Bewertung

Review: #10.01 Booth und die Verfluchten der Verschwörung (1)

Foto: David Boreanaz, Emily Deschanel & John Francis Daley, Bones - Copyright: 2014 Fox Broadcasting Co.; Patrick McElhenney/FOX
David Boreanaz, Emily Deschanel & John Francis Daley, Bones
© 2014 Fox Broadcasting Co.; Patrick McElhenney/FOX

Die neunte Staffel von "Bones" wurde mit einem großen Cliffhanger abgeschlossen und es bleiben einem die eindrucksvollen Bilder von Brennan in Erinnerung, die schreiend von FBI-Agenten aus Booths Krankenzimmer wegzerrt wird. Monate der Ungewissheit lagen zwischen dieser Szene und dem jetzigen Staffelauftakt. Und auch wenn nur etwas Klarheit in die ganze FBI-Verschwörung gebracht werden konnte, so hat sich doch alles verändert.

Da dachte ich gerade, dass einen "Bones" nach all den Jahren nicht mehr wirklich schockieren kann, besonders nach dem letzten Finale, das mit seiner Spannung einen hohen Maßstab gesetzt hat. Und schon bekommt der Zuschauer eine hervorragende Folge zu sehen, mit interessanten Entwicklungen, intensiven Charakterbeziehungen, und dem Tod eines Hauptcharakters, mit dem wohl kaum einer gerechnet hätte.

"You're not acting like the agent that you were."

Es sind drei Monate vergangen. Drei Monate, die sich besonders für Booth wie eine Ewigkeit angefühlt haben müssen. Hinter Gittern für ein Verbrechen, das eigentlich nur Selbstverteidigung war. Wegen einer Verschwörung, die sich bis in höchste Kreise zieht und die das FBI fest im Griff hat. Getrennt von seiner Familie und seinen Freunden und dafür genau am letzten Ort, an dem sich ein Gesetzeshüter befinden sollte. Ja, es war keine leichte Zeit für Booth und man kann in dieser Folge auch deutlich spüren, wie sie ihn verändert hat.

Kaum ist er aus dem Gefängnis entlassen, kann man bei Booth eine ziemliche Ungeduld spüren. Seine Hartnäckigkeit in diesem Fall ist nur verständlich, immerhin konnte er monatelang nicht bei den Ermittlungen helfen und es wird erst dann wieder Ruhe in sein Leben einkehren, wenn die Verschwörung aufgedeckt wurde. Trotzdem scheint sich Booth in die ganze Sache sehr hineingesteigert zu haben, weswegen es kein Wunder ist, dass Brennan Sweets als Aufpasser zu ihm schickt, als sie zum Jeffersonian Institute gerufen wird.

"You sound like you want vengeance." - "What's wrong with that?" - "You usually talk about justice." - "Well this ends up the same way, huh?"

Wie immer schafft es Sweets, Booth wieder auf den Boden der Tatsachen zu bringen. Booth bedankt sich bei ihm für die Unterstützung, die er für Brennan und Christine gewesen ist, worauf Sweets entgegnet, dass er das auch für ihn getan hätte. Im Nachhinein wohl ein um einiges symbolträchtigeres Gespräch, als es zunächst den Anschein hatte. Als Sweets näher nachfragt, ist erkennbar, dass sich einiges an Booths Mentalität geändert hat. Der Kampf für Gerechtigkeit ist nicht viel wert, wenn man für die falsche Seite kämpft. Und dank der Verschwörung ist das FBI nicht mehr die Institution, für die Booth ohne Bedenken einstehen konnte. Im Gegenteil, ihm liegt nicht mehr viel am FBI. Jetzt geht es ihm um Rache. Für das, was ihm und allen um ihn herum angetan wurde. Sweets beschreibt Booths Gefühlszustand später in einem Gespräch mit Brennan ganz passend. Er passt nirgendwo mehr hinein, das größere Wohl, an das er immer geglaubt hat, wurde ihm genommen. Jetzt braucht er etwas Neues, an das er glauben kann, und wer wäre dafür besser geeignet als Brennan?

"I promise this won't hurt a bit."

