Bewertung

Review: #1.23 Alles ist wunderbar

Foto: Desperate Housewives - Copyright: 2004 Buena Vista Home Entertainment, Inc. und Touchstone Television
Desperate Housewives
© 2004 Buena Vista Home Entertainment, Inc. und Touchstone Television

Zusammengefasst ist die erste Staffel der "Desperate Housewives" äußerst stark umgesetzt worden. Die Messlatte für die zweite Staffel wurde somit sehr hoch gelegt, denn die Handlungsstränge der Hausfrauen und auch den Wisteria Lane - Männer fielen stets mitreißend und vielseitig aus. Bei dem großen Geheimnis der Familie Young, rund um Mary-Alice' Selbstmord, konnte man auf spannende Weise mitfiebern. Ein Puzzlestück nach dem anderen wurde gekonnt dem Zuschauer zugeworfen, sodass am Ende ein düsteres Gesamtbild entstand.

Für die Finalfolge hier hätte ich mir jedoch eine spannende Wendung oder neue Storyline erwartet. Tatsächlich erfährt man durch die Entführung von Paul durch Mike zwei weitere interessante Details im Staffelgeheimnis. Außerdem wird der Zuschauer am Ende mit einem effektiven und tollen Cliffhanger belohnt. Ansonsten jedoch geht es hier teils erschreckend unspektakulär zu. Zwar keinesfalls mies, jedoch werden die Erwartungen nach der fesselnden Staffel nicht erfüllt. Vielleicht hätte man die vorherige Episode nicht dermaßen temporeich zuspitzen und die Handlungen geschickt strecken sollen. Denn nun geschieht hier sehr vieles, was bereits vorherzusehen war.

Das Youngs-Geheimnis als gesamtes Puzzle

Es ist schön, Mary-Alice mal wieder in mehreren Szenen zu sehen. Brenda Strong kommt so sympathisch in ihrer Rolle rüber, da wünscht man sich wirklich, sie wäre noch lebendig in der Wisteria Lane wohnend. Das Geheimnis um sie und ihre Familie Young gilt eigentlich als bereits aufgelöst. Die Autoren hätten sich erlauben können, gewisse Teile bis zum Finale aufzubewahren, aber man muss ihnen hauptsächlich zu Gute halten, dass der große Handlungsbogen, abgesehen davon sehr gekonnt über die Staffel ausgelegt wurde. Es funktionierte hervorragend. Zudem ist es eine absolut wilde Geschichte, die sich bei den Youngs da abspielte, muss ich zugeben.

Deirdre war drogensüchtig und verkaufte ihr Baby Dana an die Youngs, nur um sich dann weiter mit Drogen vollzupumpen. Wie sehr sie jedoch Mary-Alice durch die Babyverkauf-Aktion geholfen hatte, war ihr da wohl nicht wirklich bewusst. Es überraschte mich dann doch, dass Mary-Alice einst offensichtlich an Depressionen litt und schlicht gesagt unglücklich war. Vielleicht hätten die Youngs da einfach adoptieren oder eine Leihmutter aufsuchen sollen. Durch die Gesamtgeschichte erkennt man nun auch ganz deutlich, was Felicia Tilman auf den Plan gerufen hatte, überhaupt wie die Familie Young auf die Idee kam, nach Fairview und in die Wisteria Lane zu ziehen. Das Verwirrspiel um Zach, der einst Dana hieß, hat auch ein Ende gefunden. Dana ist aber wirklich ein komischer Name für einen Jungen.

Die zwei Überraschungen: Nicht Paul kristallisierte sich als der ultimative Bösewicht heraus. Nein, Mary-Alice ist für Deirdres Tod verantwortlich. Hätte ich der so sympathischen Dame nicht zugetraut. Aber da man nun die Hintergründe, also von ihrer Verzweiflung weiß, ist es irgendwo verständlich. Wobei Mord immer eine falsche Sache ist. Mary-Alice muss jedoch schon komplett in der Mutterrolle bzgl. Zach aufgegangen sein. Ihr Beschützer-Instinkt war wohl für die unüberlegte, krasse Aktion verantwortlich. Deirdre war auch alles andere als sympathisch und eigentlich auch total selbstsüchtig. Verständlich zwar, dass sie ihr Kind wiederhaben wollte, nachdem sie clean wurde. Dennoch hätte sie ja bedenken können, dass es böse ausarten könnte. Dass sie dann zur Gewalt überging machte es letztendlich nicht besser. Makaber finde ich aber das Detail mit der Spielzeugtruhe und dass der kleine Zach von der üblen Situation Zeuge wurde. Kein Wunder also, dass Zach so gefährlich, verwirrt und mysteriös wurde. Und wenn ich das nicht falsch deute, dann ist Mike Zachs leiblicher Vater. Ein gelungener Schachzug der Autoren. Wirklich beeindruckend inszeniert das Ganze. Paul bleibt wohl der Serie erhalten, denn nach den neuesten Erkenntnissen tötet ihn Mike ja nicht. Vielleicht ist das ja ein Fehler, da möglicherweise nun die Rache folgen wird?...

