Bewertung
Sean Anders

Chaos-Dad, Der

"You puked on my dress, and then fucked it?"

Foto: Copyright: Sony Pictures Releasing GmbH
© Sony Pictures Releasing GmbH

Inhalt

Als Jugendlicher ist Donny (Adam Sandler) zu großem Ruhm gekommen, als er seine Lehrerin geschwängert hat und dadurch zum Helden hochstilisiert wurde. Nun im Erwachsenenalter ist es mit dem Ruhm aber vorbei: Sein Sohn Todd (Andy Samberg) hat sich von seinem verantwortungslosen Vater losgesagt und ist selbständig zu viel Geld gekommen. Donny hingegen vertreibt sich seine Zeit lieber mit Faulenzen und dem Konsumieren von Alkohol. Als er jedoch 43.000 Dollar Steuerschulden nachzuzahlen hat und bei Nichtzahlung eine Gefängnisstrafe droht, wendet er sich wieder seinem Sohn zu, der kurz davor steht, zu heiraten.

Kritik

Adam Sandler ist und bleibt ein ziemlich kurioses Phänomen. Mit hemmungslosem und unerbittlich durchgezogenem Blödsinn hat sich der gebürtige New Yorker ein riesiges Filmimperium aufgebaut, mit welchem er in regelmäßigen Abständen Komödien produziert, die in eben solchen regelmäßigen Abständen von den Kritikern gnadenlos zerrissen werden, was Sandler relativ egal sein kann, hat er doch eine stabile Fanbase hinter sich stehen, die ihm weiterhin ein beträchtliches Einkommen garantiert. Doch irgendwie scheint sich der Wind momentan etwas zu drehen, war sein letzter Film, die schrille und gnadenlos bescheuerte Zotte "Jack und Jill" für Sandler-Verhältnisse ein finanzieller Flop, welcher dazu noch in jeder Kategorie des Anti-Oscars "Goldene Himbeere" gewinnen konnte und damit einen traurigen Rekord aufstellte. Kein Sandler-Film wurde jemals so böse zerrissen und das, obwohl "Jack und Jill" zwar kein wirklich guter, aber immerhin noch erträglicher Film gewesen ist, der seine dreiste Blödheit dermaßen zelebriert hat, dass es stellenweise fast schon wieder lustig wirkte.

Nun folgt mit "Der Chaos-Dad" also die neue Adam-Sandler-Komödie und gegen dieses unverschämte Machwerk ist "Jack und Jill" tatsächlich noch eine annehmbare Komödie, denn "Der Chaos-Dad" ist eine einzige filmische Totalkatastrophe, die nicht nur vulgär, stumpfsinnig und gehässig ist, sondern dazu auch noch komplett unlustig: Eine wüste Aneinanderreihung von Masturbations- und Peniswitzen, die so penetrant übers Ziel hinausschießt, dass es körperlich fast weh tut. Hier hat man es nicht nur mit der bisher schlechtesten "Komödie" des Kinojahres, sondern wohl auch mit einer der schmerzhaftesten Komödienproduktionen in der Geschichte Hollywoods zu tun. Adam Sander ist nun endgültig auf seinem absoluten Tiefpunkt angelangt.

Dass man bei einer Adam-Sandler-Komödie nicht mit einer ausgefeilten Geschichte rechnen kann, ist geschenkt, doch was hier als irgendwie gearteter roter Faden präsentiert wird, ist im Grunde nur eine Reihe von abstoßendem Vulgär- und Fäkalhumor, der durch nichts wirklich zusammengehalten wird. Da wird auf Hochzeitskleider gekotzt und masturbiert, da wird der Geschlechtsverkehr mit greisen alten Damen gefeiert, da werden Flaschen auf Köpfe geschlagen und mit Priestern gekämpft, da wird sich natürlich über fettleibige Menschen lustig gemacht und da wird in jeder Szene mindestens einmal das Wort "Penis" benutzt und auch das Thema Inzest wird schlussendlich noch gnadenlos ausgeschlachtet. Wer soll das wirklich noch lustig finden?

Der von Sandler gespielte Hauptcharakter ist dazu noch ein verantwortungsloser Unsympath, den man schon nach wenigen Szenen abgrundtief hasst, was auch an Sandlers völlig übertriebenem Spiel und in seiner im Original kaum zu ertragenden stimmlichen Frequenz liegt, die irgendwann nur noch starke Kopfschmerzen bereitet. Die Geschichte eines 13-jährigen, der durch den Geschlechtsakt mit seiner Lehrerin zu Ruhm und einem Sohn gekommen ist, ist ja an sich schon vollkommen absurd und moralisch stark fragwürdig, wenn dann aber im Laufe des Films plötzlich wieder die Sandler-typische Moral vom Wert der Familie ausgepackt wird, ist das im Kontext dieses Films kaum noch zu ertragen.

Wirklich leid tun kann da einem schon Sandlers Konterpart Andy Sandberg, der an sich durch sein Comedy-Projekt "Lonely Island" viel komödiantisches Potenzial angedeutet hat, doch hier wird dieses vollkommen verschenkt. Er spielt einen ziemlichen Waschlappen mit keinen besonderen Charaktereigenschaften und geht auch unter in einem Meer von surreal-unangenehmen Komödienelementen, die mehr verstören, als unterhalten, weshalb dieser Film auch kaum in das Genre der "Komödie" eingeordnet werden kann, sondern im Kern eigentlich tieftraurig ist. Für was Adam Sandler aber Bewunderung verdient, ist der Umstand, dass er immer wieder bekannte Stars für seinen Schwachsinn einspannen kann. So ist hier unter anderem in einer kleinen Nebenrolle Megastar Susan Sarandon zu sehen und es stellt sich echt die Frage, wieso eine Frau dieses Kalibers bei so etwas mit macht. Das gleiche fragt man sich auch bei Leighton Meester, die hier eine der schlimmsten Frauenfiguren der letzten Zeit verkörpert und in Storyverwicklungen verwickelt wird, die dermaßen abstoßend sind, dass man wohl davon ausgehen muss, dass der "Gossip Girl"-Star vor Vertragsunterzeichnung das Drehbuch nicht gelesen hat. Für dieses zeichnet sich ein für Serienfans nicht unbekannter Drehbuchautor verantwortlich: David Caspe, der Macher der sympathisch-witzigen Sitcom "Happy Endings", der sich hiermit sicherlich keinen Gefallen getan hat.

Fazit

Moralisch verwerflich, zynisch, gehässig, infantil und komplett humorbefreit: Adam Sandler ist endgültig am absoluten Tiefpunkt angekommen und spielt die Hauptrolle in der auch für seine Verhältnisse schlimmsten Komödie, die wohl je das Licht der Leinwand erblickt hat. Waren Sandler-Komödien irgendwann mal aufgrund ihrer gnadenlosen Schmerzbefreitheit und ihrer so offen und ehrlich ausgestellten Blödheit vielleicht mal ganz sympathisch und sogar ein klein wenig mutig, so ist davon nichts mehr geblieben: Hier ist gar nichts mehr sympathisch oder mutig, hier ist auch gar nichts mehr lustig oder irgendwie zu entschuldigen. Dieser Film ist ein trauriges Armutszeugnis, mit dem Sandler sich endgültig ins Abseits geschossen hat.

Moritz Stock - myFanbase
27.09.2012

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