Anime Messe 2016 in Berlin

Wie viel Anime steckt in dieser Messe - und hat das Musiktheater ATZE auch Messeatmosphäre? Um die zweite Frage zu beantworten: nein. Der Campus der Beuth Hochschule für Technik Berlin hat persönlichen Charme. Premiere feierte die erste Convention in Moabit mit zwei Konzerten am Freitag. So traten am 3. Juni DoraNeko, AHS Vocaloid und Haruka auf, die Veranstaltung lief bis Sonntag, den 5. Juni, mit weiteren musikalischen Gaststars.

Foto: Haruka, Anime Messe 2016 in Berlin - Copyright: Simone Bauer
Haruka, Anime Messe 2016 in Berlin
© Simone Bauer

Damit war auch der Schwerpunkt ganz klar mehr bei japanischer Musik, als bei Anime. Speziell J-Rockerin Haruka gefiel mit ihrer Attitüde. In einem intimen Rahmen konnten ihr die Fans am Samstagabend Fragen stellen. Bereits 2008 sorgte die Japanerin mit ihrem Song "Mune ni Kibou o" für Furore in Japan, da es zum zweiten Opening von "Blue Dragon" wurde, seit 2013 schreibt und veröffentlicht sie ihre eigenen Songs unter ihrem eigenen Label "Club Disorder". Das ist das bemerkenswerte an der 27-jährigen: Sie managt sich selbst, mit 15 hat sie sich während ihrer High-School-Zeit das Gitarrespielen beigebracht und das Wichtigste ist für sie, dass ihre Texte authentisch sind – manchmal braucht sie für einen Song eine halbe Stunde, mal schreibt sie drei Monate an den Lyrics. "Der finanzielle Aspekt ist wirklich hart zu erlernen gewesen – wie zahle ich das Studio, wie meine Steuern", erzählte sie myFanbase im perfekten Englisch. "Auch in Japan ist es schwer, von Musik alleine zu leben." Am Sonntag gab sie ein Finalkonzert und beeindruckte erneut mit ihrer harten, handgemachten Rockmusik – im Studio spielt sie ebenfalls ihre Bassgitarre selbst ein –, im Mix mit ihrem femininen Aussehen. "Ich mag es etwas feminin, nicht zu sehr. Vor einiger Zeit habe ich mich überhaupt nicht für Mode interessiert, doch jetzt möchte ich mehr mit dem visuellen Aspekt meiner Musik spielen." Und das beeindruckte die Fans!

Foto: YUME, Anime Messe 2016 in Berlin - Copyright: Simone Bauer
YUME, Anime Messe 2016 in Berlin
© Simone Bauer

Am Sonntag trat YUME vor 500 "Sailor Moon"-Fans im Großen Saal auf. "Die Stimmung [vor dem Auftritt] ist meist konzentriert und etwas gespannt, aber auch vorfreudig. Viele gehen im Kopf nochmal alles durch. Es muss sich schnell auf die Bühnensituation eingestellt werden. Da kommen einem natürlich viele Fragen in den Sinn: Klappt alles mit Tanz und Schritten? Hoffentlich vergesse ich nichts … Ich selbst habe für ein wenig Lampenfieber nur knapp vor dem eigentlichen Auftritt Zeit. Vorher muss ich schauen, dass alles gut für meine Gruppe vorbereitet ist, die Absprache mit Con und Technik klappt und alles an seinem richtigen Platz ist. Und dann kommen natürlich noch immer ein paar motivierende Worte für alle dazu. Aber ja, ich bin dieses Jahr schon mehr aufgeregt. Einfach, weil es für mich ein wichtiges Stück und eine so tolle Rolle ist, die ich natürlich gut machen möchte", lächelte Showgruppenchefin Yaten vor dem Auftritt. Ihr Stück "Kaosu no tan-pure – Chaotische Geburtstagsgrüße", das auf der MMC 2015 Premiere feierte, wurde um einige Überraschungen ergänzt – so gab es nicht nur neue Songs zu hören, sondern auch ein Wiedersehen mit einem beliebten Charakter des "Sailor Moon"-Universums, den man im Oktober in Berlin noch nicht zu Gesicht bekam. YUME zeigt eindrucksvoll, wozu Fans im Stande sind.