Neues Geheimnis im Anmarsch?

Irgendwas ist total komisch an den Applewhites, das dachte ich mir gleich. Schon als sie in der letzten Folge nachts einzogen. Edie könnte wohl als erste diesmal den seltsamen Vorkommnissen der neuen Nachbarn auf die Schliche kommen. Sie spürt hier wohl, dass da was nicht stimmt. Immerhin haben sie das Haus ungesehen gekauft. Wer tut sowas? Schade, dass man es hier versäumt bereits mehr zu offenbaren. Wird wohl für die Staffel zwei ein Thema sein.

Vorschlag: Rollentausch

Nicht zufrieden bin ich damit, wie man die Storyline bei den Scavos, nun in der Finalfolge zur Geltung bringt. Ich hätte mir eine weitaus fesselndere Konfrontation und auch Eskalation erwartet und gewünscht. Immerhin hatte Lynette bewirkt, dass Tom nicht befördert wurde. Indirekt ist sie auch Schuld daran, dass dieser gefeuert wurde. Ihre Aktion hatte ihn ja so dermaßen wütend werden lassen und ihn in eine doofe Lage gebracht und so ist es wirklich ernüchternd zu sehen, dass Tom einfach nur Spielen geht und dem Streit nur wenig Platz eingeräumt wird.

Am Ende ist schon beinahe alles wieder in Butter. Nur, dass Tom den Rollentausch vorschlägt. Lynette soll nun arbeiten gehen, was interessant werden könnte. Dennoch ist hier die Abrundung des Handlungsstrangs sehr lahm umgesetzt worden. Das versprach in der Vorfolge einfach viel interessanter zu werden. Es hätte ja nicht gleich das Ehe-Aus bedeuten müssen aber es wäre die logische Konsequenz gewesen, wenn Tom weitaus härter reagieren würde als hier.

Unschöne Wendung

Die Bree/Rex-Story wird, wenn man es streng beurteilt, auch ziemlich müde abgerundet. Zwar auf sehr dramatische Weise, welche durch Rex' Tod, von dem Bree vom Arzt erfährt, eine sehr nahe gehende Szene mit sich bringt. Dennoch hätte ich mir mehr Aktion erwartet. Oder schlicht gesagt einfach mehr erwartet. Schön ist aber der Moment anfangs, als die Beiden beschließen miteinander Frieden zu schließen. Und somit zeigt man auf rührende Weise, dass die Beiden tatsächlich ihre Ehe retten konnten. Nach all dem Drama und den Schwierigkeiten.

Ausgerechnet dann stirbt Rex. Der Arzt ist wohl indirekt daran Mitschuld, denn durch seine eröffneten Testergebnisse und Spekulationen hat er Rex richtig aufgebracht. So machte das Herz wohl deswegen vor der Operation schlapp und Rex stirbt im Glauben, dass Bree ihn vergiftet habe. Schade, dass die Autoren nicht daraufhin hinarbeiteten, dass bei Rex noch, bezüglich Georges geheime Taten, der Groschen fiel.

Somit dürfte das Thema George in Staffel zwei noch eine Rolle spielen. So muss man sich um Bree Van de Kamp keine Sorgen machen, keine weiteren interessanten Geschichten zu erhalten. Es wird auch interessant sein wie sie nun als Witwe zurecht kommt und wie Andrew und Danielle mit dem Tod ihres Vaters umgehen werden. Hier sehe ich ganz viel Potential für die anstehende Staffel.

Eskalation

Sehr vorhersehbar war wohl auch die Tatsache, dass bei den Solis' noch ein großer Knall bevorsteht. Die Gerichtsverhandlung verläuft mit sehr überzeugenden Szenen. Als Gaby ihre Aussage macht und ein Lügenmärchen auftischt, musste ich schmunzeln. Carlos hatte auch wirklich Pech, ausgerechnet zweimal in einer Prügelattacke an einen Homosexuellen geraten zu sein. Erst wirkte es ja, als würde Gabys Aussage die Wogen glätten. Doch der Naivling namens John schenkt ausgerechnet da Carlos reinen Wein ein. Zum ungünstigsten Zeitpunkt überhaupt, sodass Carlos total durchdreht. Er ist eben ein temperamentvolles Gemüt und gerät leicht in Rage. Doof nur, dass er da John gleich direkt im Gerichtssaal Androhungen macht. So wandert Carlos wohl für eine ganze Weile hinter schwedische Gardinen.

