Bewertung

Review: #5.01 Ein neuer Versuch

Nun beginnt sie, die letzte Staffel von "Friday Night Lights"... Ich wusste gar nicht mehr, wie sehr ich die Serie vermisst habe. Ich hatte mir fast acht Monate keine Gedanken über die Fortführung der Handlungen gemacht, stand nicht in Verbindung mit den Charakteren und war mir deshalb nicht sicher, wie der Einstieg klappt. Doch schon ab der ersten Minute saß ich gespannt vor dem Bildschirm und habe nach jeder Szene gehofft, dass die Folge noch nicht vorbei ist.

"I'm gonna miss this."

Die Taylors sind schon eine Familie für sich. Immer wieder fällt mir auf, wie realitätsnah die Beziehung vor allem zu ihrer Tochter Julie dargestellt wird. Wer kennt dieses Gefühl nicht, schon in gewisser Weise erwachsen zu sein, doch von den Eltern noch immer als Kind behandelt zu werden?! Julie weiß genau was sie will: Endlich auf eigenen Beinen stehen und ihre eigenen Fehler machen. Doch gerade Tami fällt es schwer, Julie gehen zu lassen und deshalb kommt immer wieder ein Konflikt zwischen den beiden auf, den wir schon in der ersten Staffel gesehen haben. Tami will ihre Tochter beschützen, sie in einem gesunden Umfeld wissen und sie gleichzeitig nie loslassen, weil sie sie so sehr liebt. Eine Phase im Leben, die jedes Elternteil durchmachen muss - und ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schwer das ist. Tami und Eric haben jedenfalls in der Schlussszene viele Emotionen in mir ausgelöst und mir einen Einblick in ihre Gefühlslage gegeben.

Die Frage, die bleibt: Auf welches College geht Julie eigentlich? Es dürfte nicht so weit weg sein, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Tami und Eric sonst entgehen lassen hätten, sie zum College zu bringen. Ganz objektiv betrachtet, muss man auch sagen, dass Aimee Teegarden noch immer als Hauptdarstellerin gelistet ist, im Gegensatz zu Jesse Plemons. Wir werden sie sozusagen in mindestens fast jeder Folge sehen. So bleiben für sie eigentlich nur zwei Varianten: Entweder das College ist nicht weit weg, oder sie kommt aus irgendeinem Grund wieder nach Hause.

Auch der Abschied von Landry wurde sehr schön umgesetzt, vor allem durch seinen Besuch bei Lorraine Saracen. Die Szene zwischen den beiden war sehr süß, auch wenn man die fortschreitende Demenz von Matts Oma deutlich zu spüren bekam. Dass er seine letzte Nacht auf dem Landing Strip verbringt, war für Landry noch einmal etwas ganz Neues und für mich sehr überraschend, doch ich würde nicht von 'Out of Character' sprechen, ich hatte nur nicht gedacht, ihn noch einmal so zu sehen.

"Alarm bells are going off all over Texas right now."

Obwohl Eric die East Dillon Lions nun schon zu einem Sieg führen konnte, ist der Start in die neue Football-Saison nicht einfach. Denn statt Ignoranz muss er nun mit den Erwartungen der Menschen kämpfen, die die Lions nun siegen sehen wollen. Buddy will ihm helfen und zeigt ihm einen Basketballspieler, den er sich gut als Wide Receiver bei den Lions vorstellen kann. Dabei ist Buddy mal wieder in seinem Element, schon immer hat er es als seine Aufgabe angesehen, neue Spieler zu rekrutieren. Und wie sich im Laufe der Folge herausstellt, hat er wieder einmal ins Schwarze getroffen.

Auch für den weiblichen Zuschauer hat Buddy einen guten Mann entdeckt. Denn nun, wo Tim bzw. Taylor Kitsch nicht mehr Bestandteil des Hauptcasts ist, braucht das weibliche Auge einen neuen Blickfang, und der ist mit Grey Damon definitiv gefunden. Ein kleiner Wehmutstropfen war für mich jedoch die Einführung seines Charakters ins Team. Zum Einen habe ich keine Lust auf ein erneutes Dreiecksdrama mit Vince, Jess und diesmal Hastings. Zum Anderen fand ich seinen ersten Spielzug doch zu überzeugend, wenn man bedenkt, dass er noch nie professionell Football gespielt bzw. mit dem Team trainiert hat.

"You don't have to come as often as you do."

