Bewertung

Review: #3.25 Unsichtbare Bedrohung

Nach einer Staffel, zwei Volumes und insgesamt 25 Episoden, während denen ich stets einen unerschütterlichen Optimismus an den Tag legte und immer wieder darauf hoffte, dass diese einst so großartige Serie zu ihren Glanzzeiten zurückfinden würde, ist es nun passiert: Die Luft ist raus. Jegliche Hoffnung auf Besserung ist der traurigen Realität gewichen, die dem geneigten Fan wie ein Schlag ins Gesicht klargemacht hat, dass die guten alten Zeiten vorbei sind. #3.25 Unsichtbare Bedrohung hat den Todesstoß vollzogen, den letzten Schubser über den Rand des Abgrunds, hinunter in die Tiefen der verqueren Storylines, dämlichen Logikfehler und kaputtgetretenen Charaktere. Wenn eine Folge zeigt, wie sehr die Serie unter den Mängeln der dritten Staffel gelitten hat, dann diese.

"You know that little off-switch in the back of my head? I moved it."

Es ist irgendwie paradox: Zachary Quinto ist zweifelsohne einer der Haupttrümpfe von "Heroes" und gleichzeitig ist es die große Schwäche der Serie, dass sie mit Sylar einen Bösewicht ins Zentrum stellt, der de facto unbesiegbar ist. War Sylar in der ersten Staffel noch ein undurchschaubarer Antagonist, der an Coolness kaum zu überbieten war, so hat man ihn im Verlauf der zweiten und vor allem dritten Staffel zu einem Versuchskaninchen für diverse Charakterstudien degradiert, die allesamt fehlgeschlagen sind. Er musste sämtliche Stadien durchlaufen, Petrelli-Abkömmling, Company-Agent, verliebter Clyde für Elles Bonnie, Lukes Mentor, schizophrener Gestaltenwandler. Ohne Quintos schauspielerische Brillanz hätte man als Zuschauer wahrscheinlich nicht bis zum Ende durchgehalten angesichts dieser abstrusen "Charakterentwicklung".

Abstrus ist das Schlagwort, wenn man sich die erste Szene der Episode ansieht: Sylar hat also den kleinen Todesschalter in seinem Kopf einfach mal verschoben. WAAAAS? Diese Erklärung ist an Stupidität kaum zu überbieten! Anstatt sich den Cliffhanger in der letzten Episode einfach zu sparen, kommt man mit solchen fadenscheinigen Erklärungen, bei denen man nur den Kopf schütteln kann.

Doch hat man diese Introszene erstmal überstanden, geht es – das muss man der Folge zugestehen – erstaunlich gut voran. Es ist spannend, dabei zuzusehen, wie Sylar in Fahrt kommt und zuerst mit großer Genugtuung Danko hinter Gittern bringt, dann Nathan wachzurütteln versucht ("Such a lightweight.") und schließlich auf Claire trifft. Wie er dabei geschickt mit Bridgets Fähigkeit umzugehen weiß und mithilfe der Herzchenkette Claire um den Finger wickelt, ist nett eingefädelt und ich bin mal so großzügig und gehe davon aus, dass die Autoren das von langer Hand geplant hatten. Claire und Sylathan sind ein sehr interessantes Gespann und es ist zu keinem Zeitpunkt langweilig, den beiden zuzugucken, wobei man sich ständig fragt, ob Claire den Trick durchschaut oder nicht. Ein großes Lob gilt hier vor allem Adrian Pasdar, der als Sylathan absolut phänomenal ist.

Sobald sich Sylar aber zu erkennen gibt, wird es richtig klasse: Die Szene, in der Sylar und Claire gemeinsam Wein trinken, ist einfach grandios, selbst als Sylar gegenüber Claire romantische Ambitionen zeigt. Das Szenario ist krank, aber dadurch irgendwie faszinierend. Ganz großes Kino.

"And then you got into bed with Sylar. That's all over now. Clearly."

Während Claire und Sylar Psychospielchen spielen, wird HRG zu Danko in die Zelle gesteckt – was dabei rauskommt, ist eine der besten Szenen der Folge: HRG und Danko sprechen sich aus. Coleman und Ivanek sind dabei absolut spitze, ebenso die Dialoge, das Set und die Kamera. Regisseur Greg Beeman, der seinen Posten als ausführender Produzent nach dieser Folge wegen finanzieller Gründe seitens NBC leider aufgeben musste, holt wirklich alles aus dieser Szene raus. Sie ist ein perfektes Beispiel dafür, dass die Stärken der Serie nicht in Spezialeffekten und Superstunts liegen, sondern in diesen kleinen, charakterintensiven Momenten.

Das Gespräch zwischen HRG und Danko ist der Gipfelpunkt ihrer bisherigen Feindschaft und stellt die zwei Company Men nochmals ganz klar gegenüber. Doch kurz bevor sich die zwei die Hand geben wollen, stoppt Hiro die Zeit. Er und Ando wollen nämlich endlich mal was Sinnvolles tun und die Gefangenen aus Gebäude 26 befreien, doch da klappt Hiro zusammen. Leider ist das alles andere als dramatisch, da sich Hiros Nasenbluten letztlich als Übermüdungserscheinung (!) entpuppt und somit absolut unspektakulär ist. Wieder ein Cliffhanger aus der letzten Folge, den man getrost hätte weglassen können.

"He's one of them… I gotta stop saying that. He's one of us."

