The Other Black Girl - Buch-Serien-Vergleich - Staffel 1
"The Other Black Girl" von Zakiya Dalila Harris ist sicherlich ein Beispiel dafür, wie schnell es von der Veröffentlichung bis zu einer Adaption gehen kann. Im Sommer 2021 ist das Buch von Harris auf den internationalen Buchmarkt gekommen, in Deutschland war es durch dtv ein Jahr später der Fall und nur ein weiteres Jahr später konnte Streamingdienst Hulu schon die Premiere der zehn Episoden feiern. Die Autorin selbst hat ihren Bestseller gemeinsam mit Rashida Jones adaptiert und beispielsweise auch das Drehbuch für die Auftaktfolge geschrieben. Ein Hinweis darauf, dass es eine sehr enge Umsetzung der Vorlage geworden ist? Nachfolgend bekommt ihr einen Vergleich unter dem Gesichtspunkt verschiedener Kategorien.

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Zeit

© dtv
Im Buch spielt das Geschehen der Gegenwart im Jahr 2018. Das Produktionsteam hat sich aber bewusst entschieden, die Serie 2023, also nach der Pandemie, spielen zu lassen. Das liegt auch darin begründet, dass sich in dieser Zeit die Welt deutlich gewandelt hat, aber dass eben auch speziell Bewegungen wie BLM viel mehr Aufmerksamkeit bekommen haben, so dass sich die Perspektive auf Arbeitsplatzsituationen, auf ein generelles Miteinander mit Sensibilitätsüberprüfungen etc. noch einmal verschärft bzw. erfreulich erweitert hat.
Stilistik

Sinclair Daniel & Ashleigh Murray, The Other Black Girl
© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen
Das Buch ist in der Hauptsache aus der Perspektive von Nella (Sinclair Daniel) erzählt. Jedoch gibt es zwischendurch auch immer Kapitel, die die Sicht von Kendra Rae (Cass Maddox & April Parker Jones) und Diana (Shakirah DeMesier & Garcelle Beauvais) in der Vergangenheit sowie von Shani (Karina Willis) in der Gegenwart erzählen. Die gemeinsame Geschichte von Kendra Rae und Diana wird in zwei Episoden mit vereinzelten Szenen angedeutet, ist aber im Buch deutlich mehr auserzählt und es gibt immer konsequente Sprünge zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Die Serie ist mehr an der Gegenwart interessiert und verteilt dort mehr Perspektiven. Auch hier ist Nella unfraglich das Zentrum, aber Hazel kommt eine wichtige Rolle inne und ihre Rückblickepisode gibt es im Buch überhaupt nicht. In der Serie erleben wir beispielsweise auch, was Malaika (Brittany Adebumola) und Owen (Hunter Parrish) noch so erleben. Es ist also eine deutlichere Unterscheidung im Schwerpunkt zu erkennen.
Figuren

Eric McCormack, The Other Black Girl
© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen
- Nella habe ich im Buch und in der Serie als unterschiedlich empfunden. So rein vom Papier her sind die Differenzen nicht wirklich groß. Im Buch ist Nellas Herkunft zwar deutlich mehr ausgeführt, aber die Serie behauptet schließlich auch nicht das Gegenteil, sondern betont es einfach nur nicht so explizit. Dennoch habe ich im Endergebnis Nella in der Serie als viel selbstbewusster empfunden. Im Buch spielt die Tatsache, dass sie in einer weißen Nachbarschaft recht privilegiert aufgewachsen ist und dass sie einen Weißen Freund hat, eine größere Rolle in dem Sinne, dass sie sich manchmal als nicht richtig Schwarz empfindet bzw. auch manches Mal den Eindruck vermittelt bekommt, dass andere das skeptisch sehen. Das führt eben dazu, dass sie durchaus als befangen und schüchtern rüberkommt, was dann im Verlauf mehr und mehr aufgebrochen wird. In der Serie wiederum wirkte sie eher linkisch und anfällig für Fettnäpfchen, aber ansonsten hat sie Kommentare abgelassen, die einen ganz anderen Eindruck vermittelt haben. So wirkte sie angesichts ihres ganzen Auftretens viel selbstbewusster und proaktiver.
- Owen spielt im Buch eine deutlich untergeordnetere Rolle, was auch daran liegt, dass es für Harris eine Geschichte über die Schwarze Frau sein sollte und nicht über sie und ihren Weißen Freund. Er ist zwar im Buch nicht per se unsympathisch, aber er tritt durchaus in einige verbale Fettnäpfchen. In der Serie wiederum bekommt er viel mehr Raum, ein besorgter Freund von Nella zu sein, weswegen er sich auch mehrfach von Malaika zu Missionen anregen lässt.
- Shani ist eine junge Frau, die im Buch repräsentativ für eine Widerstandsbewegung steht und somit nicht unbedingt eine persönliche Funktion, sondern eher eine stellvertretende übernimmt. In der Serie wiederum steht sie aber für sich selbst ein und bekommt so eine ganz individuelle Reise. Bei Jesse Watson (Langston Kerman) gibt es die Änderung, dass er statt eines Aktivist wie im Buch zu einem erfolgreichen Influencer via Podcast gemacht wurde.
- Im Arbeitsumfeld sind die Figuren am ehesten der Vorlage getreu geblieben, da gilt dabei speziell für Vera (Bellamy Young) und Richard Wagner (Eric McCormack). Noch etwas aufdringlicher wird Sophie (Kate Owens) gestaltet, die verbissen daran arbeitet, dass sie und Nella Freunde werden und dadurch in zig Fettnäpfchen tritt. Hazel wiederum stellt sicherlich die Figur dar, bei der die meisten Veränderungen zu erkennen sind. Die meisten Neuerungen kommen durch ihre Episode, wo mehr zu ihrem vorherigen Leben erklärt wird. Aber auch ansonsten ist ein wichtiger Unterschied zu merken. Während die Hazel aus dem Buch die Aufgabe, Nella für die Schwesternschaft zu finden, rein professionell sieht, wird in der Serie deutlich, dass sie wirklich hofft, darüber mit ihrer Kollegin eine Freundschaft zu knüpfen. Sie ist damit weniger ein Roboter mit einer klaren Aufgabe, sondern ein Mensch, der ehrliche Verbindungen eingehen will.
Inhalt