Wieder einmal zeigen Brennan und Booth, dass widrige Bedingungen ihrer Beziehung nicht schaden können. Ganz im Gegenteil sogar. Obwohl das Gefängnis für ihn ein ständiger Überlebenskampf ist, versucht Booth sich während seinen Gesprächen mit Brennan nichts davon anmerken zu lassen. Diese wiederum versucht alles Mögliche, um ihn zu befreien, da sie weiß, wie schlecht es um ihn steht. Das führt auch zu einer der wenigen amüsanten Stellen dieser Folge: "I'm new to blackmailing, but I think I've covered it all."

Natürlich würde Brennan einfach so in das Büro des Staatsanwalts spazieren und ihn mit gesammelten Beweisen erpressen. Und immerhin hat es ja funktioniert, Booth ist wieder frei. Und nach all dieser Zeit können sich die beiden endlich wieder umarmen. Man konnte ihnen die Erleichterung richtig ansehen. Trotzdem ist Booth wütend, weil Brennan damit ihre Ermittlungen gefährdet hat, obwohl er ihr doch gesagt hatte, sich nicht einzumischen. Aber wann hat Brennan schon einmal auf das gehört, was Booth ihr befiehlt?

Dass die beiden nach dem Chaos und der Zerstörung im letzten Staffelfinale ein neues Haus brauchen, war nicht wirklich überraschend und so können wir gemeinsam mit Booth einen ersten Blick in ihr neues Zuhause werfen. Das hat zumindest von Innen einen ähnlichen Stil wie das alte, sogar die Stadionsitze kann man hinten im Gang sehen, auch wenn ich die schöne Außenfassade des ersten Hauses wirklich vermissen werde.

Am Abend sieht Brennan schließlich die ganzen Verletzungen, die Booth während seiner Zeit im Gefängnis einstecken musste. Brennan nimmt sich daraufhin Angelas Rat zu Herzen und versucht ihm zu helfen, das zumindest für kurze Zeit zu vergessen. Eine ähnliche positive Szene sehen wir ein wenig später, als Brennan nach Hause kommt und Booth und Christine schlafend auf der Couch vorfindet. Es sind diese Momente, die einem zeigen, dass ihr Leben trotz allem weitergeht, und dass ihre Familie nichts so leicht durcheinanderbringen kann.

Eine weitere ganz interessante Szene der beiden war der Besuch von Brennan und Booth im Altersheim von Norsky. Als der etwas verwirrte Mann fragt, ob sie von seinem früheren Arbeitgeber geschickt worden wären, möchte Booth das verneinen. Brennan geht aber dazwischen und meint, dass sie ein paar Akten aktualisieren wollten. Normalerweise ist es meistens Booth, der bei ihrer Partnerdynamik derjenige ist, der immer genau das Richtige sagt, um ihr Gegenüber zum Sprechen zu bringen. Dieser Rollentausch kann einerseits einfach daher rühren, dass Booth sich erst wieder in sein Ermittlerdasein hineinfinden muss, andererseits könnte es aber auch sein, dass Brennan durch die vielen Wochen, in denen sie ohne Booth an Fällen arbeiten musste, gelernt hat, selbst die Initiative zu ergreifen. Man wird sehen, wie sich das entwickelt.

"It's nice talking about a conspiracy without being called a loon."

Außerdem erfahren wir, dass Sweets und Daisy wieder zusammen sind (seien wir ehrlich, wirklich überraschend war das nicht bei den beiden) und ein Baby bekommen. Sie erzählen Booth, dass er als Pate vorgesehen ist, was diesen sichtlich berührt. Trotzdem ist es verwunderlich, dass Sweets nach all der Zeit immer noch denkt, dass sich Booth nicht so sehr für sein Leben interessieren würde, immerhin haben sie in den letzten Jahren eine ziemlich nahe, wenn auch etwas spezielle Beziehung zueinander aufgebaut.

Im Verlaufe des Falles lernen wir auch einen neuen Charakter kennen: James Aubrey. Der junge Agent bekommt einen ziemlich sympathischen Start und es bleibt zu hoffen, dass er mit dem Rest des Teams auf der "guten Seite" steht und ihnen helfen wird, die Verschwörung aufzuklären. Auf jeden Fall scheint er ein sehr netter Kerl zu sein, dessen Kontakte zum FBI nur hilfreich sein können.

