Review: #2.14 Nie wieder Gedichte
Nein, es geht hier nicht um Gedichte. Viel treffender ist da der Originaltitel "Sein oder nicht sein...", der zudem in der darauffolgenden Folge "...das ist hier die Frage" (Deutsch: "Die ganze Wahrheit") die Fortsetzung findet. Aber zu den gegenwärtigen Problemen.
Mit dieser Episode beginnt Jack's Outing in Bezug auf seine Neigungen. Natürlich eine sehr vertrackte Situation. Dawson scheint (und ich betone: Scheint! Er tut es nicht wirklich.) das Verhältnis zu Joey zu legitimieren, er nimmt zumindestens daran nicht mehr Anstoss, was das Verhältnis bisher aufrüttelte und Joey gibt sich, dank dieses Freiraums, Jack auch vollkommen hin. Basierend auf diese Ruhe, die ja auch von Andie angesprochen wird, scheint Jack wohl erstmals zu sich selber zu finden. Dass das Gedicht der Auslöser ist, stimmt nicht. Es ist bestenfalls das Mittel zum Zweck. Und als wäre die Situation nicht unglücklich genug, darf Jack diese neue Erkenntnis, die er selber für sich noch nicht verarbeitet hat, erst einmal seinen Mitschülern vortragen, die sich natürlich auf ihre Weise Gedanken darüber machen (in Form von Spott oder gar Graffitischmierereien).
Dieses Outing ist der Anfang vom Ende der Beziehung zu Joey. Diese, sichtlich aufgelöst, denkt in erster Linie an sich. Zum einen, weil sie mit Jack tatsächlich einen Halt gefunden hat, zum anderen, weil sie dadurch natürlich wieder zum Freiwild für Dawson werden könnte. Jack sagt ihr, was sie hören will und ihr Tag ist gerettet, doch Jack's Blick am Ende der Episode lässt klare Rückschlüsse ziehen, dass die Wahrheit, die er Joey da gesagt hat, auch seine Wahrheit ist.
Auf der anderen Seite wäre da Pacey, der nun stets die Verantwortung für alles übernimmt und deshalb auch Jack's Dilemma auszuräumen gedenkt - mit den bekannten Konsequenzen, wohlgemerkt.
Dabei geht es aber weniger um seinen Egotrip (um den es aber in einer der kommenden Episoden auch noch gehen wird), als vielmehr um die Erkenntnisse, die er daraus in Bezug auf Andie gewinnt. Während er stets versuchte, ihre Probleme durch Ursachenforschung zu beheben, ist sie nur an der Behebung der Probleme interessiert, ganz gleich, welchen Hintergrund diese haben. Sie macht damit das, was sie ihm damals als negativ vorwarf: Konfrontationen aus dem Weg zu gehen, aus Problemen hinzunehmen oder das Beste daraus zu machen, sie aber nicht zu lösen.
Ganz aussen vor dagegen wieder einmal Jen. Ihr neuer Freund erwies sich als konservativer Christ - denkt sie. Doch in Wirklichkeit lebt er ein Doppelleben. Wieder einmal scheint sie an einen zwielichtigen Typen geraten zu sein, doch dieses Mal sogar mithilfe ihrer Grossmutter...
Und zuguterletzt wäre da noch... Dawson! Er spielt mit Abstand die bestinszenierte Rolle in dieser Episode. Er ist Berater und Beobachter, zugleich aber auch Leidender. Die Szene, in der das am eindeutigsten zum Ausdruck kommt, ist die zu Anfang der Episode, als Joey und Jack sowie Pacey und Andie sich umarmend in der Schule stehen und Dawson vorbeikommt. Dass ihm diese Idylle widerstrebt, bzw. er bedauert aussenvorzustehen zeigt er mit seiner lockeren, aber dennoch aufgesetzten Art und Weise diese Situation zu bewältigen. Auch später, als Joey ihn um seinen Rat fragt und ihn zum Dank küsst, wertet er das als etwas Besonderes, ebenso wie die vorhergehende Beratung in Sachen Jack, in der er sich von Joey abwendet.
Überhaupt ist er Auslöser der gesamten Situation, obgleich er natürlich weder wissen noch ahnen konnte, welche Konsequenzen, die sicherlich auch positiv für ihn ausfallen könnten, das mit sich bringt.
Statt jeden Gedanken und jede Emotion sofort für sich selbst zu reflektieren, übt sich Dawson vielmehr in innerem Aufstauen dieser Gedanken, er wirkt gemässigt und hält sich zurück. Daher wirkt er auch - ein wahrscheinlich gewollter Effekt - so verändert, bzw. sogar verstellt. Schade ist nur, dass diese Aufstauungen zu selten in energischen Dialogen, wie wir so einen zuletzt zwischen ihm und Joey in der letzten Episode erlebt haben, zum tragen kommen. Es hinterlässt ein wenig das Gefühl, dass Dawson statt beherrscht weich wird - ein möglicherweise falsches Gefühl, aber die Autoren arbeiten zu wenig daran, es auszuräumen.
Alles in allem eine gute, teilweise aber leider auch mässige, Folge. Die Jen-Teilhandlung folgt wieder einmal dem Standard, führt jedoch zu nichts - das ist klar absehbar. Die Identitätsprobleme von Pacey sind zwar vom Konflikt her interessant, doch zu schnell aufgebaut und daher auch etwas aufgesetzt wirkend. Und das Outing von Jack... Nun, es ist nicht wirklich überraschend, wenn Jack sich in der nächsten Folge doch als schwul bekennt - interessant ist jedoch das Problem, das Joey durchzustehen hat. Wieder gut macht das aber die Rolle Dawsons, der dezent im Hintergrund bleibt, aber in jeder Hinsicht (auch bei Pacey) allgegenwärtig ist und zudem dennoch eine tragende Rolle einnimmt.
Malte Kirchner - myFanbase
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Informationen zur Episode
Englischer Titel: To Be Or Not To Be...Erstausstrahlung (US): 10.02.1999
Erstausstrahlung (DE): 11.07.1999
Regie: Sandy Smolen
Drehbuch: Greg Berlanti
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