Bewertung
Jonathan Demme

Rachels Hochzeit

"Jeder im Haus sieht mich an, als wäre ich eine Soziopathin auf Durchreise."

Foto: Copyright: Sony Pictures Home Entertainment
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Inhalt

Bei einer Hochzeit soll sich eigentlich jeder um die Braut kümmern. Der einzige Tag im Leben einer jeden Frau, in der sie definitiv im Mittelpunkt des Geschehens steht. Doch bei Rachels (Rosemarie DeWitt) Hochzeit ist alles anders. Für dieses eine Wochenende der Hochzeit darf nämlich ihre kleine Schwester Kym (Anne Hathaway) nach Wochen endlich die Entzugsklinik verlassen, in der sie wegen diverser Süchte nicht zum ersten Mal behandelt wird. Kym hat seit dem Tod ihres Bruders Probleme, in ihrem Leben zurecht zu kommen, während für den Rest der Familie das Leben weitergeht. So ist die Hochzeit von Rachel nicht nur das Großereignis in der Familie, sondern auch eine erste Bewährungsproble für Kym um zu zeigen, dass sie auch anders kann, als ständig zu pöbeln und die Familie lächerlich zu machen, wie es in den vorigen Familienfesten nur allzu oft geschehen ist. Doch ist Kym schon dazu bereit?

Kritik

Es gab schon viele Hochzeitsfilme und Hochzeiten in Filmen und während andere Filmemacher die wunderbaren Liebesschwüre und opulenten Buffets und eben all das Positive hervorheben, macht dies "Rachels Hochzeit" ganz anders. Denn mal ganz ehrlich, so sehr man sich auch darauf freut, seine Familie wiederzusehen, am Ende artet es ja meistens doch im großen Chaos aus. Nichts läuft so, wie man es sich eigentlich gewünscht hätte. Anders als bei anderen Filmen fühlt sich die Hochzeit als Bestandteil des Films endlich auch wie eine an. Der Film erzählt auf ruhige, einfühlsame Weise die Geschichte der Familie. Dabei werden dem Zuschauer wunderbare Dialoge und einige erschreckende Wahrheiten offenbart, so dass er trotz der scheinbar eher seichten Geschichte spannend und fesselnd bleibt und den Zuschauer nicht so leicht wieder loslässt.

Dabei ist auch das Set ein schöner Kontrast zu der mal anders erzählten Hochzeit. Blumen soweit das Auge reicht, alles verziert und festlich dekoriert. Das Haus ist vorbereitet auf die große Feier, als mit Kym das typische "Schwarze Schaf" der Familie auftaucht. Der Film macht dann genau das, worunter Rachel seit Jahren zu leiden scheint, er schenkt Kym die volle Aufmerksamkeit und sieht ihr dabei zu, wie sie damit zurecht kommt, dass ihre Schwester ihr scheinbar normales Leben gefunden hat und glücklich in eine hoffnungsfrohe Zukunft startet, während Kym immernoch auf Entzug ist und eigentlich nichts gebacken bekommt. Im Laufe der nächsten zwei Tage erleben wir die Entwicklungen der Charaktere und erfahren, wie es zu der großen Entfremdung in der Familie gekommen ist.

Ein bisschen nach dem Vorbild alter Filme erzählt der Film dies mit wunderbarer Kameraarbeit. Der Kameramann schafft es mit dem Einsetzen von Lichtern und Kamerafahrten dem Ganzen noch mehr Tiefe zu geben und den Zuschauer noch mehr an der Geschichte Anteil haben zu lassen. Auch die Musik passt sich wunderbar dem Film an.

Der Film zeichnet sich jedoch vor allem durch das Spielen von Anne Hathaway aus. Die junge Schauspielerin, die als plötzliche Prinzessin und Jane Austen bisher nicht unbedingt ihr großes Dramatalent zeigen konnte, kann dies in diesem Film nachholen. Schon auf den ersten Blick zeigt sich eine verwirrte junge Frau und obwohl das Make-up und Kostümdesign hier wirkt, so würde dies ohne das Talent von Anne nicht annähernd so funktionieren. Schon laut Drehbuch bleibt hier kaum Platz für andere Charaktere und so ist es trotz hervorragender Leistung für Rosemary DeWitt oder Bill Irwin schwer, sich gegen die dominante Hathaway zu behaupten.

Fazit

Ein ruhiger, wunderbar inszenierter Film, der eine Hochzeit mal nicht im typischen Hollywood-Style zeigt. Mit einer wunderbaren Anne Hathaway, schöner Kameraarbeit und ebenso schönen Dialogen erwarten den Zuschauer so einige Überraschungen an diesem ereignisreichem Wochenende.

Eva Klose - myFanbase
18.08.2009

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