Bewertung
Scott Charles Stewart

Legion

"Kommt her, Kinder, hört mir zu; ich will euch lehren, den Herrn zu fürchten." – Psalm 34:12

Foto: Copyright: Sony Pictures Home Entertainment
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Inhalt

Gott hat seinen Glauben in die Menschheit verloren und sendet seine Engel aus, um Tod und Verderben über die Erde zu bringen. Nur einer der himmlischen Soldaten, Erzengel Michael (Paul Bettany), stellt sich auf die Seite der Menschen. In einem abgelegenen Wüsten-Diner kämpfen er und eine kleine Gruppe von Leuten gegen die göttlichen Heerscharen, mit dem Ziel, das Leben der Kellnerin Charlie (Adrianne Palicki) zu retten, deren ungeborenes Kind als die letzte Hoffnung der Menschheit gilt.

Kritik

Als Gott das erste Mal von den Menschen enttäuscht war, schickte er eine Sintflut. So lehrt es uns die Bibel. Nachdem Gottes Geduldsfaden nun ein zweites Mal gerissen ist, sendet er seine Armee aus, um die Menschheit auszulöschen. Das erzählt uns dieser Film. Als Arche fungiert diesmal ein heruntergekommenes Restaurant mitten im Nirgendwo, in dem sich eine Gruppe von Menschen gemeinsam mit dem fahnenflüchtigen Erzengel Michael verschanzt.

Die Engel zeigen als Gottes Soldaten nicht die Eigenschaften, die wir gemeinhin erwarten würden. Sie sind nicht gnädig und ehrenwert, sondern heimtückisch, brutal und unheimlich. Sie ergreifen Besitz von den Körpern der schwachen Menschen, um dann die Starken anzugreifen. Mitunter locken sie die Menschen in die Falle, indem sie deren Selbstlosigkeit, Liebe und Mitgefühl ausnutzen. Bei diesen Szenen würde man am liebsten den Finger erheben und Gott darauf hinweisen, dass sein Urteil über die Menschen offenbar zu hart ist und sie so schlecht nicht sein können, wenn sie für andere Leute ihr Leben riskieren. Doch dann hält man inne und überlegt sich, ob die guten Charaktereigenschaften einzelner Menschen wirklich all die großen Sünden wie Kriege, Umweltverschmutzung und soziale Ungerechtigkeit aufheben können. Am meisten überwiegen beim Zuschauer aber letztlich die Momente, in denen er sich die Frage stellen muss, wieso "Legion" kein richtig guter Film ist.

Visuell macht "Legion" vieles richtig. Die von den Engeln besessenen Menschen bieten einen durchaus gruseligen Anblick, vor allem, da es sich um ursprünglich ziemlich harmlose Personen, wie zum Beispiel alte Leute und Kinder, handelt. Die Schwachen eben. Zudem bekommen wir ein paar saftige Schießereien geboten und aus der Kulisse des abgelegenen Diners, das dem Ausdruck "gottverlassener Ort" eine ganz neue Bedeutung verleiht, wird das Beste herausgeholt.

Dem Drehbuch mangelt es dagegen immer wieder an Qualität. Die Dialoge sind überwiegend schwach und nichtssagend. Es wird zwar dann und wann versucht, bewegende und philosophische Konversation einzustreuen, doch misslingt dies beinahe komplett, da es einfach zu gezwungen rüberkommt. Eine echte Auseinandersetzung mit dem Thema Religion im Allgemeinen und dem Christentum im Speziellen wird vermieden. Dass es auf der Welt auch noch andere Glaubensrichtungen gibt, wird beispielsweise komplett ignoriert. Der Zuschauer erfährt auch nicht, was es eigentlich mit Charlies Kind auf sich hat. Hier beschränkt sich der Film auf eher kitschige "Save the baby, save the world"-Floskeln, die alles und nichts bedeuten können. So ist dann auch das Ende eher unbefriedigend und tut zu wenig, um beim Zuschauer den Eindruck zu hinterlassen, es wäre in den vergangenen 100 Minuten um mehr als um Kampf und Ballerei gegangen.

Fazit

Äußerlich ist "Legion" ziemlich gut gelungen, doch es hätte weit mehr inhaltliche Tiefe hinein gepasst. So bleibt dieser Film dem Fantasy-Zuschauer nicht allzu lange im Gedächtnis.

Maret Hosemann - myFanbase
26.12.2010

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