Bewertung
Tommy Bertelsen

Feed - Nichts kann uns trennen!

"It takes a tree a century to do what this darkness does to me in one night."

Foto: Copyright: 2017 Sony Pictures Worldwide Acquisitions Inc. All Rights Reserved.
© 2017 Sony Pictures Worldwide Acquisitions Inc. All Rights Reserved.

Inhalt

Die 18-jährigen Zwillinge Olivia (Troian Bellisario) und Matthew Grey (Tom Felton) sind seit ihrer Geburt unzertrennlich und können sich ein Leben ohne einander kaum vorstellen. Zu Beginn des letzten Schuljahres überzeugt Matthew seine Schwester davon, auf eine Party ihres gemeinsamen Schulfreundes Julian (Ben Winchell) zu gehen, doch als Matthew die beiden dabei erwischt, wie sie miteinander intim werden, geraten er und Olivia auf der Heimfahrt in einen Streit. In einem Moment der Unachtsamkeit verursacht Matthew einen Autounfall, den Olivia überlebt, doch er selbst kommt dabei ums Leben.

Olivia ist am Boden zerstört und weiß nicht wie sie ohne ihren Bruder, der immer an ihrer Seite war, weiterleben soll. In ihrer Trauer beginnt sie sich einzubilden, dass Matthew noch immer an ihrer Seite ist - doch seine Anwesenheit hat einen Preis. Olivia beginnt immer weniger zu essen, in der Schule kann sie sich kaum noch konzentrieren und ihre Freunde wenden sich von ihr ab. Und auch die Beziehung zu ihrem Schwarm Julian wird auf eine harte Probe gestellt. Für Olivia bleiben nur zwei Möglichkeiten - sich ins Leben zurück zu kämpfen oder ihrem Bruder in den Tod zu folgen.

Kritik

"To The Bone", ein Film über eine junge magersüchtige Frau, ist zurzeit in aller Munde und wird im Internet heiß diskutiert. Doch es ist Troian Bellisarios Drehbuchdebüt, dem man mehr Aufmerksamkeit schenken sollte, denn während "To The Bone" nur an der Oberfläche kratzt, zeigt Feed" die realistische und düstere Wahrheit dieser heimtückischen Krankheit. Die Verhaltensweisen von magersüchtigen Personen, wie Kalorien zählen oder übermäßiger Sport, wird hier nur am Rande behandelt. Stattdessen konzentriert man sich auf die Wurzel der Essstörung, indem man ihr mit Matthew ein Gesicht gibt und deutlich zeigt, wie sich die Krankheit immer weiter in Olivia einnistet und die Kontrolle übernimmt.

Dies wird einigen Menschen, die Suchtkrankheiten möglicherweise sogar kritisch oder verurteilend gegenüberstehen, hoffentlich die Augen öffnen und ihnen dabei helfen, diese Krankheit besser zu verstehen. Nicht nur was Magersucht angeht, sondern auch andere Suchtkrankheiten. Denn Matthew könnte genauso gut auch für Alkoholismus oder andere Krankheiten stehen. Es ist immer eine vertraute Stimme im Kopf, die einem einredet, man würde sich besser fühlen, wenn man nur einen Käsewürfel isst oder abends noch zwei oder drei Gläser Wein zusätzlich trinkt. Und die Macher von "Feed" haben es geschafft diese Sucht auf kreative, verständliche und realistische Weise darzustellen.

Troian Bellisario, die das Drehbuch geschrieben hat und dabei ihre persönlichen Erfahrungen eingebaut hat, liefert hier eine schauspielerische Glanzleistung ab. Der "Pretty Little Liars"-Star hat eine sehr einnehmende Ausstrahlung, so dass man seinen Blick nicht von ihr abwenden kann, wenn sie in einer Szene ist. Sie hat die seltene Gabe einen ganzen Film allein zu tragen und mich würde es nicht überraschen, wenn es mit ihrer Karriere nur noch weiter bergauf geht. So ganz konnte sie ihren PLL-Charakter Spencer dann aber doch nicht hinter sich lassen, denn auch Olivia ist eine Musterschülerin, die von ihren Eltern unter Druck gesetzt wird und immer ihr Bestes geben möchte.

Auch Tom Felton spielt seine Rolle hervorragend und schafft es, die verschiedenen Stufen der Suchtkrankheit überzeugend darzustellen. Wirkt er anfangs noch wie eine harmlose Einbildung, die Olivia über ihren Verlust hinwegtrösten soll, wird er im Laufe des Films immer kritischer, aggressiver und zwingt Olivia förmlich dazu, nichts mehr zu essen. Was mir an "Feed" ebenfalls besonders gefallen hat, ist, dass, obwohl es Hoffnungsschimmer für Olivia gibt, man nicht so tut, als gäbe es einen Moment, ab dem sie plötzlich geheilt ist. Denn die Realität ist, dass eine Sucht nicht heilbar ist. Man kann lernen damit zu leben und umzugehen, doch es ist und bleibt ein lebenslanger Kampf.

Fazit

Troian Bellisario und der Rest des Casts und der Crew haben einen beeindruckend realistischen Film über das Thema Magersucht geschaffen. "Feed" ist düster, kreativ, emotional und überaus wichtig, um zu verstehen wie es ist mit einer Suchtkrankheit zu leben. Ein Film, der auf jeden Fall weiter empfohlen werden und mehr Aufmerksamkeit erhalten sollte.

Kevin Dave Surauf - myFanbase
24.08.2017

Diskussion zu diesem Film