Kommen wir zur dritten großen Szene dieses Finales: Peter und Nathan stürmen ins Gebäude, um Sylar zu stoppen. Nach vielen Umwegen in dieser Staffel, während denen die Petrelli-Brüder diverse Hochs und vor allem Tiefs hatten (man erinnere sich an das Haiti-Desaster), sind sie nun wieder vereint, und es macht einfach Spaß mit den zwei. Besonders Nathan hat einen wunderbaren, für die Figur definierenden Moment, als er sich als Hero outet, und Peter ihm einen anerkennenden Blick zuwirft. Sicherlich einer der besten Momente der Staffel.

Die Brüder gehen den Gang hinunter, um sich Sylar zu stellen. Nach einem eher kitschigen "I love you" und dem obligatorischen "I love you, too" betreten sie den Raum, um Sylar gegenüberzutreten. Ein Moment voller Suspense, dem sämtliche Zuschauer seit langem entgegengefiebert haben: Petrellis versus Sylar. Blitze schießen, jemand fliegt durch die Luft, wir sehen die Ansätze eines fantastischen Kampfes und dann... nichts.

Hätte man hier nur Schluss gemacht. Hätte man doch einfach nur Schluss gemacht. 25 Minuten, ich wäre zufrieden gewesen, es wäre eine großartige Episode gewesen. Da wäre sogar fast eine volle Punktzahl rausgesprungen. Man hätte uns mit einem tollen Cliffhanger entlassen, mit einer tollen Folge.

Hätte, hätte, hätte.

Doch leider geht es weiter und in den folgenden 15 Minuten stürzt sich die Episode in den besagten Abgrund. Man gibt uns viel Geschrei, klirrendes Glas, eine große Geräuschkulisse und das war's! Eine riesengroße Enttäuschung. Wenn man sich die Effekte nicht leisten konnte, dann hätte man es einfach anders aufziehen müssen, aber so bleibt nur purer Frust. Und in den kommenden Minuten verwandelt sich dieser Frust in nacktes Entsetzen.

"You have no idea what lengths a parent will go to ensure the safety of their child."

Ich gebe zu: Als Sylar Nathan die Kehle aufschlitzt, ist mir für einen Moment die Luft weggeblieben. Der Moment kam so unerwartet, dass der Schock einfach wirkte. Zunächst möchte man gar nicht glauben, dass die Autoren doch tatsächlich den Mut besitzen, diese zentrale Figur und damit seinen beliebten Schauspieler Adrian Pasdar aus der Show zu schreiben. Für wenige Minuten wird man in dem Glauben gelassen, dass bei "Heroes" das scheinbar Unmögliche möglich geworden ist: Man hat sich getraut, einen wichtigen Charakter sterben zu lassen.

Doch Pustekuchen. Anstatt Nathan mit diesem durchaus gelungenen Abgang zu verabschieden, kommt es zur mit Abstand hirnrissigsten Wendung in der Geschichte der Serie: Angela und Noah überreden Matt dazu, Sylar zu Nathan zu machen.

Angela und Noah überreden Matt dazu, Sylar zu Nathan zu machen!

Angela und Noah überreden Matt dazu, SYLAR ZU NATHAN ZU MACHEN!

ANGELA UND NOAH ÜBERREDEN MATT DAZU, SYLAR ZU NATHAN ZU MACHEN!!!

Egal wie oft ich es schreibe, diese Tatsache wird einfach nicht besser. Kein Optimismus dieser Welt reicht, um darauf hoffen zu können, dass sich die Autoren irgendwie positiv aus dieser Affäre ziehen werden. Angela ist für mich nach dieser Episode gestorben. Hornbrille ist für mich nach dieser Episode gestorben. Und Nathan sowieso. Mit einem Schlag hat man drei der besten Charaktere der Show zunichte gemacht.

Nach diesem Komplettschock kann man eigentlich nur noch paralysiert auf den Bildschirm starren und kriegt vom Rest nicht mehr viel mit. Die Täuschung in der Limousine, als Peter sich in den US-Präsidenten verwandelt, um so Sylar/Liam das Handwerk zu legen, ist nett, aber nicht mehr. Und die Schlussszene von Volume 4, in der die Heroes um das lodernde Feuer stehen, verliert ihre Wirkung komplett, da schließlich nur James Martin verbrennt, irgendein Gestaltwandler, und nicht Sylar. Denn der steht als Nathan verkleidet neben seiner Mutter.

Was für ein katastrophales Ende.

"I haven't felt like myself lately."

Wirklich viel versprechend ist der Anfang von Volume 5 leider auch nicht. Dass Ali Larter tatsächlich zurückkommt, hätte ich nicht erwartet, doch nach dem Sylar-wird-zu-Nathan-Trauma ist mir alles recht. Dass man bei "Heroes" nicht den Mut hat, Charaktere ein für alle Mal sterben zu lassen, ist schließlich bekannt, und wird mit dieser Episode mehr denn je deutlich.

Die ersten 25 Minuten hätten tatsächlich 8 oder 9 Punkte verdient. Die letzten 15 hingegen eine glatte Null. Im Durchschnitt macht das also magere 4 Punkte und damit setzt sich der Trend aus den letzten zwei Episoden leider fort. Nach einem zwischenzeitlichen Höhenflug im letzten Drittel der dritten Staffel, hat #3.25 Unsichtbare Bedrohung es geschafft, sämtliche Hoffnungen auf eine gute vierte Staffel im Keim zu ersticken. Und wir Zuschauer bleiben mit einem riesengroßen Fragezeichen zurück, wie man DAS wieder hinbiegen will.

Maria Gruber - myFanbase

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