Bewertung
John Madden

Best Exotic Marigold Hotel

Everything will be all right in the end... if it's not all right then it's not the end.

Foto: Copyright: 2012 Twentieth Century Fox Home Entertainment
© 2012 Twentieth Century Fox Home Entertainment

Inhalt

Eine Gruppe britischer Senioren reist aus unterschiedlichsten Gründen nach Indien, um in der aus den Flyern angepriesenen Seniorenresidenz "Best Exotic Marigold Hotel" in Jaipur einen Traumurlaub zu verbringen. Dort angekommen müssen sie schockiert feststellen, dass das Hotel des jungen Chaoten Sonny (Dev Patel) eine Bruchbude ist. Durch die billigen Preise und Redseligkeit Sonnys lassen sich die neuen Gäste auf das Abenteuer ein. Während sich die einen schon am nächsten Tag ein Rückflugticket wünschen, erkennen andere die Schönheit des Ortes und die lebensfrohe Natürlichkeit Indiens.

Kritik

Wenn die Hauptrollen von pensionierten Briten besetzt sind, heißt das noch lange nicht, dass "Best Exotic Matigold Hotel" nur für das ältere Publikum gedacht ist. John Madden hat schon mit "Shakespeare in Love" gezeigt, wie wunderbar er Charaktere und Umgebung in Szene setzen kann. Nicht anders ist es bei "Best Exotic Marigold Hotel", der zwar nicht ganz so herausragend wie Maddens Meisterstreich ist, aber dennoch einer der sehenswertesten Filme dieses Jahres. Kein Kitsch, kein Klischee und kein Bollywood. John Madden meldet sich nach mittelmäßigen Filmen ("Eine offene Rechnung", "Killshot") endlich zurück. Seine Durststrecke hat ein Ende und es gelingt ihm, aus einer gewöhnlichen Geschichte ein gefühlvolles, vielschichtiges und authentisches Abenteuer zu machen.

Zu Beginn werden unterschiedliche Charaktere in kurzen Sequenzen vorgestellt, damit man über ihre aktuelle Lebenssituation im Bilde ist. Von einem erfolgreichen Richter über eine griesgrämige pensionierte Haushälterin bis hin zu einem bis zum Hals in der Krise steckenden Ehepaar - sie könnten unterschiedlicher nicht sein und müssen ihre vermeintlichen Luxusferien in einer Bruchbude in Indien unter einem Dach verbringen. Durch die gut aufgeteilte Screentime dauert es nicht lang, bis man über die Lebenslage jedes Charakters im Klaren ist. Eines haben sie dabei immer gemeinsam: Es sind sieben Menschen im pensionierten Alter, die ihr bisheriges Leben hinterfragen, einen Neuanfang, eine Herausforderung und das Glück suchen. Vor allem aber wollen sie sich beweisen, dass ihr Leben noch nicht vorbei ist und es auch im hohen Alter noch viel zu bereisen und zu entdecken gibt. Durch die sensiblen Charakterzüge und die wunderbare Inszenierung werden all die Hoffnungen, Wünsche und Ängste von sieben Personen gezeigt, die ihr Leben hinterfragen und gleichzeitig den Zuschauer dazu bringen, bewusst oder unbewusst, das eigene Leben zu hinterfragen.

John Madden holt jeden Zuschauer, egal welchen Alters, mit an Bord und schafft einen realitätsnahen Film, in dem die britische Elite an Schauspielern vereint wurde. Besonders positiv fallen Maggie Smith und Judi Dench auf, deren Charaktere sofort Sympathie ernten: Muriel, die durch ihre bissigen und überspitzen Bemerkungen ihre Vorurteile zu revidieren lernt und die Witwe Evelyn, die einen Neuanfang nach dem Tod ihres Mannes wagt. Beide Frauen werden stark in Szene gesetzt und Smith und Dench leisten wie gewohnt Schauspielkunst vom Feinsten. Ein bisschen schade ist die vorhersehbare Storyline von Douglas und Jean, in der Bill Nighy und Penelope Wilton das verstrittene Ehepaar gut darstellen, deren Ausgang aber von Anfang an klar ist, sodass sie die uninteressanteste Geschichte darstellt. Zum Glück kann Judi Dench dem Abhilfe schaffen, wodurch diese kleine Schwäche im Drehbuch nur gering auffällt.

Das Leben der Briten wird durch den humorvollen und idealistischen jungen Sonny aufgemischt, der Schwung in die Geschichte bringt und ein wichtiger Katalysator im Leben der Pensionierten ist. Auch seine Liebes- und Lebensgeschichte berührt und Dev Patel ("Slumdog Millionär") gewinnt das Publikum durch seinen sprudelnden Tatendrang, Charme, Witz und träumerischen Zielen für sich. Sein Kampf für das Fortbestehen seines Hotels ist amüsant und ebenfalls schön erzählt.

Das Übrige tut die Kulisse Indiens, das von seinen schönen als auch schlechten Seiten gezeigt wird. Abermals muss man John Madden dafür loben, dass er die aufstrebende Metropole Jaipur nicht als Reiseführer und Urlaubsziel beschönigt, sondern auch die Familienverhältnisse und Armut nicht außen vor lässt. Der Regisseur, die Drehbuchautoren und die Darsteller funktionieren und haben alle ordentliche Arbeit geleistet.

Fazit

Mit der Riege an britischen Weltstars, den emotional gestalteten Charakteren und der funktionsfähigen Handlung meldet sich John Madden mit "Best Exotic Marigold Hotel" zurück und schafft einen wundervollen Film über die Glücks- und Schattenseiten des Lebens, das keine Altersbeschränkung kennt.

Tanya Sarikaya - myFanbase
05.10.2012

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