Bewertung
Anton Corbijn

A Most Wanted Man

"Maybe you could define for us what the long term objective would be." – "To make the world a safer place, isn't that enough?"

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Inhalt

Der muslimische Tschtschene Issa Karpov (Grigoriy Dobrygin) flieht aus seiner Heimat nach Hamburg. Seine Ankunft weckt die Aufmerksamkeit von Günther Bachmann (Philip Seymour Hoffman) und dessen Antiterror-Einheit. Es stellt sich heraus, dass Karpov Erbe von mehreren Millionen Euro ist, die sein krimineller Vater erwirtschaftet hat. Während der Verfassungsschutz Karpov festnehmen will, bevor dieser sich womöglich einer Terrorzelle anschließt, will Bachmann ihn nutzen, um an Dr. Faisal Abdullah (Homayoun Ershadi) heranzukommen, von dem er glaubt, Terroraktivitäten zu finanzieren. Um an Karpov heranzukommen, versuchen Bachmann und sein Team, mit dessen Anwältin Annabel Richter (Rachel McAdams) zusammenzuarbeiten und ihr Vertrauen zu gewinnen. Der Druck seitens des Verfassungsschutzes und der CIA-Agentin Martha Sullivan (Robin Wright) wird derweil immer größer...

Kritik

Wenn man Günther Bachmann mit seinen übermüdeten Augen, den endlosen Zigaretten und der ungesunden Stattlichkeit sieht, unter denen sich ein finsterer Intellekt verbirgt, ein Kopf, der ständig Pläne schmiedet, dann kommt man nicht um den Gedanken herum, den verfrühten Tod seines Darstellers Philip Seymour Hoffman zu bedauern. "A Most Wanted Man" war eines der letzten Projekte des Ausnahmeschauspielers und wie gewohnt drückt er auch diesem seinen unverkennbaren Stempel auf. Hoffman trägt Anton Corbijns Spionagethriller, dem trotz seines ansehnlichen Casts und einer gelungen düsteren Atmosphäre letztlich die nötige Suspense fehlt, um wirklich packend und unterhaltsam zu sein.

Corbijn adaptiert mit "A Most Wanted Man" den gleichnamigen Roman des britischen Autors John le Carré. Kein Wunder, dass der Film in seiner bedächtigen, fast schon schleichenden Storyentwicklung oftmals an "Dame König As Spion" erinnert, der letzten le-Carré-Verfilmung von Tomas Alfredson aus dem Jahr 2011. Doch wo Alfredson es schafft, trotz aller Langsamkeit einen Spannungsbogen aufzubauen, der den Zuschauer durch das Wirrwarr der überaus stilvoll inszenierten Spionagewelt führt, verzettelt sich Corbijn in einem viel zu durchdachten Nacheinander einzelner Szenen, die nie so wirklich einen richtigen Erzählfluss ergeben. Wir sehen einerseits Bachmann und sein Team bei der Arbeit, die versuchen, über Karpov an Abdullah heranzukommen; andererseits haben wir Annabel Richter, die eine enge Bindung zu ihrem Klienten aufbaut – was sich emotional aber nie wirklich auf den Zuschauer überträgt – und die verschiedenen Parteien um Richter und Karpov herum, wie den Banker Brue (Willem Dafoe) oder die undurchschaubare CIA-Residentin Sullivan. Bis auf Bachmann, dessen persönliche und berufliche Misere zumindest angeschnitten wird und dank Hoffmans Performance sehr greifbar ist, bleiben die restlichen Figuren enorm blass. Karpov, Richter und Brue werden auf Schachfiguren reduziert, die Bachmann auf seinem Spielbrett umherschiebt, die restlichen Charaktere sind ohnehin nur Randerscheinungen. Den namhaften Darstellern wie Wright, McAdams und Dafoe oder den deutschen Mimen Daniel Brühl und Nina Voss (die an Hoffmans Seite aber in ihrer Zurückhaltung glänzt) bleibt da gar kein Spielraum, um etwas von sich zu zeigen.

Aufgrund seiner Spannungsarmut und fehlenden Charakterstärke kommt "A Most Wanted Man" über einen durchschnittlichen Spionagefilm daher nicht hinaus, auch wenn der Versuch sicherlich da ist. Szenen zwischen Bachmann und seinem Informanten oder zwischen Richter und Irna zielen klar darauf ab, den Zwiespalt aufzuzeigen, in dem sich die Spieler auf diesem gefährlichen Schachbrett des Terrors befinden. Doch leider bleiben die Szenen blutleer, die Phrasen hohl. Corbijns Inszenierung ist klar und durchdacht, Andrew Bovells Drehbuch ist stringent, doch dem Film fehlt am Ende das pulsierende Herz, die Spannung und erzählerische Tiefe.

Fazit

Trotz des wie immer großartig aufspielenden Philip Seymour Hoffman schafft "A Most Wanted Man" es nicht, ein wirklich prickelnder Spionagethriller zu sein. Zu schwerfällig, zu spannungsarm entwickelt sich die insgesamt doch recht vorhersehbare Geschichte. Was bleibt, ist eine le-Carré-Verfilmung, die im Gedächtnis des Zuschauers genauso verpufft wie der Rauch der unzähligen Zigaretten ihres Protagonisten Bachmann.

Maria Gruber - myFanbase
19.02.2015

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