Bewertung

Review: #1.12 Nachgeburt

Foto: Connie Britton, Dylan McDermott & Taissa Farmiga, American Horror Story - Copyright: Robert Zuckerman/FX
Connie Britton, Dylan McDermott & Taissa Farmiga, American Horror Story
© Robert Zuckerman/FX

Die erste Staffel von "American Horror Story" endet genau so, wie sie sich während der gesamten Staffel präsentiert hat: mit einer verwirrenden Geschichte ohne Sinn und Verstand, ohne Auflösung oder Erklärungen, mit vielen Fragezeichen und einem Cliffhanger, der niemals aufgelöst werden wird, da wir ja mittlerweile wissen, dass die zweite Staffel rein gar nichts mit der ersten zu tun haben wird. Und dennoch wirkt die Episode über große Teilen wie ein gebührender Abschluss, wenigstens für einige Charaktere dieses mysteriösen Hauses, das wir nie so wirklich kennen lernen durften.

"Some other poor family's just going to move in here. Suckers who will have no idea what they're in for."

Es ist auch am Ende immer noch nicht klar, was das Haus ist, welche bösen Kräfte darin walten und wieso es genau Familie Harmon in seinen Bann gezogen hat, aber das kümmert mich eigentlich auch nicht mehr wirklich. Natürlich wäre es nett gewesen, ein klein wenig mehr über die Geschichte des Hauses zu erfahren, doch am Ende bin ich zufrieden, denn wenn man ehrlich ist, dann ging es nie wirklich um das Haus, sondern immer nur um Familie Harmon. Und die findet nun nach all den Quälereien der letzten Wochen endlich ihren Frieden.

Ben ist nach dem Ableben seiner Frau verzweifelt und will sich das Leben nehmen, was Vivien zu verhindern versucht. Sie zeigt sich ihm und bittet ihn, das Kind als seinen eigenen Sohn aufzuziehen, auch wenn er und sie wissen, dass es nicht ihr gemeinsames Kind ist. Ben ist bei der Sache natürlich nicht wohl, da er mit so viel Verantwortung einfach nicht umgehen kann. Vivien zuliebe jedoch will er es versuchen, wozu es aber leider nicht kommen wird, denn Hayden hat nicht vor, ihn ziehen zu lassen. Mit Hilfe einiger Geister bringt sie Ben schließlich um die Ecke.

Zugegeben, mit dem Ableben von Ben innerhalb der ersten Minuten hätte ich nie im Leben gerechnet, aber ich muss auch gestehen, dass es das beste war, was der Familie hatte passieren können. Vivien, Violet und Ben gelingt es nach ihrer aller Tod, endlich als Familie wieder zusammen zu finden und einen Neuanfang zu wagen. All der Streit ist vergessen. Sie haben einander verziehen und sind bereit, ein neues Kapitel in ihrem Leben anzufangen. Entschuldigung. In ihrem Geisterleben müsste es korrekt halten.

Moira erweist sich in der schwierigen Zeit des Übergangs besonders für Vivien als eine gute Freundin und Mentorin, die ihr auch klar macht, dass die meisten Bewohner des Hauses unfreiwillig hier sind und keinesfalls böse Gedanken hegen. Natürlich gibt es Kräfte wie Tate oder Hayden, die nichts als Zerstörung im Kopf haben, aber der Großteil der Seelen, die hier gefangen gehalten werden, sind hier, weil sie Opfer geworden sind.

"I'll wait. Forever if I have to."

Es ist schön zu sehen, wie sich hier zarte Banden knüpfen, die die Ewigkeit für ein paar der Bewohner sicherlich leichter machen wird. Viven entdeckt bald schon, dass ihr zweiter Sohn, der bei der Geburt angeblich bereits tot war, keine Totgeburt war, sondern kurz vor seinem einen einigen, kleinen Atemzug machen konnte und deswegen nun ebenfalls im Haus gefangen ist. Zuerst gerät er in die Hände von Hayden, dann in die Hände von Nora, doch niemand kann mit dem kleinen so gut umgehen, wie Vivian, die ihn schließlich in die Arme nimmt und mit ihrer Familie ein neues Kapitel aufschlägt.