Und noch ein anderer kann einiges zu dem Fall beitragen. Hodgins kann nun endlich seine ganzen Verschwörungstheorien zu Nutze machen und hat bereits einige Knochen vor dem FBI retten können. Da sich dieser Fall wohl noch in einen guten Teil der Staffel hinein erstrecken dürfte, werden wir wohl noch mehr von solchen Szenen sehen, worauf ich mich schon freue. Immerhin wurde Hodgins ständig wegen seiner Verschwörungstheorien belächelt, und sie haben - abgesehen vom Gormogon-Fall - nicht viel gebracht. Das könnte sich jetzt ändern.

"It's as if someone died."

So viel zum Großteil der Episode. Ein perfekter Anschluss an die Geschehnisse der vorherigen Folge, und das trotz eines Zeitsprungs von drei Monaten. Es war alles dabei, um einen mehr als würdigen Staffelauftakt zu gestalten. Und gerade, als man als Zuschauer dachte, dass in der verbleibenden Zeit vielleicht noch ein wichtiger Erfolg im Verschwörungsfall eingefahren werden kann, macht uns die Serie einen Strich durch die Rechnung und serviert uns einen Plottwist und Schocker, den es so schon lange nicht mehr gab.

Als Brennan und Booth in der Tiefgarage ankommen und Sweets blutend am Boden liegend auffinden, werden wohl einige überrascht Luft geholt haben. Da beim ersten Zuschauen für mich nichts darauf hingedeutet hatte, dass sie einen Charakter - noch dazu einen Hauptcharakter - umbringen könnten, bin ich fest davon ausgegangen, dass Sweets überleben würde. Sei es nun als Verdeutlichung, wie gefährlich ihre Ermittlungen sind, oder vielleicht als Trick des Teams, um ihre Gegner in Sicherheit zu wahren. Damit bin ich sicher nicht die Einzige gewesen. Das hat sich dann schnell geändert, als die Stimmung umgeschwungen ist. Plötzlich sah man die Szene in #6.22 Duell zum Gesang der Unglücksvögel vor sich, in der Brennan und Booth vor Vincent knieten. Die Parallelen waren klar ersichtlich. Wieder stehen die beiden dabei und können doch nichts tun, um ihrem Freund zu helfen. Wieder ist jemand in die Schusslinie geraten. Nur ist es diesmal Brennan, die Booth sagt, dass es zu spät ist, und nicht umgekehrt.

"I fought back. You'd be proud"

Spätestens nach diesem Satz war es bei mir aus, schließlich zeigt er einem noch einmal auf, was sich alles im Laufe der Jahre an der Beziehung der drei - und besonders zwischen Sweets und Booth - getan hat. Am Anfang ist Sweets als Psychologe dem Team zugeteilt worden und die beiden haben alles getan, um möglichst schnell aus ihren Sitzungen fliehen zu können. Langsam haben sie Vertrauen zueinander gefasst, einander um Rat gefragt. Waren füreinander da. Und schließlich ist Sweets - wie er doch immer wollte - auch Teil ihrer Familie geworden.

Im Jeffersonian Institute kommt das Team schließlich zusammen, als es darum geht, Sweets zu obduzieren. Hier haben sich meine letzten Hoffnungen verabschiedet, dass sich vielleicht doch jemand anderes als Sweets in dem Leichensack befinden würde. Besonders Daisy fällt hier auf, die sich äußerst tapfer hält und unbedingt dabei sein möchte, um zu helfen. Alle sind am Boden zerstört und Brennan und Booth fassen sich an den Händen, als Zeichen, dass sie auch das gemeinsam durchstehen werden.

Fazit

Ja, dieser Staffelauftakt war wirklich unerwartet. Nichts desto trotz war es eine äußerst mitreißende Folge, die von mir nur deswegen keine volle Punktzahl erhält, weil es erst die erste Folge der neuen Staffel ist und ich es nach dem Tod einer meiner Lieblingscharaktere einfach nicht übers Herz bringe. Auf jeden Fall dürfte es spannend werden, wie das Team mit einem derartigen Verlust aus ihren eigenen Reihen umgehen wird und wie sich das auf den Fall auswirkt. Es bleibt nur zu hoffen, dass Sweets im Ende recht behält, so düster es jetzt auch aussehen mag: "The world is a lot better than you think it is."

Denise D. - myFanbase

Die Serie "Bones - Die Knochenjägerin" ansehen:


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