzig Jahre lang wegen seines Jobs angelogen hat, ihr dann zwangsweise die Wahrheit gesagt hat, dann wieder gelogen hat, dann wieder die Wahrheit gesagt hat und jetzt wieder lügt, ist es mindestens schon seit eineinhalb Staffeln notwendig, dass in dieser Ehe endlich mal was passiert. Sandra wirft ihren Mann schlussendlich aus dem Haus und das natürlich zu Recht.

Die Abschiedsszene zwischen Hornbrille und Claire ist dann allerdings wieder etwas, was wir schon oft gesehen haben. Claire-Bear ist für den Moment mal wieder gut auf Daddy Bennet zu sprechen und unter Tränen verabschieden sie sich. Allerdings ist es schleierhaft, wie der Status der Vater-Tochter-Beziehung nun eigentlich ist. Da Claire innerhalb einer Folge rund fünfzehn Mal umentscheidet, ob sie ihren Vater nun hasst oder liebt, kann man hier kaum den Durchblick behalten. Nur eines ist klar: Bennet tut alles für seine Tochter, komme was wolle. Das ist zurzeit eine der wenigen charaktertechnischen Konstanten, auf die man sich verlassen kann.

"Why don't you apologize to his bloodstain? It's still warm."

Ansonsten kann man sich ja leider auf wenig verlassen, was die Charaktere betrifft: Nathan ist zu einem hoffnungslosen Fall geworden, der sämtliche Sympathie und Authenzität verloren hat. Hat er Gefühle? Oder doch nicht? Ist er der Böse? Oder doch nicht? Keine Ahnung.

Die Geschehnisse im Gebäude 26 zeigen uns prinzipiell den Machtkampf zwischen dem Oberfiesling Danko (blöder Name, nennen wir ihn Zeljko) und Bösewicht-nicht-Bösewicht Nathan. Der kleine Gastauftritt von Moira Kelly als Abby Collins ist dabei ganz nett, aber auch nicht mehr. Gleiches gilt für Tracys Ausbruch, der von Zeljko inszeniert wurde, um Abby dazu zu bringen, dass sie finanzielle Unterstützung vom Weißen Haus anfordert. An sich wäre die Idee des arrangierten Ausbruchs ja ganz nett gewesen, wenn man nicht die Augen verdrehen müsste angesichts der Tatsache, wie dumm Tracy ist. Sie hatte ja gesehen, dass Abby absolut gegen Nathans Programm ist und hätte sie den Mann nicht eingefroren und in seine Einzelteile zerlegt, hätte Abby ihre Meinung nie geändert. So ist Tracy jetzt aber zurück in ihrer Heizstrahlerzelle und man kann nicht anders, als sagen: Selbst schuld.

"You can't stand the fact that now you're my sidekick!"

Ursprünglich wollte ich diesen Teil der Episode einfach völlig in der Review ignorieren. Denn so verheerend, wie die Storyline rund um Hiro und Ando diesmal war, sollte man sie einfach ausblenden. Oder alternativ, man sollte beide Figuren aus der Serie schreiben, denn nach dieser Folge sind sie für mich gestorben. Gerade Hiro ist an Beklopptheit kaum noch zu überbieten.

Zunächst mal: Wie in aller Welt haben die beiden es geschafft, in ein Flugzeug zu steigen und nach New Delhi zu gelangen, ohne von Zeljkos Männern geschnappt zu werden? Wie kommt Hiro bitte auf die Idee, dass er seine Kräfte zurückbekommt, wenn er die Inderin rettet? Wie können die Autoren nur davon ausgehen, es gäbe tatsächlich so eine hirnlose Frau wie Annapoora auf dieser Welt? Von Deepak ganz zu schweigen. In dieser Geschichte ist einfach alles an Dämlichkeit vereint, was nur möglich ist. Gerade Hiros Ignoranz und egozentrische Rumjammerei ist wirklich unerträglich. Getoppt wird all dies von dem gefühlten 592. Mal "Yatta!", das Hiro zum Besten gibt. G-r-a-u-s-a-m.

Nochmal Hand aufs Herz: Macht "Heroes" also noch Spaß? Solange Hiro nicht vorkommt, durchaus. #3.16 Gebäude 26 kann sich mit Mühe und Not wieder zurück ins Mittelmaß hieven und überzeugt zumindest mit den Geschichten um Sylar und Nuke sowie Sandra und Noah. Ansonsten ist aber nicht viel Interessantes dabei, sodass es gerade so noch für 5 von 9 Punkten reicht.

Maria Gruber - myFanbase

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