Bewertung
Karyn Kasuma

Jennifer's Body – Jungs nach ihrem Geschmack

"She's not high school evil, she's evil evil."

Foto: Copyright: Twentieth Century Fox Home Entertainment
© Twentieth Century Fox Home Entertainment

Inhalt

Der unsichere Bücherwurm Anita "Needy" Lesnicki (Amanda Seyfried) und die arrogante, aber beliebte Jennifer Check (Megan Fox) sind seit frühester Kindheit beste Freundinnen, obwohl sie nicht viel miteinander gemein haben. Die beiden fahren eines Tages zu einem Konzert der Band "Low Shoulder", weil Jennifer ein Auge auf Sänger Nikolai Wolf (Adam Brody) geworfen hat. Nachdem sie dort für ein mysteriöses Ritual "geopfert" wird, was aber gehörig schiefgeht, nimmt ein dämonisches Wesen Besitz von Jennifers Körper, dessen Hunger sie nur befriedigen kann, wenn sie zu einer männerfressenden Mörderin wird.

Kritik

Der 4. August dieses Jahres war in den USA "A Day Without Megan Fox", ein Tag, an dem einige der größten Männermagazine und Online-Blogs ein Bündnis schlossen, dass sie an diesem Tag nicht über Megan Fox berichten würden. Das erscheint auf den ersten Blick übertrieben, wenn man aber bedenkt, wie viel Aufmerksamkeit sie mit jedem noch so unwichtigen Detail vor allem im Zuge der Promotion für die seelenlose Materialschlacht "Transformers – Die Rache" erhielt, ist die Begründung der Boykotteure durchaus plausibel: Es gäbe schlichtweg eine Übersättigung an Megan Fox und es sei Zeit, auch einmal anderen Schauspielerinnen Aufmerksamkeit zu schenken. Unabhängig davon, dass sich diese Aufmerksamkeit nur bedingt auf das schauspielerische Können und wichtige inhaltliche Fragen bezieht, da es anscheinend viel wichtiger ist, über eine Frau zu berichten, wenn sie die Straße in irgendeinem knappen Outfit oder auch nur einem simplen weißen T-Shirt entlang läuft, so zeigt diese Entwicklung in den USA doch deutlich, dass es möglich ist, dass selbst den Betreibern auffällt, dass sie sich zu sehr auf eine bestimmte Person fixieren.

Doch auch wenn Miss Fox' Wünsche nach anspruchsvolleren Rollen als die der Mikaela Banes selbst halbwegs seriöse Medien in Deutschland überschwemmt haben, so ist ihre Rolle als Jennifer in "Jennifer's Body" bis zu einem bestimmte Grad doch eigentlich nicht viel mehr als eine beängstigend akkurate Darstellung dessen, was in der Öffentlichkeit über sie geschrieben und geredet wird. Dementsprechend ist Jennifer eine sexy Frau, die sich ihrer Wirkung auf vor allem das männliche Geschlecht vollauf bewusst ist und dies zu ihrem eigenen Vorteil ausnutzt, wann immer dies möglich ist. Megan Fox scheint die Rolle wie auf den Leib geschneidert, und so ist trotz aller Unkenrufe im Vorfeld nicht sie der Schwachpunkt des Films. Sie liefert genau das ab, was die Rolle von ihr verlangt und weiß dabei zu überzeugen. Deutlich wird aber auch, dass das, was sie schauspielerisch in die Rolle hineinbringt, nicht mehr als Pflichterfüllung zu sein scheint.

