Bewertung

Review: #2.12 Zeit zu sterben

Die Folge verlor leider an Reiz, weil sich die Story um Hugh, trotz Melindas voriger Visionen, zwar nicht in die Länge zog, aber man wusste einfach nicht, ob sie überhaupt noch einem Geist hilft oder nicht. Diese Visionen hätten alles bedeuten können, sie hätten sich ebenso auf Melinda und ihr Schicksal beziehen können. Das Drama um Hugh begann so mittendrin, fast kurz vor dem Ende der Episode, was ich schade finde. Nichts desto trotz schnitt sie aufgrund der wunderschönen Momente, ob nun witzige, tierische, geheimnisvolle oder familiäre, gut ab.

"Ich habe meinen Tod gesehen."

Die Visionen in der Folge, die Melinda hatte, erinnerten stark an einen Horrorfilm. Wenn da nicht ein kleiner Hauch von "Saw" während ihrer ersten Vision war? In der Zwangsjacke und mit zugenähtem Mund auf der Toilette, dann schließlich, als sie sieht, wie sie im Leichenhaus stirbt oder die Adern an der Tür ihres Geschäfts. Obwohl sie bereits davon ausging, dass ein Geist ihre Hilfe braucht, dachte ich die ganze Zeit, dass Romano (endlich) wieder auftaucht und dahintersteckt und ihr Angst einjagen will. Schließlich wollte er ihre Seele, was für mich so viel wie "tot" heißt. Aber nein, wäre aber interessant geworden, wenn er aufgekreuzt wäre. Interessanter und ein Tick spannender.

Delias Blick verriet einiges, als sie sich nach Melinda erkundigte, ob es ihr gut geht, als diese die Vision hatte mit den Adern an der Tür. Langsam fängt sie nämlich an, an Melindas Aussagen zu zweifeln. Dass Melinda überhaupt so viele Ausreden noch parat hat, erstaunt mich. Irgendwann gehen jedem Menschen die Lügen aus.

"Mit jedem Tag tut es etwas weniger weh."

Dass Delia und Ned eine kleine, aber wichtige Story erhielten, fand ich sehr interessant und man erfuhr über beide etwas. Jeder geht mit dem Tod von Charlie Banks anders um. Ned spielt den toughen Jungen, den nichts umhaut und der Melinda beim Geisterjagen helfen möchte, da er nun von ihrem Geheimnis weiß, doch hinter dieser harten Fassade steckt ein ganz weicher Kern bzw. Kerl. Den präsentierte uns "Ghost Whisperer" mit dieser Folge. Auch er vermisst seinen Vater, der seit drei Jahren tot ist, was bei seiner Aktion, als er Charlies Sachen zusammenpackte, noch ganz anders aussah.

Die Aussprache zwischen Ned und Delia ging mir sehr zu Herzen. Sie sprach so offen, als ob in diesem Moment gar nicht der Charakter Delia, sondern die Schauspielerin Camryn Manheim das Wort ergriffen hätte. Es waren sehr bewegende Worte, die für jeden Menschen wichtig sein könnten, die einen Menschen verloren haben. Sie hatten etwas Grundlegendes, um Kraft zu haben, weitermachen zu können.

So lernten wir in dieser Folge auch Bob, Delias Hund, kennen, in den ich mich sofort verliebte. Allerdings frage ich mich: Wo ist Homer? Ich habe ihn lange nicht gesehen. Ich hoffe, er ist nicht ins Licht gegangen oder wurde auf die dunkle Seite geholt.

