Bewertung
Andrew Dominik

Killing Them Softly

"You ever killed anyone?"
- "They cry, they plead, they beg, they call for their mothers. I like to kill them softly - from the distance."

Foto: Copyright: Wild Bunch Germany
© Wild Bunch Germany

Inhalt

Auftragskiller Jackie Cogan (Brad Pitt) ist genervt: In seiner Branche ist nichts mehr so wie es mal war. Die Kriminellen werden immer dümmer, die Kollegen immer nerviger und seine Opfer heulen einfach viel zu viel. Amateurganove Frankie (Scoot McNairy) und sein drogenabhängiger Kumpane Russell (Ben Mendelsohn) stellen hier keine Ausnahme dar: Mit abgesägten Schrotflinten und Putzhandschuhen ausgerüstet überfallen sie im Auftrag des dubiosen Wäschereibesitzers Johnny Amato (Vincent Curatola) eine illegal organisierte Pokerrunde - und ziehen damit den Unmut der wirklich bösen Jungs auf sich. Nun wollen die betrogenen Gangster Köpfe rollen sehen. Alles ganz diskret und ohne lästige Spuren versteht sich. Ein Job für Jackie, der ihn mehr als nur Nerven kosten soll.

Kritik

Er ist schon einer der ganz coolen Typen: Obwohl Brad Pitt sich ab und zu auch mal auf Kuschelkurs begibt (wie zum Beispiel in "Der seltsame Fall des Benjamin Button"), scheint er doch letztendlich seine Filme nach der Anzahl verwendeter Waffen auszuwählen. Ob als cooler Gangster in Danny Oceans taffer Verbrecherriege, als Nazi-Jäger bei Tarantino oder Zombie-Killer in seinem neuesten Streich "World War Z". Schön blutig muss es sein - keine halbgaren Sachen. Und als Pitts Charakter Jackie Cogan zum ersten Mal aus seinem Auto steigt, wissen wir: Besser hätte man die Rolle nicht besetzen können. Absolut cool und authentisch kommt der Weltstar daher – und rettet damit, was an "Killing Them Softly" noch zu retten ist.

Witzigerweise erinnert der Film vor allem in der ersten halben Stunde ungemein an das "Burn After Reading"-Spektakel der Coen-Brüder aus dem Jahr 2008, in welchem Pitt ebenfalls eine der Titelrollen übernahm. Dieser war düster, ordinär und wahnsinnig skurril, mit Charakteren, die bleibenden Eindruck hinterließen. Doch genau hier liegt das Problem von "Killing Them Softly", denn dieser umfangreich promotete Krimistreifen ist letztendlich doch mehr Schein als Sein.

Getötet wird viel und auch langsam, insofern hält der Film was der Titel verspricht. Es fehlt aber an Kniffen und Clous in der Story, um dem gut aufgelegten Cast am Ende den nötigen Rückenwind zu geben. Lücken in Logik und Spannung werden dabei von Drehbuchautor und Regisseur Andrew Dominik mit einer vollen Ladung anti-amerikanischer Paroli überbrückt. Was hier revolutionär anmuten soll und sichtlich um Aufmerksamkeit heischt, langweilt aber schließlich in der hundertsten Wiederholung nur noch. Darüber hinaus werden lange Passagen in einem unglaublich gemütlichen Ton erzählt und erwecken fast den Eindruck, nur der Zeitüberbrückung zu dienen. 90 Minuten lang wartet man also – auf den Trick, der diesen so vielversprechenden Film doch noch zu retten vermag. Und ist enttäuscht, als Dominik dann kein Ass im Ärmel hat.

Möchte man dem Film am Ende nicht völlig den Boden unter den Füßen wegziehen, sollte man sicherlich die Kameratechnik positiv erwähnen. Mut zu eingängigen Long-Shots und neuartigen Perspektiven machen das Geschehen zumindest in ästhetischer Hinsicht sehr ansprechend. Jedoch hätte man sich hier ruhig die FSK 16 sparen können, die die recht detailliert gezeigten Tötungsvorgänge mit sich bringen, um vielleicht doch noch den ein oder anderen Zuschauer bei den sowieso schon mauen Kinozahlen anzulocken. "Amerika ist nur ein Business", macht Jackie Cogan zum Ende nochmal seinen Standpunkt klar. Filme machen leider auch. Und hier lief offenbar einiges schief.

Fazit

Ein Film, der nach mehr aussieht als er ist. Tut nicht weh, zumindest nicht dem Zuschauer. Aber unsere Welt erschüttert hier noch nicht mal Mr. Pitt.

Vinona Wicht - myFanbase
16.06.2013

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