Gabrielle dürfte das wohl auch nicht gefallen, denn so sitzt sie nun ohne Mann und schwanger Zuhause fest. Irgendwo ist es jedoch auch die verdiente Konsequenz, denn Gaby hat mit ihrer heimlichen Affäre mit John viel Drama ausgelöst und Carlos dabei derbe hintergangen. Ihre Selbstsüchtigkeit wird sie nun mit einem Baby doch sehr auf Eis legen müssen. Ich bin schon gespannt darauf Gaby als Mutter zu erleben. Was wird jedoch aus der Ehe mit Carlos? Hält die nun stand obwohl Carlos von der Affäre weiß? Oder ist nun alles hoffnungslos geplatzt? Wird Gaby sich bei John noch "bedanken" für seine "Heldentat". Ein gelungener Abschluss des Handlungsbogens.

Ungewisse Zukunft

Susan ist diejenige, die erwartungsgemäß nun mitten in die Mike/Youngs-Story manövriert wird. Das war zu erahnen als die überschnellen Einzugspläne mit Mike zuletzt aufkamen. Außerdem fiel ja Susan auch Marthas Tagebuch in die Hände, welches sie im Auto von Mike entdeckt hatte. Eine ganze Weile jedoch ist es rund um Susan, im Gegensatz von Mikes Entführung von Paul, nicht zu deuten, dass ihre Story im Finale interessant werden würde. Ihren Telefonterror bei Mike empfinde ich sogar mehr nervig als amüsant. Irgendwie wünschte ich mir einfach eine spannende Szene nach der anderen und keine Durststrecken.

Doch durch Zach wird es bei Susan dann doch noch sehr interessant. Dieser dreht völlig durch und das ist verständlich. Alle lügen ihn an und er hat niemanden mehr, der ihm hilft, die furchtbaren Geschehnisse aufzuarbeiten. Felicia muss hier dran glauben, als Zach sie niederstreckt. Und Felicia wollte sich tatsächlich als die Ersatzmutter aufspielen. Irgendwo eine ganz seltsame Sache. Tja aber sie wusste ja lange schon was mit Zach geschehen war. So wird sie sich wohl viele Sorgen um Zach alias Dana gemacht haben. Jedenfalls flippt Zach aus und bringt auch Susan in Bedrängnis als die in Mikes Bude Bongo füttern möchte. Ich möchte auch einmal kurz erwähnen, dass ich in "Desperate Housewives" sämtliche Nebendarsteller für sehr talentiert halte. Cody Kasch beispielsweise spielt den mysteriösen und aggressiven Zach wirklich sehr überzeugend. Die Szenen mit ihm werten die Finalfolge enorm auf. Besonders als er Susan so richtig tobend den Kopf wäscht. Die hält nämlich immer noch Pauls aufgetischtes Lügenmärchen für die Wahrheit.

Da Zach von Felicia erfahren konnte, was mit Paul los ist, will er sich an Mike rächen. Susan hält er als Geisel und sein Vorhaben ist es per Waffe Mike zu töten. Trotz des Dramas hat auch immer wieder mal der Humor Platz. Welche Lachmuskeln wurden nicht angestrengt, als Edie ausgerechnet im Delfino-Haus bei Susan, Schutz vor Zach finden will? Ohne zu erahnen, dass da gerade Zach mit der Waffe sich aufhält. Susan kann da nicht mit der Wahrheit rausrücken und so dampft Edie beleidigt ab. Der Cliffhanger am Ende ist richtig böse. Man sieht nur noch wie Mike Zuhause ankommt. Das ist wirklich gemein, denn es kann so vieles geschehen. Man geht zwar davon aus, dass Susan als Hauptcharakter irgendwie da heil herauskommt. Bei Nebencharakteren ist es aber immer höchst ungewiss. Man bleibt mit der beißenden Frage zurück wie es im Delfino-Haus weitergehen wird....

Fazit

Eine Finalfolge, die der grandiosen ersten Staffel der Serie leider nicht die Krone aufsetzen kann. Dazu werden die Storylines bei Lynette und Bree auf zu müde Weise abgerundet. Das große Staffelgeheimnis der Youngs ist schon zu sehr aufgelöst worden, sodass wenig überrascht. Richtig aufwerten kann das Ganze nur die Solis-Situation im Gerichtssaal und Zach als Susans Geiselnehmer samt spannendem Cliffhanger am Ende. Eine solide Angelegenheit im Gesamtbild, aber leider nicht die große Folge, die ich erwartet hatte.

Samuel W. - myFanbase

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