"Mors Dilecti"

Diesen Part widme ich Rick Payne und Jim. Payne war wie immer sehr sarkastisch Melinda gegenüber, aber wäre er nicht so drauf, wäre es wohl langweilig. Wäre er jedoch ständig so drauf, würde es mich nerven, so wie im ersten Gespräch, als Melinda ihn fragte, was diese Worte, die zu diesem Zeitpunkt aber noch "Srom Itcelid" hießen, eventuell bedeuten. Als sich schließlich herausstellt, dass es in Spiegelschrift auf Jims Rücken geschrieben wurde - und dann auch noch von innen -, musste ich wieder an Romano denken, da diese Worte nichts mit dem Geist der Folge zu tun hatten. Also, wer schreibt Jim von innen etwas auf den Rücken? Steckt in ihm ein Geist oder was? Der Schluss war dann ein Schock, der meine anfängliche Vermutung auf eine Weise bestätigte, dass diese Folge doch etwas mit Melindas Schicksal zu tun hat oder sogar mit Jims, denn die Worte bedeuten: "Tod eines geliebten Menschen". Für dieses geniale, beinahe fiese Ende der Folge, das wie ein Cliffhanger wirkte, bekommt diese Episode einen Bonuspunkt.

Zeit, loszulassen - aus Liebe zu Hugh

Ich muss ehrlich gesagt zugeben, dass ich bei dieser Geschichte mit mir selber haderte und nicht wusste, was für Hugh richtig ist. Schließlich war er noch nicht tot, er atmete, erschien Mel aber schon als Geist. Seine Gründe allerdings klangen dann sehr plausibel, was mich wiederum zu der Meinung brachte, dass es ja seine Entscheidung ist, die Geräte abzuschalten, doch er hat das Problem, dass nur Melinda ihn hört und seine Frau gegen Wände spricht, weil seine Eltern ihren Sohn nicht aufgeben wollen. Im Nachhinein kann ich alle drei Parteien verstehen: Hugh, Lisa und die Eltern.

Wenn ich wüsste, dass es keine Heilung mehr geben und ich nie mehr aufwachen würde, nur noch vor mich hinvegetieren würde, was Hugh wusste, dann würde ich mir wünschen, dass meine Eltern die Geräte abschalten. Allerdings hätte ich das vorher schriftlich festgehalten, was in diesem Fall nicht gemacht wurde, sondern nur mündlich abgeklärt wurde. Diese Abmachung war Hughs letzter Wunsch und für den kämpfte Lisa mit all ihrer Kraft, obwohl auch sie einen großen Verlust zu verkraften hatte. Sie baute um sich eine Mauer, wurde gefühlskalt. Mel schaffte es gerade so, zu ihr durchzudringen.

Dann sind da noch seine Eltern, die sich selbst noch nach dem "Gespräch" mit ihrem Sohn davor sträuben, die Geräte abzuschalten - das alles kann man gut verstehen, weil es dann heißt, für immer Lebewohl zu sagen, und dass Hugh nicht mehr atmet, denn das war das einzige, was er noch tat, wenn auch nur dank medizinischer Geräte.

Fazit

Bei "Ghost Whisperer" geht es mir nicht darum, dass ich beim Schluss oder einigen Szenen heulen muss, sondern um die Geschichte des Geistes und der Angehörigen sowie um Melindas und Jims Beziehung und die ihrer Freunde und ob all diese Geschichten gut erzählt und umgesetzt wurden. Das alleine zählt. Auch wenn das Thema dieser Episode, den Geist betreffend, hart an der Grenze war, hielt ich die Lösung für einen guten Abschluss für alle Beteiligten. Nur war es keine Hammerfolge, man hätte vieles besser machen können.

Selbst als Zuschauer war ich erleichtert, dass die Geschichte so ausging, machte mir allerdings anschließend Gedanken über mein Leben und meine Familie, und über das, was passiert, wenn ich in diese Situation gerate, ob nun als Patient oder Angehöriger. Das beschäftigt mich heute noch und es gab gleich einiges zu bereden mit meiner Familie und ich bemerkte, dass man selbst über das Thema nicht gerne redet. Ob das verständlich ist, weiß ich nicht, doch wer redet schon gerne über den Tod?

Dana Greve - myFanbase

Die Serie "Ghost Whisperer - Stimmen aus dem Jenseits" ansehen:


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