Der Sommer, als ich schön wurde - Review #2.01-#2.03

Foto:

Es ist wieder Sommer. Die Auswahl an neuen Programmen und Produktionen ist deutlich knapper und ohnehin ändert sich das Sehverhalten und teilweise auch das Bedürfnis nach Genres in diesen warmen Tagen. Schon letztes Jahr hat Prime Video mit "Der Sommer, als ich schön wurde" (OT: "The Summer I Turned Pretty") genau das erkannt und somit eine locker-leichte Sommerserie bieten können, die dennoch ihre ernsthaften Seiten hat. Während man bei mancher Streamingserie weit über ein Jahr warten darf, bis inhaltlicher Nachschub kommt, hat Prime Video hier mit Staffel 2 Gas gegeben, damit sie wieder genau passend im Sommer zu streamen ist. Zum Start werden gleich drei Episoden veröffentlicht, bevor die nachfolgenden fünf im wöchentlichen Rhythmus gezeigt werden. Erfahrt hier, was sich aus den ersten drei Folgen für ein Eindruck der neuen Staffel gewinnen lässt.

Foto: Der Sommer, als ich schön wurde (The Summer I Turned Pretty) - Copyright: Amazon Studios
Der Sommer, als ich schön wurde (The Summer I Turned Pretty)
© Amazon Studios

In Staffel 1 habe ich es so empfunden, dass über dem Geschehen doch eine sehr deutliche lockere Note lag. Für Belly (Lola Tung) ging es an ihren Sehnsuchtsort nach Cousins Beach. Doch war es bislang immer der Ort der unbeschwerten Sommer, lag auf einmal für sie mehr Bedeutung über dem Urlaub, denn Belly wurde langsam erwachsen und konnte ihre Gefühle für Conrad (Christopher Briney) nicht mehr als kindliche Schwärmerei abtun. Aber das galt eben auch für die anderen Figuren, die alle einfach Spaß haben wollen und wo auch Gefühle hochkochen, aber nicht unbedingt mit dem Ziel, Beziehungen fürs Leben einzugehen, für den einen Sommer wäre auch ganz okay. Dementsprechend ist auch ein etwas oberflächlicher Eindruck entstanden, der aber auch immer wieder aufgebrochen wurde. Denn man merkte schon früh, dass es rund um Susannah (Rachel Blanchard) ein Geheimnis gibt und bei Conrad ist das Thema mentale Gesundheit ebenfalls sehr deutlich abgebildet worden. Nun in Staffel 2 ist von Leichtigkeit kaum noch etwas zu spüren. Es ist inhaltlich absolut logisch, denn Susannah hat das Jahr nicht überlebt. Über den ersten drei Episoden liegt damit eine immer zu greifende Melancholie, die aber gut und authentisch rübergebracht wird. Wir alle durften uns in Staffel 1 in Susannah und ihr offenes Wesen verlieben und wir haben aus der ersten Reihe mitverfolgen dürfen, wie eng die einzelnen Beziehungen waren, so dass man in Trauer vereint ist. Dennoch ist es erstmal eine andere Serie. Es wird sich zeigen müssen, ob die ausstehenden fünf Episoden denselben Eindruck vermitteln und wenn es eher etwas schwermütiger bleibt, ob die Serie dennoch noch im Gesamten funktioniert.

Externer Inhalt

An dieser Stelle ist Inhalt von einer anderen Website (z. B. YouTube, X...) eingebunden. Beim Anzeigen werden deine Daten zu der entsprechenden Website übertragen.

Externe Inhalte immer anzeigen | Weitere Informationen

"Der Sommer, als ich schön wurde" will aber nicht nur auf die Tränendrüse drücken, weswegen es eine geschickte Idee ist, die zweite Staffel auf zwei Zeitebenen zu erzählen. Wir erfahren rückblickend, wie es nach dem letzten Sommer weitergegangen ist. Belly und Conrad sind wegen Jeremiah (Gavin Casalegno) kein Paar geworden, aber als Freunde haben sie via Telefon viele Gespräche geführt. Hier haben wir noch eine Liebesgeschichte, die abseits der Trauer wirkt, weil es da noch Hoffnung um Susannah gibt. Dennoch ist es nicht mehr ganz so oberflächlich wie in Staffel 1 erzählt. Denn diese neue Staffel erweckt nicht nur einen melancholischeren Eindruck, sondern auch einen erwachseneren. Belly und Conrad haben in Staffel 1 beide ein Händchen dafür bewiesen, ihre Love Interests wie Unterhemden zu wechseln, doch speziell die ersten beiden Episoden der neuen Staffel nehmen nur diese beiden als Paar ins Zentrum. Sie führen wirklich wichtige Gespräche. Während Conrad immer schon sehr tiefsinnig inszeniert war, aber einfach nicht so gut im Verarbeiten von Gefühlen ist, war Belly schon in vielem noch kindlich. Das verliert sie über das Jahr hinweg deutlich. Belly ist immer noch eine Jugendliche, die ihren Platz im Leben noch finden muss, aber sie wirkt viel geerdeter und eben auch bereit dafür, Conrads Wesen entgegenzukommen. Dementsprechend wirkte auch der große Streit aus der dritten Episode nach Susannahs Beerdigung anders. Zwischen den beiden ist einfach etwas entstanden, was mehr Tiefe hat. Es wirkt nicht mehr wie aus einer Laune heraus, sondern man merkt ganz deutlich, dass Conrad selbstzerstörerisch ist und dass es bei ihm noch einiges aufzuarbeiten gibt.

