Bewertung

Review: #1.07 Der Stahlhagel

"Defiance" nimmt Fahrt auf. Nachdem die Serie bisher auf einem guten und stabilen, aber nicht herausragenden Niveau funktioniert hat, zeichnet sich nun ein Aufschwung ab, der die Serie vielleicht auf ein neues Level bringt. "Defiance" wird spannender, kontroverser und vielschichtiger. Das hat weiterhin viel mit dem Charakter Irisa zu tun, dem Herzstück der Serie, aber auch mit anderen Facetten.

Bleiben wir zunächst bei Irisa. Es wird immer deutlicher, dass sie zwischen den Welten steht, zwischen den Traditionen und dem Glauben ihres Volkes einerseits und der Lebensart ihres Adoptivvaters Nolan andererseits. Das ist ein spannendes, komplexes Thema mit vielen Parallelen zur Geschichte und Situation der Amerikanischen Ureinwohner. Die Begräbnisriten der Irathier, die wir in dieser Episode sehen, veranschaulichen noch einmal die Spiritualität und Naturverbundenheit dieser außerirdischen Rasse, der es nur schwer gelingt, mit den anderen Bewohnern der Erde auszukommen, nachdem bereits einige Fehler im Umgang miteinander gemacht wurden.

Die plötzliche Widerauferstehung des getöteten Sukar und seine damit einhergehende Unverwundbarkeit sind erst einmal sehr verwirrend und leicht beängstigend, denn man fragt sich die ganze Zeit, ob nun tatsächlich göttliche Mächte klar und deutlich in das Schicksal von Defiance eingreifen und wie man das in seine eigene Zuschauersicht der Dinge integrieren soll. Umso brillanter ist die Auflösung, dass Sukar seine Auferstehung und Selbstheilungskräfte keinem Gott verdankt, sondern Technologie, die seinen Körper vorübergehend übernommen und gesteuert hat, um ein Raumschiff sicher landen zu lassen. Für Irisa, die wirklich dabei war, an Sukar als einen Auserwählten zu glauben und sich dafür sogar offen gegen Nolan gestellt hat, ist das sehr ernüchternd. Andererseits erklärt das, was mit Sukar geschehen ist, nicht ihre Visionen. Sukars Auferstehung schien für Irisa eine Möglichkeit zu sein, ihre eigenen Fähigkeiten zu begreifen und zu akzeptieren, nun da sich dieses Wunder als technischer Trick herausgestellt hat, wird es für sie wieder schwerer, sich selbst zu verstehen und natürlich auch verstanden zu werden. Das Vertrauen zwischen Irisa und Nolan hat auf jeden Fall sehr gelitten.

Natürlich stellt sich auch die Frage, was es mit diesem Raumschiff nun eigentlich auf sich hat. Dass es einfach nur ein leeres, bedeutungsloses Wrack ist, bezweifle ich doch stark. Es wird ganz sicher die eine oder andere (böse) Überraschung bereit halten. Ganz allgemein finde ich den Archenfall, diese mysteriöse Zerstörung der Alien-Flotte, die das Angesicht der Erde für immer verändert hat, sehr interessant und hoffe, dass dieses Thema nun stärker aufgegriffen wird.

Ein weiteres Highlight dieser Folge sind Stahma und Kenya. Dass sich zwischen diesen beiden Frauen eine Romanze entwickelt, habe ich absolut nicht kommen sehen und doch passt es sehr gut. Kenya verhält sich Stahma gegenüber anders, als die anderen Bewohner von Defiance es tun, denn Kenya ist an Stahma als Person interessiert, nicht nur als Frau von Datak und Mutter von Alak. Wir wissen längst, dass Stahma eine raffinierte Strippenzieherin ist, die weiß, an welchen Fäden sie zupfen muss, um ihrem Mann zu mehr Macht und Ansehen zu verhelfen und ihren Sohn zu beschützen, aber manchmal muss selbst sie die Strippen fallen lassen und ihren eigenen Spass haben. Wobei ich zu diesem Zeitpunkt wahrlich nicht ausschließen will, dass noch mehr dahinter steckt und Stahma die Affäre mit Kenya auch politisch ausnutzen will. Kenya ist schließlich die Schwester der Bürgermeisterin und die Besitzerin eines der führenden Geschäfte in Defiance. Ich bin sehr gespannt, wie sich das noch entwickelt.

Nicolette weiß nun, dass ihr Komplize Mr. Birch tot ist und Quentin die Tat begangen hat. Was sie aus diesem Wissen macht, ist noch nicht abzusehen, aber es darf mit dem Schlimmsten gerechnet werden. Nicolette versteht es, andere Leute zu manipulieren, so dass es mich nicht überraschen würde, wenn sie nun versucht, Quentin zu beeinflussen und seine Schuldgefühle gegen ihn zu verwenden.

Nicht wirklich interessiert hat mich in dieser ansonsten großartigen Episode der kleine Konflikt zwischen Alak und Christie wegen der castithanischen Badezeremonie. Ganz persönlich kann ich Christies Widerwillen dagegen, mit ihrem Bräutigam und dessen Eltern baden zu müssen, verstehen, aber erstens ist dieses Thema im Vergleich zu den anderen Geschichten dieser Folge absolut langweilig und zweitens kommt Christie ziemlich weinerlich rüber. Wenn sie sich jetzt bei jedem Aspekt der Hochzeit so anstellt, wird es keine Hochzeit geben.

Maret Hosemann - myFanbase

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