Foto: Harmoonics, Anime Messe 2016 in Berlin - Copyright: Simone Bauer
Harmoonics, Anime Messe 2016 in Berlin
© Simone Bauer

Désirée Richter spielt bei YUME die Hauptrolle der Sailor Moon. Gerade erst erschien sogar in Japan ihre erste EP "#1", da sie während des Haneda Airport Festivals dort verschiedene Magical-Girl-Titellieder aufgeführt hat. Mit ihrer Band Harmoonics stand sie an der Seite von Musiker Yukiya und Sängerin Saleia Marlin bereits am Samstag auf der Bühne. "Dafür schaue ich jeden Tag die Probenvideos des Musicals, um an meiner Rolle zu feilen, singe unsere Harmoonics-Setlist durch und schaue mir auch wichtige Schlüsselfolgen des Animes für die Darstellung der Sailor Moon nebenher an", erklärte die blonde Japanologiestudentin, "Das alles klingt erst einmal recht viel. Aber ich liebe meine moonige Vorbereitung. Sie stimmt mich immer so richtig auf kommende Events ein und ich glaube, man merkt dem Team und mir auch an, dass wir mit ganzem Herzen 'Sailor Moon'-Fans sind und unsere Kindheitsheldin nur zu gerne musikalisch aufführen." An diesem heißen Juniwochenende verwandelte sich der Große Saal schnell in eine Sauna, was der guten Stimmung keinen Abbruch tat.

Doch auch andere Animeserien wurden auf die Bühne gebracht, so zum Beispiel "Naruto & Friends in Concert", bei dem deutschsprachige Raplines gespittet wurden. Und die Stimme von Hinata Okano aus "Assassination Classroom", Katharina von Daake, gab sowohl Samstag, als auch Sonntag einen Synchronsprecherworkshop zusammen mit der Sprecherin von Keena Souga aus "Demon King Daimao", Moira May, und von Yuuki aus "Sword Art Online II", Nicole Hise. "Wichtig ist bei einer Anime-Synchro im Allgemeinen, dass man das Gefühl, das übermittelt werden soll, einfängt und dass die Stimmen zu den Charakteren passen. Es ist meiner Ansicht nach unerlässlich, dass man mit vollem Herzen seinen Traum verfolgt und stets an sich arbeitet, wenn man ernsthaft Synchronsprecher werden möchte - obwohl das natürlich für alle Lebensziele gilt", sagte sie gegenüber myFanbase. Bei einem Panel von peppermint anime schränkte sie allerdings ein: "Man entscheidet sich nicht direkt, Anime-Synchronsprecher zu werden. Es ist so, dass man als Synchronsprecher jeder seiner Rollen Liebe und Aufmerksamkeit schenken sollte, um sie authentisch rüberzubringen. Unabhängig davon, ob man seinen Lieblingsanime oder eine Realrolle in einem Film vertont, den man sich normalerweise 'uff Deibel kumm rus' nicht anschauen würde."

Die Wettbewerbe präsentierten sich ebenfalls vielfältig: Cosplay, Zeichnen, AMVen, Quizzen, Nudelschlürfen. Das Feedback der Fans ist jedoch eindeutig: Mehr Platz für die Zeichnertische, bessere Organisation – so dachten Cosplay-Ehrengäste, ein Q&A-Panel stünde auf dem Programm, als eigentlich ein Workshop angedacht war... Gut kam die authentische, japanische Verpflegung an. So darf man gespannt bleiben auf die Fortsetzung in 2017.

Simone Bauer - myFanbase

Kommentare