Interview mit Jennifer Garner in der Space View

Jennifer Garner hautnah: "Sydney ist ein Vorbild für mich!"

"Das Ballett brachte mich zur Schauspielerei!"

SV: Wie bist du zur Schauspielerei gekommen?

JG: Durchs Balletttanzen… und durch das Vorbild meiner älteren Schwester, die schon immer ein kleines Genie war. Sie hielt auf der Universität die Abschlussrede, sie ist unglaublich schön, und sie war die Leiterin des Spielmannzuges meiner Schule, was in West Virginia viel bedeutet.

SV: Da kann man doch ganz schön neidisch werden, oder?

JG: (lacht) Nein! Aber es war schon verrückt, bei allem, was sie anpackte, stach sie durch ihre Brillanz hervor. Sie gewann alle möglichen Wettbewerbe. Ich liebte sie dafür und war stolz darauf, ihre kleine Schwester zu sein, doch ich wollte meinen eigenen Weg finden. Dabei half mir das Balletttanzen sehr. Ich hatte einen großartigen Lehrer, der viel Wert auf Disziplin legte, und dass man immer sein Bestes gibt – und das gefiel mir. Von da an suchte ich mir immer neue Herausforderungen, bis ich schließlich meine Leidenschaft für die Schauspielerei entdeckte.

"Die Arbeit an `Alias´ bestimmt mein Leben!"

SV: Wie sehr hat "Alias" dein Leben beeinflusst? Und wie gehst du damit um, auf der Straße erkannt zu werden?

JG: Durch "Alias" hat sich alles geändert. Die Arbeit an der Show bestimmt mein Leben. Ich arbeite an der Serie neun Monate im Jahr, 14 bis 16 Stunden am Tag. Da bleibt nicht viel Freizeit. Ich gehe kaum aus und komme nur selten zum Einkaufen. Wenn, dann sagen die meisten Leute einfach "Hallo" – und damit habe ich überhaupt kein Problem. Bislang habe ich noch keine schlechten Erfahrungen mit dem Berühmtsein gemacht. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich manchmal alles um mich herum vergesse. Mein Kopf hängt dann wie in Wolken, und ich bekomme nichts mit. Ich glaube, diese Eigenschaft von mir kann nur ein Segen sein, wenn man berühmt ist.

SV: Wie siehst du dich selbst bei deinen physisch herausfordernden Rollen? Hättest du das vorher für möglich gehalten, solche Rollen zu spielen?

JG: Nein! Ich glaube, so würde mich niemand ernst nehmen. Natürlich hatte ich schon vor dem Bekanntwerden für Action-Rollen vorgesprochen, doch ich ahnte anfangs noch nicht, wie sehr diese Art von Rollen meine Karriere bestimmen würde. Doch inzwischen gefällt mir der körperliche Einsatz sehr – ein Kampf hier und da. Das erinnert mich an meine Ballettzeit von früher. Denn bei dieser Art von körperlicher Anstrengung und Konzentration verspürst du einen Adrenalinstoß, wenn du etwas schaffst, was du vorher für unmöglich gehalten hast. Und wenn es dir dann noch gelingt, einen Charakter wirklich glaubhaft darzustellen, ist es perfekt.

"Die tägliche Fitness hat mein Leben verbessert!"

SV: Sicherlich hat sich durch deine körperlich anstrengenden Rollen, deine spezielle Ernährung und dein Fitnesstraining viel verändert. Wie vereinbarst du das mit deinem Privatleben?

JG: All das hat mein Leben verbessert. Ich denke, fast jeder nimmt seinen Körper für selbstverständlich und geht fahrlässig mit ihm um, indem er sich zu viel abverlangt oder hängen lässt und sich schlecht ernährt. Mir hat sich eine völlig neue Welt eröffnet: Ich arbeite mit Trainern zusammen, denen ich vor meiner Schauspielkarriere niemals begegnet wäre. Mittlerweile habe ich sehr viel über Ernährung und die Funktionsweisen meines Körpers gelernt, wofür ich sehr dankbar bin. Ich besitze heute viel mehr Energie als früher, bevor ich die rolle der Sydney Bristow angenommen habe. Du machst das, was von dir verlangt wird. Und wenn es auch mal 18 Stunden am Tag sind, die du arbeiten musst – ich versuche immer, 100 Prozent zu geben. Das alles könnte ich gar nicht bewältigen, wenn ich mich nicht ausgewogen ernähren und fit halten würde. Und je fitter du bist, umso zufriedener bist du mit dir und deinem Körper. Das bedeutet aber nicht, dass ich zu einem Fitnessfreak mutiert bin. Wenn ich merke, dass es nicht mehr geht, dann wird ein Programmpunkt gekippt. Wenn ich schlafen muss, dann schlafe ich. Das ist wichtiger als zu arbeiten. Doch in alte Gewohnheiten – wie z.B. zum Frühstück einen Donut und ein Snickers zum Mittagessen – werde ich nicht mehr zurückfallen.