Billy hat mit großen Schuldkomplexen zu kämpfen. Er weiß, dass sein Bruder nur wegen ihm im Gefängnis sitzt und es fällt ihm noch immer schwer, dass zu akzeptieren. Gerade wenn er von Tim auch noch abgewiesen und gebeten wird, nicht so häufig zu Besuch zu kommen. Doch ich verstehe Billys Vorgehen voll und ganz. Durch die Besuche versucht er, sein schlechtes Gewissen zu vermindern, was er jedoch bis heute nicht geschafft hat. Ob ihm der neue Job als Trainer neben Eric soviel bringt, wie sich Billy davon verspricht, bleibt abzuwarten. Denn nur, wenn er beginnt, sich selbst zu verzeihen, wird er mit seinen Schuldgefühlen umgehen können - bis jetzt versucht er nur, diese durch gute Taten zu vermindern.

Doch warum war Tim so hart zu ihm? Möchte er nicht täglich daran erinnert werden, dass die Leute um ihn herum Freiheit erleben, während er noch drei Monate warten muss, um wieder einen Fuß vor die Tür zu setzen? Oder möchte er es seinem Bruder leichter machen, indem er ihn auffordert, ihn nicht mehr zu besuchen und dadurch ihn auch nicht mehr leiden zu sehen?!

"I really feel I don't have much of a family right now."

Zu allererst: Nach einer ganzen Staffel, in der Madison Burge unverdient als Nebendarstellerin geführt wurde, ist sie nun endlich ein Teil des Hauptcasts geworden. Becky hatte in der vierten Staffel eine tragende Rolle, die mit keinem anderen Nebencharakter - jetzt mal Matt ausgenommen - vergleichbar war und ich werde mich wohl noch lange wundern, warum sie von den vier Neuen als einzige nicht direkt den Sprung in den Hauptcast geschafft hatte.

Ihre Story konnte mich in dieser Folge jedoch nicht wirklich mitreißen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich ihren Vater schon in der letzten Staffel sehr unsympathisch fand und seine neue Frau auf mich sofort den gleichen Eindruck machte. Aber da es schlussendlich dazu führte, dass Becky Billy aufsucht und damit Tims Versprechen einlöst, ist das für mich vollkommen in Ordnung. Mindy sah jedoch nicht begeistert von der neuen Mitbewohnerin aus und ich nehme an, dass wird noch für Spannungspotential sorgen.

'I'm a little bit discouraged."

Tami wird wohl erst einmal durch eine schwere Eingewöhnungsphase gehen müssen, ehe sie erste Erfolge mit ihren Schülern sieht. Schon in dieser Folge sieht man die Zustände, die sie erwarten, angefangen von Schulschwänzern, deren Eltern sich nicht im geringsten für ihre Kinder interessieren, bis zum Direktor, der Tami nicht wirklich bei ihrer Arbeit unterstützt. Doch Tami wäre nicht Tami, wenn sie sofort aufgeben würde. Ich hoffe, sie zeigt genauso wie Eric im letzten Jahr, dass etwas in ihr steckt und ein wenig Vertrauen durchaus gerechtfertigt gewesen wäre.

"When's your dad coming back?"

Vince und Jess nun zusammen zu sehen, war zunächst einmal ungewohnt. Vor allem, weil man die beiden sofort in festgefahrene Rollen steckte. Man sah keine anfängliche Annäherung und glückliche erste Liebesbekenntnisse. Stattdessen haben sie die Aufgabe der Eltern für Jess' Brüder übernommen. Zu Beginn war ich mir nicht sicher, ob darunter die Beziehung leidet, doch Vince machte im Laufe der Folge einen sehr erwachsenen Eindruck auf mich und gerade, als er im Garten mit André sprach, sah man, wie sehr er Jess unterstützt.

Was ich während der gesamten Folge nicht verstanden habe, ist, warum Jess' Vater die Kinder allein mit Jess zurückgelassen hat. In der letzten Staffel hatte er nie so einen Eindruck auf mich gemacht. Er konnte auch Vince nie leiden und nun lässt er diesen bei sich zu Hause leben, ohne Angst um sein Tochter zu haben. Was ist da passiert? Und wo ist eigentlich ihre Mutter?

Fazit

Der Anfang vom Ende von "Friday Night Lights". Es ist nicht immer gut, wenn Serien ewig laufen, sich in Geschichten wiederholen und nichts Neues mehr bieten. Doch wer weiß, wie das "Friday Night Lights" in einer möglichen sechsten Staffel umgesetzt hätte. Ich schaue freudig der kommenden Staffel entgegen und versuche, mich schon langsam daran zu gewöhnen, dass diese Staffel die letzte dieser grandiosen Serie sein wird.

Sophie Blumengarten - myFanbase

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