Amanda Seyfried wiederum kann als beste Freundin Jennifers öfter zeigen, dass sie zu durchaus mehr fähig ist als zu dem, was ihr Drehbuch und Regie abverlangen, und beweist dies mit der couragierten Darstellung eines unsicheren Mädchens, das zunächst unfähig ist, ihre Unsicherheit abzulegen, im Verlauf des Films aber zunehmend selbstbewusster wirkt; eine Entwicklung, die ihr von ihrem Umfeld und vor allem durch Jennifers Verhalten regelrecht aufgezwungen wird. Dass die Figur aus dem Prolog mit der Needy zum chronologischen Beginn der Handlung so rein gar nichts gemein hat, sich am Ende aber durchaus als zumindest halbwegs plausibel innerhalb der Logik des Films herausstellt, untermauert dies. Leider wurde über die zwei weiblichen Hauptfiguren hinaus keinerlei Wert auf Charakterzeichnung gelegt. Nicht nur Needys Freund Chip erscheint als ein Sammelsurium aus Teeniefilmklischees, auch J.K. Simmons in seiner zweiten Zusammenarbeit mit Drehbuchautorin Diablo Cody bleibt erschreckend blass, obwohl er in der Vergangenheit sein komödiantisches Talent durchaus unter Beweis gestellt hat, einfach weil ihm in der Handlung nicht genug Platz gegeben wird. Und wenn doch, dann beschränkt sich das auf die eine oder andere Ansage als Lehrer, mehr ist nicht drin. Dasselbe Problem offenbart sich auch bei Adam Brodys Charakter Nikolai Wolf. Es ist zwar erfrischend, ihn in einer gänzlich anderen Rolle zu sehen als die des nerdigen Seth Cohen, aber wirklich bedeutend ist sein Beitrag zum Film trotz des von ihm ausgelösten Schlüsselereignisses auch nicht.

Grundsätzlich erscheint die Idee, das Geschehen nahezu ausschließlich auf Needy und Jennifer zu beschränken, als klug. Doch nachdem in durchaus wichtigen Szenen immer wieder zu den vermeintlichen Nebencharakteren geblendet wird, muss man sich schon fragen, ob Diablo Cody nicht mehr mit ihnen vor hatte als das, was in "Jennifer's Body" offenbart wird. Entsprechend simpel gehalten wirkt die Story, die genauso gut in einem Nebensatz in voller Gänze wiedergegeben werden könnte. So bleibt neben den zwei Hauptcharakteren vor allem die Verquickung von Horror und Komödie das, was den Film von anderen Genrevertretern abheben soll. Doch der Humor, der erwartungsgemäß vor allem den von Diablo Cody geschriebenen Dialogen geschuldet ist, wirkt oft schrecklich deplatziert und sorgt nicht nur einmal dafür, dass die Dramatik bestimmter Situationen nie die volle Wirkung entfalten kann. Dass Diablo Codys Schreibstil des Öfteren für sich genommen übertrieben und unglaubwürdig ist und so oft nicht einmal humoristische Elemente überzeugen können, kommt dazu. In vielen Fällen wird Humor durch unpassendes Horrordrama abgeschwächt oder andersherum, am Ende sind beide Elemente zur Genüge von anderen Filmen besser miteinander verbunden worden. Mittlerweile muss man zu dem Schluss kommen, dass in dieser Hinsicht entweder "Juno" ein Glückstreffer war oder "Jennifer's Body" schlichtweg das Talent Codys nicht voll wiedergibt.

Wo der Film jedoch zu überzeugen weiß, ist in den Horrorszenen, die allerdings lange nicht so zahlreich sind, wie man sie vielleicht erwartet hätte. Dennoch wird durch gute und passende Special Effects und die gekonnte düstere Portraitierung der Vorstadt von Seiten der Regisseurin Karyn Kusuma ("Aeon Flux", "Girlfight") eine ansprechende Optik und Grundstimmung geschaffen. Diese Stimmung wird immer wieder durch geeignete Songbruchstücke untermalt, allerdings unterscheidet sich der Soundtrack qualitativ nur wenig von ebenso üppig besetzten Teenieslashern.

Fazit

Der große Mangel von "Jennifer's Body" ist, dass es nicht gelingt, Horrordramatik und Komödie unter einen Hut zu bringen. Die nur teilweise witzigen und oft völlig deplatzierten Dialoge zerstören die dramatische Bedeutung einiger Situationen, während nicht gerade wenige Gefühlsausbrüche unmittelbar nach Lachern keinerlei Wirkung entfalten können und das komödiantische Niveau sofort wieder runterziehen. So bleibt ein Film mit simpelster Story, der sich aber immerhin auf zwei überzeugende Hauptfiguren konzentriert. Vielleicht wäre eine bewusst trashig-witzige Splatterkomödie nicht nur konsequenter, sondern auch besser gewesen. Und wenn Megan Fox auch dann derart wenig anzöge, wäre die Männergemeinde auch nicht enttäuscht.

Andreas K. - myFanbase
08.11.2009

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