Review: #1.03 Abserviert
Nette Folge, die im Comedyteil wieder sehr erfreuliche Szenen zustande bringen konnte, storymäßig aber ein wenig auf der Stelle tritt.
Ich meine, wie lange werden wir uns das noch antun müssen, in jeder Folge zu sehen, wie Ally Billy nachtrauert und er ihr zeigt, dass er sie immer noch besser kennt als jeder andere? Bla, bla, bla... Ich für meinen Teil spüre bei den beiden in keiner Sekunde den berühmten Funken überspringen. Für mich haben die beiden kaum Chemie. Vielleicht als gute Freunde. Aber als Paar könnte ich mir Ally und Billy nie im Leben vorstellen. Diese Storyline nervt mich schon zu Tode, obwohl wir erst bei der dritten Folge angelangt sind. Kein gutes Zeichen!
Auf der anderen Seite fand ich es daher schön, wie Ally und Georgia sich immer mehr anfreunden. Ich finde, die beiden bilden ein großartiges Team, und ich hoffe, dass es kein ständiges Hin und Her geben wird wegen Billy. Absolut genial waren die beiden ja, als sie mehrmals synchron "Einspruch, Euer Ehren!" gerufen haben und dabei sogar parallel aufgestanden sind. Ich möchte nicht wissen, wie lange es gedauert haben muss, diese Szenen zu drehen. Vor Gericht haben sie mich beide auch absolut überzeugt. Besonders wie Ally richtig loslegt und danach Ron gleich die Meinung geigt. Mal abgesehen davon, dass ich von Beginn an auf ihrer Seite stand – der Fall ist einfach zu typisch für die heutige Zeit und irgendwie traurig – hat Allys Manipulation beim Plädoyer ("Sie vertreten die öffentliche Meinung. Verschaffen Sie sich Gehör!") auch bei mir gewirkt. Normalerweise habe ich immer gedacht, dass der zweite beim Plädoyer einen Vorteil hat, weil er auf das eingehen kann, was sein Vorgänger gesagt hat. Aber in diesem Fall hätte mich das erste Plädoyer so überzeugt, dass ich beim zweiten gar nicht mehr zugehört hätte (bzw. auch habe).
Der Rest der Folge war erneut Ally und ihrem neuen Schwarm Ron Cheanie gewidmet. Vielleicht hat mich die Folge deshalb auch nicht wirklich überzeugen können. Obwohl der erste Teil ja durchaus amüsant war, als Ally uns in die Kunst der Verführung eingeführt hat. Erst ein wenig tanzen, aber nicht zu eng, dann ein Lächeln, dann ein kleines Lachen. Denn Männer mögen es, wenn man ihnen das Gefühl gibt, interessant und liebenswert zu sein. Mmh... okay, dem stimme ich durchaus zu. Nur frage ich mich, wie das ganze wohl ablaufen würde, wenn der Gegenüber gerade gar nichts Lustiges gesagt hat? Immerhin gibt Ally ja zu, dass sie ihm dabei gar nicht zuhört und sich ganz auf ihre Taktik konzentriert. Aber na ja, was weiß ich schon von Männern?
Was mich generell an Serien über Single- Frauen, die auf der Suche nach dem Richtigen sind, von denen es ja mehr gibt, als man gemeinhin ertragen kann, stört, ist diese extreme Verzweiflung, mit der vorgegangen wird. Immer geht es darum, dass der Mann einen möglichst am ersten Tag küsst. Aber bloß nicht zu aufdringlich, immerhin soll er mich ja für meinen tollen Charakter mögen. Aber auch nicht zu zaghaft, sonst könnte das ja bedeuten, er hat unter Umständen kein wirkliches Interesse. Dann sollte der Mann spätestens beim dritten Date versuchen, mich ins Bett zu kriegen, sonst ist es schon angebracht, langsam in Panik auszubrechen, ob er mich denn nicht attraktiv genug findet. Aber wenn er es versucht, werde ich ihn natürlich entschieden zurückweisen, immerhin bin ich ja kein Flittchen. Mein Gott, da soll noch mal ein Mann durchblicken! Und das sag ich als Frau!
Ich sehe es daher ähnlich wie Renée und finde, dass Ally ziemlich übertreibt und aufhören sollte, ihr Leben nach irgendwelchen Büchern zu leben. Nicht dass ich nicht selbst dazu geneigt wäre, so etwas zu tun, aber den gesunden Menschenverstand sollte man dabei schon einschalten. Aber natürlich ist Ally ja immer für einen Lacher gut und so gab es mal wieder Fremdschämen bis zum Gehtnichtmehr, als Ally Georgia gerade über Cheanie informiert. "Cheanie, der ist doch stockschwul...! Ähm, hups, da steht er plötzlich vor der Tür. Mir gefällt es, wie Renée sich über Ally lustig macht (geniale Szene) und sie versucht, mal zur Vernunft zu bringen. Besser als eine Freundin, die einem in allem zustimmt. Besonders wenn man solch ausgeprägte Neurosen hat wie Ally. Allys Auftritt in Rons Büro war dann aber doch ziemlich genial. Immerhin bewahrt sie ihren Stolz. Mir gefällt die Ich-Perspektive dann besonders, wenn man sieht, wie sie eigentlich etwas anderes sagen will als das, was sie im Endeffekt herausbringt. Na ja, da dachte ich schon, wir wären Tate Donovan endlich los und dann einigen sie sich am Ende doch wieder. So ist das im Leben, aber ich kann mir schwer vorstellen, dass das lange halten wird.
"Immer wenn ich mich lächerlich mache, fühle ich mich besser, wenn ich die Fachliteratur dafür verantwortlich machen kann."
Mein Lieblingszitat aus dieser Folge, weil so wahr. Mir geht es auch häufig so, dass ich mein Unvermögen lieber auf andere Dinge schiebe, für die ich nicht verantwortlich bin, nur damit ich mich selbst nicht zur Rechenschaft ziehen muss. Dann sehen wir in dieser Folge noch eine übereifrige Elaine, die sehr für Ally Partei ergreift. Warum? Weil sie sich wichtig fühlen möchte. Ein Grund mehr, warum man Elaine trotz ihrer nervigen Art einfach gern haben muss. Und Richard sagt zum ersten Mal etwas Tiefgründiges. Warum? "Wenn Eltern handeln, dann immer selbstlos." – "Das ist ein Fishismus." – "Ja, das ist es." Oder auch vielmehr, weil Richard Angst hat Ron als gut zahlenden Kunden zu verlieren, wenn er und Ally sich erneut trennen. Aber wer weiß das schon so genau.
Wie schon erwähnt, eine solide Folge, allerdings war mir der Cheanie- Anteil zu viel, der mich in dieser Episode nicht nur wegen Tate Donovan irgendwie genervt hat. Deshalb diesmal nur 6 Punkte. Ich hoffe, die Serie kommt bald mal besser in Fahrt, wenn erstmal die Anfangsschwierigkeiten, die die meisten (guten) Serien haben, überwunden sind.
Nadine Watz - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: The KissErstausstrahlung (US): 22.09.1997
Erstausstrahlung (DE): 22.04.1998
Regie: Dennie Gordon
Drehbuch: David E. Kelley
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