Foto: Sean Kaufman & Rain Spencer, Der Sommer, als ich schön wurde - Copyright: Amazon Content Services LLC; Erika Doss/Prime Video
Sean Kaufman & Rain Spencer, Der Sommer, als ich schön wurde
© Amazon Content Services LLC; Erika Doss/Prime Video

In der Gegenwart sind wir wieder im Sommer angekommen und hier schlägt nun trotz der speziellen Jahreszeit, wo viele Menschen endlich mal loslassen können, die Trauer voll zu. Aber auch hier ist die erwachsenere Note zu merken. Wenn sich Belly und Steven (Sean Kaufman) in die Haare kriegen, dann nicht kindisch, sondern es klingen die Dinge an, die noch verarbeitet werden müssen. Den größten erwachsenen Sprung hat für mich aber Taylor (Rain Spencer) gemacht, die einen richtig tollen Eindruck in diesen drei Episoden hinterlässt. Man kann sich zwar über ihren aktuellen Männergeschmack wundern, da Milo (Will Spencer) sehr seltsam daherkommt, aber das ist gar nicht so entscheidend, denn sie ist für Belly eine wunderbare Freundin. Wenn ich noch an Staffel 1 denke, wo ihr Verhalten sehr von Eifersucht geprägt war und damit auch sehr ich-bezogen, ist davon kaum noch was zu sehen. Taylor verhält sich clever, denn sie versucht Belly mitzureißen, aber wenn sie wirklich einen Punkt erreicht, wo sie nicht mehr kann, dann lässt sie ihrer besten Freundin auch den entsprechenden Freiraum. Unbewusst ist Taylor auch für Steven da und es wird schnell ersichtlich, dass sich zwischen diesen beiden sicherlich in dieser Staffel noch etwas entwickeln wird. Nachdem es in Staffel 1 schon den Kuss gab, scheint auch diese mögliche Beziehung nun auf eine Basis gebracht zu werden, von der aus mehr entstehen kann. Die gemeinsame Fahrt nach Cousins Beach war jedenfalls auch von sehr viel Ehrlichkeit geprägt.

Foto: Gavin Casalegno, Lola Tung & Christopher Briney, Der Sommer, als ich schön wurde - Copyright: Amazon Content Services LLC; John Merrick/Prime Video
Gavin Casalegno, Lola Tung & Christopher Briney, Der Sommer, als ich schön wurde
© Amazon Content Services LLC; John Merrick/Prime Video

Wer für mich noch etwas im Raum hängt, das ist aktuell Jeremiah. Wir haben ihn auf der Vergangenheits-Ebene nur mal kurz bei der Beerdigung erlebt, aber wir wissen wirklich relativ wenig darüber, was sich für ihn in dem vergangenen Jahr getan hat. Er war in dem Liebesdreieck ganz klar der Verlierer, aber so locker, wie man es seiner Persönlichkeit nach außen hin hätte ableiten können, hat er es sicherlich nicht genommen. Während an der Beziehung von Belly und Conrad viel über die Vergangenheit gearbeitet wurde, steht Jeremiah etwas zurück, aber ich gehe dennoch schwer davon aus, dass das Liebesdreieck wieder mehr befeuert werden wird. In der Gegenwart kommt es jedenfalls zur Versöhnung von Jeremiah und Belly. Das waren zwar keine starken romantischen Vibes, die da rüberkamen, sondern wirklich eine Entwicklung über eine freundschaftliche Grundlage hinaus, aber da wird sicherlich noch einiges kommen. Nun sind alle am Strandhaus ankommen und man könnte meinen, jetzt geht es weiter wie in Staffel 1. Ich glaube zwar, dass die Atmosphäre durchaus wieder entspannter werden könnte, auch weil Susannah sich die Unbeschwertheit für alle Beteiligten sicher sehr wünschen würde, aber ich denke auch, dass viel zusammen aufgearbeitet werden muss. Da ist die Gefahr, dass das Strandhaus durch Tante Julia (Kyra Sedgwick) verkauft werden soll, eine gute Initialzündung. Ich hoffe, dass wir zu Julia auch noch einiges bekommen werden, denn sie ist jetzt quasi der Ersatz zu Susannah als erwachsener Faktor, da ansonsten nur noch Laurel (Jackie Chung) verblieben ist. Der Kampf rund um das Strandhaus wird aber so oder so symbolisch sehr wertvoll sein.

Partnerlinks zu Amazon

Fazit

"Der Sommer, als ich schön wurde" bietet zwar noch den Hauptcast von Staffel 1 sowie den Handlungsort, aber ansonsten hat Staffel 2 in den ersten drei Episoden einen anderen Anstrich verpasst bekommen. Die Erzählstilistik hat sich etwas geändert, da in zwei Zeitebenen erzählt wird. Dazu wirkt die Serie bislang viel melancholischer und erwachsener. Ich finde das erstmal nicht schlecht, weil so automatisch alles tiefgründiger wirkt, aber wie gut sich das über die gesamte zweite Staffel entwickeln kann, muss sich erst noch zeigen.

Die Serie "Der Sommer, als ich schön wurde" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

Zur "Der Sommer, als ich schön wurde"-Reviewübersicht

Kommentare