Review: #2.22 Ein fataler Entschluss

Das Finale der zweiten Staffel überrascht mit Durchwachsenheit. In dieser Staffel gab es öfters eine Synchronität in den Episoden, so dass sich z.B. ein Happy End auf alle Charaktere erstreckte, genauso wie ein Tiefschlag. In dieser Episode allerdings konstruierten die Autoren eine Handlung, die mit Paceys und Jens Glück erst so anmutet wie ein glückliches Ende, nur um am Ende kontrastartig umzukippen mit einem Tiefschlag. Die Parallelen zum Finale der ersten Staffel sind unverkennbar. Während die erste Staffel damit endete, dass Dawson und Joey glücklich zusammenkamen, so endet diese Staffel damit, dass sie auf ziemlich unglückliche Art und Weise wieder auseinanderkommen. Gleichzeitig steht diese Episode aber auch ganz im Zeichen der zweiten Staffel. Nicht nur die Unstetigkeit ihrer Beziehung mit dem Wiederauseinanderreissen wird aufgezeigt, sondern auch der so oft befürchtete Risikofaktor, die Freundschaft könnte auseinanderreissen, findet hier Geltung. Das Ende ist bewusst offen.

Doch zur Einzelcharakteranalyse: Dawson sieht sich gleich zwei Problemen gegenüber. Da wäre zunächst einmal sein zerbrechendes Elternhaus, das nun endgültig am Rand der Auflösung steht. Es gibt zwar Annäherungsversuche, immerhin ein Fortschritt, doch der Wegzug zieht erstmal eine klare Linie unter alle Problembehebungsbemühungen. Viel stärker betrifft Dawson jedoch das Wissen um Joeys Vater und was er damit machen soll. Durch die Brandstiftung gerät auch Dawson in eine Notsituation, weil er nun plötzlich auch Joey als gefährdet ansieht. Die einzig richtige Entscheidung - sie ist nur für ihn einzig richtig. In dem Wissen, dass alles, was so mühsam wieder auferstanden war, daran vermutlich endgültig zerbrechen wird, sieht er sich dem Familiendrama der Potters gegenüber. Welche Ironie, dass Dawson praktisch seit Anfang der Episode "zur Familie gehört". Am Ende sieht man Dawson alleine und verlassen dastehen.

Aber auch Joey sieht sich keinen besseren Zeiten gegenüber. Ihre Familie ist wieder da, wo sie war und ihre Schwester scheint ihr nicht sehr freundlich gesonnen zu sein, weil sie Dawsons Rat folgte. Etwas übertrieben muten die Szenen an, als sie ihren Vater darum bittet, nochmal zu schwören, dass er nicht mit Drogen dealt. Alles in allem ist jedoch die Charakterdarstellung solide, die Blauäugigkeit, mit der Joey in diese Situation gerät, glaubwürdig dargestellt. Die Distanzierung von Dawson stand noch ein wenig auf der Kippe, genauso gut hätte es noch ein Happy End geben können, weil sie vielleicht bei Dawson Zuflucht sucht. Geschickt spielte man somit die Spannung bis zum letzten Moment aus. Was man jedoch ein wenig vermisste, war Joeys über den Dingen stehende Perspektive. Da die Handlung der letzten Episoden maßgeblich sie selber betraf, ist es fraglich, ob dies überhaupt möglich ist, dennoch war die Schwarz-Weiss-Darstellung von Glück und Trauer etwas atypisch.

Happy Ends dagegen, wie schon angesprochen, für Pacey und Jen. Pacey kann familiär endlich die Wende herbeiführen, dass man sich seiner bewusst wird. Gleichzeitig arbeitet man seine zurückgehaltene Trauer über Andies Weggang auf. Das Ende und die Wende sind komplizierte Schritte, berücksichtigt man die Schwierigkeiten der letzten zwei Staffeln, dennoch gelingt es, die Charaktere, insbesondere Paceys Vater, nicht in einem unglaubwürdigen Licht darzustellen, als dass das Aufeinanderzugehen gänzlich aus der Luft gegriffen wirkt.

Auch das Aufeinanderzugehen von Jen und ihrer Großmutter wirkt gelungen, wobei anzurechnen ist, dass man Jack mitaufnimmt, der nicht nur Jen half, sich zu orientieren und mögliche eigene Fehler einzusehen, sondern möglicherweise auch beim gestörten Verhältnis zwischen Jen und ihrer Großmutter helfen kann. Somit bekommt der seit zwei Staffeln bestehende Konflikt einen neuen Aspekt hinzugefügt, der vielleicht eine entscheidende Wende herbeiführen kann. Auch die Fortführung dieses Handlungsstrangs lässt man bewusst offen.

Alles in allem somit ein durchweg gelungenes Finale, wie zuvor am Ende der 1. Staffel. Statt einem geradlinigen Ende wählte man ein durchweg verschiedenes, dass der einen Hälfte der Charaktere neue und bessere Möglichkeiten eröffnet und der anderen Hälfte eine ausweglose Situation ohne Entkommen beschert. In beiden Fällen bleibt es spannend. Und so nimmt man der dritten Staffel auch nichts vorweg, als man Dawson am Ende alleine zeigt. Die zentrale Frage ist: Wird man wieder aufeinander zugehen können? Wird überhaupt die Freundschaft wiederkehren? Wird Jens letzte Chance wahrgenommen werden? Und wie wird Pacey mit der neuen Situation fertig? Wird sie ihm helfen, über Andies Weggang hinwegzukommen?

Fragen über Fragen begleiten uns am Ende der 2. Staffel. Und wenn diese Staffel auch nicht nur durch Höhepunkte geprägt war, so waren zumindestens Anfang und Ende definitive Höhepunkt. Die Serie kommt jetzt an einen entscheidenden Wendepunkt, nachdem die erste Staffel vornehmlich die Freundschaft von Dawson und Joey portraitierte, die zweite dagegen die Beziehung. Was kommt jetzt, bzw. kommt überhaupt noch etwas radikal neues, das vorhergehende umwerfende? Nur die Zukunft der Serie wird es uns zeigen und das Finale dieser Staffel trägt dazu bei, dass man bereits darauf gespannt ist.

Malte Kirchner

Die Serie "Dawson's Creek" ansehen:


Vorherige Review:
#2.21 Der Abschied
Alle ReviewsNächste Review:
#3.01 Ein Schlag ins Wasser

Diskussion zu dieser Episode

Du kannst hier oder in unserem Forum mit anderen Fans von "Dawson's Creek" über die Folge #2.22 Ein fataler Entschluss diskutieren.