Bis es zu dieser wirklich kitschigen Szene im Wohnzimmer kommt, als Familie Harmon und Moira gemeinsam einen Weihnachtsbaum schmücken und darüber sinnieren, dass sie nie in ihrem glücklicher waren als in diesem Moment, gibt es glücklicherweise etliche Szenen, die man von einer Horrorserie erwartet. Als ein neues Paar in das Haus ziehen will, beschließen Ben und Vivian, die Familie vor dem zu bewahren, was ihnen widerfahren ist. Und so tun sie sich mit all den Geistern zusammen, die hier gestorben sind, um die neu eingezogene Familie aus dem Haus zu vertreiben. Etwas komisch wirkt dabei, dass es manchmal den Anschein hat, als würden sich die beiden geradezu freuen, sich mal so richtig gehen zu lassen und die anderen erschrecken zu können.

In all dem Trubel, den Ben und Vivien veranstalten, kommt es zu einem letzten Treffen zwischen Tate und Violet. Sie verhindert, dass Tate den Sohn des Paares aus Eifersucht ersticht und verabschiedet sich mit einem Kuss von ihm, ehe sie sich für immer von ihm zurückziehen wird. Ich weiß nicht nicht, ob mir Tate leid tun soll, ob er überhaupt ein Gewissen hat und weiß was er falsch gemacht hat, oder ober tatsächlich nur ein kranker Psychopath ist. Als er bei Ben in dessen altem Büro steht und ihn bittet, hin und wieder sich mit ihm treffen zu dürfen, da ist man gewillt, ihm all seine Taten zu verzeihen. Doch Ben hat absolut Recht. Tate hat kein Recht auf Vergebung, denn all die Menschen, bei denen er sich hätte entschuldigen müssen, denen hat er die Chance genommen, ihm seine Taten zu verzeihen, in dem er sie getötet hat. Und so tut es mir am Ende eben nicht leid, dass er und Hayden außen vor stehen, im Dunkeln, während die Harmons zufrieden und im Reinen mit sich selbst den Weihnachtsbaum schmücken.

"Now what am I going to do with you?"

Hier hätte meinetwegen die Serie enden können, aber es gibt ja da noch das Baby der Harmons. Das Kind, das Tate als Geist mit der damals sterblichen Vivien gezeugt hat und von dem ein oder anderen Medium als "Der Antichrist" betitelt wurde. Constance hatte sich des Jungen angenommen, immer noch besessen davon, dass sie als seine Großmutter für ihn verantwortlich sein sollte. Und so zieht sie ihn als ihren eigenen Sohn auf.

Als sie ihn eines Tages, im Alter von gerade einmal drei Jahren, mit blutigen Händen und verschmitzt lächelnd auf einem Schaukelstuhl erwischt, das tote Kindermädchen zu seinen Füßen, da möchte man den Kopf schütteln. Nicht weil die Szene idiotisch ist, denn sie ist durchaus sehr gruselig konzipiert. Nein. Einfach nur deswegen, weil man weiß, dass wir nie erfahren werden, was es mit diesem Antichristen mit blonden Haaren und blauen Augen auf sich haben wird.

Fazit

Auch wenn es nicht wirklich ein runder Abschluss für die Serie geworden ist, so ist das Finale von "American Horror Story" doch ein ansehbares Stück Fernsehen geworden, weit entfernt von einigem Unsinn, der in der Mitte der Staffel so verzapft wurde. Dass man als Zuschauer am Ende keinerlei Erklärungen in Bezug auf das Haus erlangt, nicht weiß, was es mit dem kleinen Jungen auf sich hat, noch jemals erfahren wird, was sich die Autoren mit der Serie eigentlich gedacht haben, macht nicht wirklich etwas aus. "American Horror Story" ist Geschichte. Vielleicht keine glanzvolle, aber in Grundzügen eine durchaus interessante.

Melanie Wolff - myFanbase

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