SV: Wie viele Stunden am Tag trainierst du?

JG: Nur eine, dafür aber jeden Tag. Ich glaube, viele Leute machen mehr, weil sie denken, dass sie das brauchen, um fit zu sein. Doch ich bin davon überzeugt, dass es wichtiger ist, regelmäßig etwas zu machen, als hier und da zu übertreiben. An manchen Tagen ist mein Training intensiver als an anderen, und manchmal muss es aus Zeitmangel ausfallen, doch in der Regel trainiere ich schon fünfmal die Woche. Sonst würde mir auch etwas fehlen.

"Von Sydney kann jeder viel lernen!"

SV: Fühlst du dich durch deine Rolle als Vorbild für Fans?

JG: Ja, denn Sydney ist auch für mich ein Vorbild. Und ich hoffe, dass v. a. auch die jüngeren Zuschauer so fühlen. Denn Sydney ist eine tolle Frau, von der jeder viel lernen kann. Sie ist ehrlich, ein guter Freund und fühlt sich absolut dem verpflichtet, in das sie ihr Herzblut gesteckt hat.

SV: Was hältst du von den weiblichen Comic-Charakteren, die genauso gut kämpfen können wie die Männer?

JG: Das Tolle an dieser neuen Generation von Frauen ist, dass wir nun das Recht haben, uns selbst gegen Männer, Bösewichter oder wem auch immer zur Wehr zu setzen und dabei noch Frau zu bleiben. Sie haben keine Angst vor ihrer Weiblichkeit oder ihren Gefühlen. Ich denke, Sydney würde sich genauso sehr über eine Flasche Parfüm freuen, wie jede andere Frau auch. Ich finde, in den letzten Jahren hat sich viel für uns Frauen verbessert, und ich hoffe, dass junge Frauen das erkennen und so sich selbst mehr respektieren und gleichwertiger fühlen.

"Ich werde so lange bei `Alias´ bleiben, wie die Serie besteht!"

SV: Für wie viele Jahre hast du für "Alias" unterschrieben?

JG: Ich glaube für sechs. Doch es ist noch ein weiter Weg bis dorthin. Wir drehen gerade die letzten Folgen der dritten Staffel, und die vierte ist bereits genehmigt. Ich werde so lange bei "Alias" bleiben, wie die Serie besteht. Auch wenn ich zwischendurch Filme mache, so komme ich doch immer wieder gerne zur Serie zurück. Denn es gibt dort nach wie vor viel zu lernen für mich. Außerdem habe ich einen großen Respekt vor den Leuten, mit denen ich arbeite – das gilt für die Drehbuchautoren, die Crew und die Schauspieler!

SV: Arbeitest du parallel fürs Fernsehen und fürs Kino?

JG: Nein, dafür ist die Arbeit an "Alias" zu aufwändig. Aber wir drehen neun Monate im Jahr an der Serie. Da bleiben noch drei Monate für andere Projekte.

SV: Was kannst du uns über das "Daredevil"-Spin-off "Elektra" verraten?

JG: Die Dreharbeiten beginnen am 3. Mai in Vancouver, Kanada. Die Handlung spielt nach "Daredevil". Diesmal bekommt mein Charakter eine ganz eigene Story, die sehr düster ist – kein Wunder, denn schließlich ist Elektra eine Auftragskillerin. Viel davon stammt aus der Feder von Comic-Autor Frank Miller. Ich freue mich schon sehr auf die Arbeit an diesem Film.

Quelle: Space View 4/04



Maxi - myFanbase
08.07.2004 16:45

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