Bewertung
Tom McGrath

Megamind

"Wo hast du das unsichtbare Auto geparkt?"

Foto: Copyright: Paramount Pictures
© Paramount Pictures

Inhalt

Megamind (Will Ferrell) und Metro Man (Brad Pitt) sind schon Feinde seit sie in den Windeln gesteckt haben. Beide stammen von einem anderen Planeten und wuchsen auf der Erde auf, jedoch unter unterschiedlichen Bedingungen: Während Metro Man zu einem gutaussehenden Superhelden heranwuchs, der von allen verwöhnt und von allen geliebt wurde, verbrachte der blauhäutige Megamind seine Kindheit im Gefängnis und war immer der Außenseiter und Verlierer.

Als es in Metro City zum wiederholten Male zum Kampf zwischen Megamind und Metro Man kommt, gelingt ersterem plötzlich ein unerwarteter Sieg, der ihn zunächst glücklich macht, dann aber eine Existenzkrise auslöst. Megamind, nun ohne Gegenspieler, beschließt daraufhin, einen neuen Superhelden zu kreieren, um wieder einen Feind zu haben. Diese Mission geht allerdings gewaltig nach hinten los, zumal sich Megamind auch noch mit der bissigen Reporterin Roxanne Ritchi (Tina Fey) herumschlagen muss.

Kritik

Es scheint in Mode zu kommen, den Bösewicht zur Hauptfigur zu machen. Nach "Ich – Einfach unverbesserlich" ist "Megamind" nun schon der zweite Animationsfilm dieses Jahr, der den eigentlichen Antagonisten zum Protagonisten seiner Geschichte wählt. Während jedoch der Kassenschlager von Universal Pictures deutlich mehr auf den Niedlichkeitsfaktor und Situationskomik setzt, so versucht "Megamind" mit dialogischem Witz und einer unvorhersehbaren Story zu punkten. Dies gelingt allerdings nur bedingt.

"Megamind" ist ganz klar als Superheldenpersiflage konzipiert und hat damit ja eigentlich schon mal einen guten Ausgangspunkt. Superhelden gibt es wie Sand am Meer und dementsprechend gibt es viel Material, das auf die Schippe genommen werden kann. Stellenweise macht der Film das auch richtig gut: Metro Man als übertriebene Version von Superman mit Elvisfrisur, Megamind als vermeintlich oberböser Fiesling mit Lex-Luthor-ähnlicher Glatze, Roxanne Ritchi als schlagfertige Version von Lois Lane, all das sorgt mitunter für amüsante Momente. Interessant ist vor allem der überraschende Twist, der die eigentliche Story erst in Gang setzt: Megamind besiegt Metro Man und hat plötzlich keinen Gegenspieler mehr – etwas, das im Superheldenuniversum grundsätzlich nie passiert (siehe die endlosen Comicreihen zu Superman, Spiderman, Batman etc.). Also erschafft Megamind kurzerhand einen neuen Superhelden und wählt dafür unglücklicherweise Ritchis unbeholfenen Kameramann Hal (Jonah Hill) aus. Hals Ausbildung zum Superheld "Tighten" ist sicherlich einer der besten Parts des Films, da sie das gesamte Superheldenkonzept grandios zu parodieren weiß.

Ähnlich wie schon "Shrek" versucht "Megamind" seinen Humor möglichst auf alle Altersklassen abzustimmen, doch ist er dabei bei weitem nicht so erfolgreich. Zwar gibt es durchaus einige witzige Ideen, wie zum Beispiel Megaminds Unfähigkeit, Silben richtig zu betonen (er sagt immer MeTRO City anstatt MEtro City) oder Hals Rechtschreibschwäche, aus der sich ein genialer Gag mit seinem Heldennamen ergibt ("Tighten" anstatt "Titan"), aber viel zu oft besitzen die Witze keine Substanz. Mehr als einmal fragt man sich als Zuschauer, ob der eben gesehene Dialog nun lustig sein soll oder nicht, und entscheidet sich meist für letzteres. Zu häufig wird bei "Megamind" auf brachialen Kinderhumor und pseudo-witzige Phrasen zurückgegriffen, als dass eine wirkliche Gagdichte entstehen könnte. Vor allem im ersten Drittel des Films führt das zu Längen, sodass man sich zu Beginn manchmal fragt, was der ganze Film eigentlich soll, bis er mit Hals Transformation zu Tighten dann endlich ins Rollen kommt.

So ist "Megamind" eine ganz eigenartige Mischung aus einerseits wirklich urkomischen Szenen und andererseits total lahmen Gags, die nicht zünden wollen. Dies kann durch die Story dann zumindest ein wenig kompensiert werden, die doch erstaunlich komplex ist für einen Animationsfilm und ein paar unerwartete Wendungen nimmt, bis es schließlich zum vorhersehbaren Ende kommt. Graphisch kann das neueste DreamWorks-Werk natürlich perfekt überzeugen – 3D ist wie immer relativ überflüssig –, obwohl man sich doch fragt, wieso man sich dazu entschied, Megamind ausgerechnet zu einem hässlichen blauen Glatzkopf zu machen. Eine Anspielung an Dr. Manhattan vielleicht?

Fazit

DreamWorks hat schon bessere Filme produziert. "Megamind" ist nur stellenweise wirklich witzig und erzwingt sich zu oft den Humor. Die Idee einer animierten Superheldensatire wurde insgesamt zwar nett umgesetzt, doch man hätte sicherlich auch mehr rausholen können. So bleibt ein durchschnittlicher Animationsfilm, der in Sachen Charme, Originalität und Witz allerdings nicht in der obersten Liga mitspielen kann.

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Maria Gruber - myFanbase
05.11.2010

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