Bewertung
Randall Wallace

Secretariat - Ein Pferd wird zur Legende

A moment of greatness.

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Home Entertainment
© Walt Disney Studios Home Entertainment

Inhalt

Penny Chenery Tweedy (Diane Lane) kehrt zur Beerdigung ihrer Mutter nach Hause zurück und findet ihren Vater nicht mehr in der Lage vor, die Farm und Pferdezucht zu unterhalten. Was zunächst als Besuch für wenige Tage geplant war, um die Angelegenheiten der Eltern in Ordnung zu bringen, wird Pennys neue Lebensaufgabe. Eine der Stuten erwartet ein Fohlen, in das Penny all ihre Hoffnungen steckt. Sie setzt sich gegen alle Zweifler durch und engagiert einen Trainer (John Malkovich), der unkonventionelle Methoden verfolgt, dabei aber vor allem wie Penny das Pferd, Secretariat, an erste Stelle setzt. Als Penny in finanzielle Schwierigkeiten gerät, noch bevor Secretariat in vollem Umfang zeigen kann, was in ihm steckt, steht sie vor der Wahl, das Pferd für eine Summe in Millionenhöhe zu verkaufen und mit einem Schlag all ihre Sorgen los zu sein, oder alles zu riskieren...

Kritik

Secretariat war ein wahres Wahnsinnspferd, ein echter Champion. Er gewann 16 seiner 21 Rennen, stellte Bahn- und Weltrekorde auf, von denen noch heute sein Rekord über 2.4 km ungebrochen ist. Er galoppierte diese Strecke 1973 in 2 Minuten und 24 Sekunden, wobei er 31 Pferdelängen Vorsprung vor dem restlichen Feld von Mitstreitern gebracht hatte. Sein übliches Rennverhalten bestand darin, sich zunächst zurückfallen zu lassen, um dann am gesamten Feld vorbeizuziehen, womit er die anderen Top-Pferde mitunter wie Rennschnecken aussehen ließ. Womit er den Rennkommentator und sein Publikum allerdings völlig aus der Fassung brachte, war das oben genannte Rennen, bei dem er direkt die Führung übernahm und ein Tempo vorlegte, was sein ärgster Konkurrent nur eine kleine Weile mithalten konnte, bevor er abgeschlagen zurückfiel, während Secretariat das Unmögliche schaffte: Er hielt nicht nur das Tempo, er steigerte es von Streckenabschnitt zu Streckenabschnitt und erreichte das Ziel mit Höchsttempo. Eine solche Leistung bringt kein Pferd ausschließlich deshalb, weil es dazu trainiert wurde. Eine solche Leistung schafft nur ein Pferd, das aus vollstem Herzen rennen will. Und Secretariats Herz war tatsächlich mehr als doppelt so groß wie ein übliches Pferdeherz, metaphorisch und anatomisch.

Dies ist die Geschichte einer Legende, und diese Legende wurde geschaffen von einer Frau, Penny Chenery, der Besitzerin. Die beherzte Hausfrau und Mutter behauptete sich in einer Männerdomäne, die der Pferderennsport bis heute ist, und das vor allem, um das Lebenswerk ihres Vaters zu erhalten. Sie wehrte sich unerschütterlich gegen ihren Bruder und ihren Ehemann, die die Farm aufgrund finanzieller Schwierigkeiten abstoßen wollten, und die einzige Trumpfkarte, auf die sie dabei setzte, war Secretariat, der in seinem "Privatleben" Big Red genannt wurde. Penny räumte auf der Farm auf, feuerte habgierige Mitarbeiter und umgab sich nur noch mit Menschen, denen sie vertrauen und denen sie vor allen Dingen Secretariat anvertrauen konnte: Miss Ham, der langjährigen Haushälterin ihres Vaters, Lucien Laurin, Secretariats neuem Trainer, und Eddie Sweat, Secretariats Pfleger. Ihre Familie sah sie oft längere Zeit nicht und litt darunter wie ein Hund, aber sie stand diese Zeiten durch und war sich ihrer Unterstützung aus der Ferne bewusst.

Diane Lane spielt die Rolle der Penny Chenery mit sehr viel Herz, man sieht ihr an, dass sie keine von Grund auf emanzipierte Frau ist, die ausschließlich darauf aus ist, sich selbst zu verwirklichen. Vielmehr ist sie eine Frau, die in die Selbständigkeit hineinrutscht, weil sie ihren Vater und sein Lebenswerk liebt und dieses um jeden Preis retten will. Margo Martindale als Miss Ham ist ihr dabei eine mütterliche Freundin und Hilfe, die sich unerschrocken an ihre Seite stellt, und in immerhin einer herausragenden Szene darf sie zeigen, wie viel Respekt sie ihrem Gegenüber einjagen kann. Mit Nelsan Ellis hat man für die Rolle des ruhigen Pferdepflegers Eddie Sweat ebenso ein glückliches Händchen bewiesen, denn seine samtige Stimme, seine ehrlichen Augen und die liebenswerte Ausstrahlung überzeugen hier nicht nur den Zuschauer, sondern auch das Pferd, das die Rolle des Secretariat spielt. Die Rolle des schrägen, kauzigen Trainers Lucien Laurin verkörpert wiederum John Malkovich perfekt, ob er nun völlig erfolglos auf einen Golfball eindrischt, einen verrückten Hut zum Pferderennen trägt oder Penny eine brillante Trainingsstrategie für Secretariat darlegt. Die schönste Szene des gesamten Filmes dürfte wohl auch die sein, in der diese illustre Gruppe guter Schauspieler in entspannter Atmosphäre auf der Weide in der Abendsonne gemeinsam das imposante Pferd putzt und dabei anfängt, ausgelassen zu tanzen.

Erwartet man, was aufgrund des Filmtitels durchaus gegeben sein könnte, hier die Entwicklung des Pferdes selbst zu sehen, wie es eingeritten und trainiert wird, wie es seine Stärken und Schwächen findet, wie es eine Beziehung zu seiner Besitzerin, seinem Trainer und Reiter aufbaut, so wird man hier eher enttäuscht. Der Film ist nicht zu vergleichen mit "Der Pferdeflüsterer" oder auch einer Serie wie "Wildfire", wo das Pferd im Grunde eine Hauptrolle spielt und sehr lange Sequenzen das Leben und die Emotionen des Pferdes zeigen.

Fazit

Wenn man dazu tendiert, bei sportlichen Wettkämpfen am Ende auf das Entladen der Spannung mit Tränen zu reagieren, dann wird man hier auch Taschentücher brauchen, denn wir sehen hier äußerst spannende Momente und eine Frau und ein Pferd, die Großes geleistet haben.

Nicole Oebel - myFanbase
17.09.2011

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