Bewertung
Rian Johnson

Looper

"This time travel crap, just fries your brain like an egg..."

Foto: Copyright: 2012 Concorde Filmverleih GmbH
© 2012 Concorde Filmverleih GmbH

Inhalt

Im Jahr 2040 verdient der charismatische Joe (Joseph Gordon-Levitt) sein Geld als moderner Auftragskiller, auch "Looper" genannt. Sein Job besteht darin, für ein Verbrechersyndikat Leute zu ermorden, die aus der Zukunft in die Gegenwart geschickt werden, um dort dann von den "Loopern" kurzerhand erschossen zu werden. Damit es in der Zukunft keine Komplikationen gibt und die Morde dort nicht weiter auffallen, kommt für die "Looper" irgendwann der Zeitpunkt, wo sie ihr eigenes zukünftiges Ich erschießen müssen. Ist ihr Job erledigt, bleiben ihnen dreißig Jahre, um ein unbeschwertes Leben zu führen. Doch als Joe seinem zukünftigen Ich (Bruce Willis) gegenübersteht, kommt es zu Komplikationen und dem älteren Joe gelingt die Flucht. Um sein eigenes gegenwärtiges Leben zu retten, muss Joe nun sein Zukunfts-Ich finden und erledigen...

Kritik

Zeitreisen sind in der Filmgeschichte ein gern gewähltes und bewährtes erzählerisches Stilmittel, welches zwar nicht immer frei von Logiklöchern ist, aber richtig in Szene gesetzt trotzdem immer wieder fasziniert und den Kopf rauchen lässt. Filmische Meilensteine des Zeitreisen-Genres sind etwa "Zurück in die Zukunft", "Donnie Darko" oder auch der clevere Science-Fiction-Film "12 Monkeys" von Terry Gilliam, in welchem Bruce Willis die Grenzen von Zeit und Raum überwindet. Nun verschlägt es den bereits in die Jahre gekommenen Actionhaudegen Willis wieder in einen Zeitstrudel und herausgekommen ist "Looper": Ein Film, der mit einer cleveren Ausgangsprämisse, gut aufgelegten Darstellern und einer besonders in der zweiten Hälfte virtuosen Inszenierung solide Actionunterhaltung bietet, die zwar nicht perfekt, dafür aber umso rasanter ist.

Regisseur und Drehbuchautor Rian Johnson gelang im Jahr 2005 mit seinem Langfilmdebüt "Brick" das Kunststück eines cleveren Film-Noirs im High-School-Milieu, schuf so einen der innovativsten Filme des Jahres und bereitete Hauptdarsteller Joseph Gordon-Levitt eine Bühne, auf der er so richtig glänzen konnte. Nun, sieben Jahre nach "Brick", arbeiten Regisseur Johnson und der endgültig zum Star avancierte Levitt erneut in einem filmischen Projekt zusammen und wieder gelingt ihnen ein äußerst interessanter Film, der schlussendlich aber nicht ganz die innovative Sprengkraft von "Brick" aufweist.

Die Ausgangsprämisse einer in der Zukunft angesiedelten Welt, in der Verbrechersyndikate ihre Opfer mittels Zeitreise in die Vergangenheit schicken, wo sie dann ohne große Spuren zu hinterlassen von sogenannten Loopern ermordet werden, ist schon recht clever. Spannend wird es dann aber erst durch den Kniff, dass die Looper an einem Punkt ihr zukünftiges Ich umbringen müssen, damit in der Zukunft die illegalen Aktivitäten nicht weiter auffallen. Klingt zunächst ziemlich kompliziert und verkopft, wird im filmischen Kosmos dann aber plausibel und ausführlich erklärt, so dass die Prämisse überzeugend funktioniert.

Dieser Erklärungsteil macht dann auch den Großteil der ersten Hälfte aus und ist in seiner erzählerischen Dynamik auch nicht ganz so aufregend, wie der durch einen cleveren Twist völlig neue erzählerische Möglichkeiten bietende zweite Teil, der in Sachen Action und erzählerischer Rasanz nochmal eine ganze Schippe drauflegt. Insbesondere Bruce Willis zeigt in einer beeindruckend inszenierten Actionsequenz, dass er selbst im höheren Alter immer noch zu den größten Actionstars gehört. Aber auch sein jüngeres Ich Gordon-Levitt macht seine Aufgabe sehr gut und überzeugt als zerbrechlicher Actionheld, dem trotz seines Jobs als Auftragskiller die Sympathien des Publikums zufliegen.

Insgesamt ist der Film bis in die kleinste Nebenrolle stark besetzt und so machen auch die Britin Emily Blunt, Paul Dano und Jeff Daniels eine sehr gute Figur. Allen die Show stiehlt aber Nachwuchsdarsteller Pierce Gagnon, der in der Rolle eines für den Fortlauf der Handlung immens wichtigen Kindes eine beeindruckende Performance abliefert und in Sachen Intensität seine erfahrenen Co-Stars komplett überstrahlt. Bisher war der Kinderdarsteller nur Fans der eingestellten Dramaserie "One Tree Hill" durch kleine Gastauftritte bekannt, dies sollte sich aber jetzt wohl grundlegend ändern.

Einen guten Eindruck macht zudem auch die raue und sehr düstere Atmosphäre des Films, die eine herunterkommende, von Gewalt und Niedergang geprägte zukünftige Gesellschaft zeigt, in der man fast nur noch durch kriminelle Tätigkeiten und den Konsum von Szenedrogen überleben kann. Der dreckige Charme und die gelungenen Actionsequenzen machen einen Großteil des Reizes dieses Films aus, bei der Charakterzeichnung hätte man sich hingegen noch ein wenig mehr Mühe geben können, wirken diese doch stellenweise recht oberflächlich. Auch für die in den Film integrierte und für den Verlauf sehr wichtige Liebesgeschichte hätte man ruhig mehr Zeit aufwenden können, damit diese plastischer und weniger hastig runtererzählt wirkt.

Fazit

Insgesamt ist "Looper" zwar ein recht innovativ gestalteter und recht clever erzählter Genre-Film, bei dem dann aber doch noch einiges fehlt, um als echter Genre-Klassiker bezeichnet zu werden. Dafür hätte man aus der wahnsinnig interessanten Grundprämisse und der erschaffenen Zukunftswelt einfach noch mehr rausholen und die philosophische Sprengkraft noch tiefer beleuchten müssen. So endet der Film schließlich auch in einem visuell aufregend inszenierten Finale, das dem dreckigen Charme des vorher gezeigten dann aber doch nicht wirklich gerecht wird. Kurzweilige, virtuos inszenierte und gespielte Unterhaltung bietet "Looper" dann aber doch und ist somit für Fans des Science-Fiction- und Action-Genres absolut zu empfehlen.

Moritz Stock - myFanbase
07.10.2012

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