Sinclair Daniel, Brittany Adebumola & Hunter Parrish, The Other Black Girl
© 2023 Disney und seine verbundenen Unternehmen
- Nella und Hazel lernen sich im Beisein von Vera im Buch kennen, was automatisch ihre erste Begegnung natürlich etwas reservierter macht, weil eine Vorgesetzte mit dabei ist. In der Serie wiederum treffen die beiden so aufeinander und können schneller eine Verbindung knüpfen. Die Diskussion rund um Colins (Brian Baumgartner) Buch ist in Harris' Vorlage viel langgezogener, während in der Serie Hazel Nella schon beim ersten Gespräch in den Rücken fällt. Im Buch lobt Hazel das Buch von Colin, als dieser bei einer offiziellen Teamsitzung des Verlags vorgestellt wird. Der Autor ist auch nicht anwesend, als alle das Buch begeistert loben und die problematischen Inhalte einfach übergehen. Im Buch wird das Manuskript auch nicht frühzeitig geleakt und somit wird Colin auch nicht aus dem Verlag geschmissen.
- Die Party, auf die sich Nella und Hazel in der Serie schleichen und wo Erstere Lena Jordan (Milli M.), die Agentin von Jesse, kennenlernt, gibt es im Buch nicht. Dort sucht Nella via E-Mail Kontakt und bittet um ein Treffen. Im Buch gibt es stattdessen eine Feier der Wohltätigkeitsorganisation, bei der Hazel arbeitet. Richard sponsert diese und Hazel verkündet, dass der Verlagschef sich für zukünftige Autoren mehr Diversität auf die Fahne schreiben will. Für Nella ist das ein Schlag, da sie so einen Traum schon lange hatte und Hazel schon nach kürzester Zeit solche Ziele erreicht. Hazel bringt auch später Jesse im Verlag unter, es gibt also keine Vorab-Begegnung zwischen Nella und Jesse, wo dieser Unwohlsein wegen Wagner Books äußert. Gleich bleibt aber, dass er am Ende von Hazel und Co. schon übernommen wurde.
- In der Serie gibt es das private Kennenlernen bei Nella nicht, wo sich Hazel und Malaika eifersüchtig beharken. Daher tut sich Letztere auch nicht mit Owen zusammen, um privat gegen Hazel zu ermitteln. Dennoch sind auch im Buch Malaika und Owen sehr skeptisch gegenüber Hazel, nachdem sie sie beide bei offiziellen Gelegenheiten kennenlernen konnten. Das private Treffen bei Hazel wiederum gibt es in Buch und Serie, denn dort findet die Nella die Akten der bereits konvertierten jungen Frauen. Jedoch werden die beiden dort nicht von Owen gerettet. In der Serie wird bei dem Treffen auch das erste Mal die Pomade intensiv angesprochen, während Nella im Buch schon früher eine Dose hat, die sie aber nur einmal ausprobiert, weil sie ansonsten in der Haarpflege eher nachlässig ist. Sie ignoriert die Pomade also nicht aus Skepsis heraus.
- Nella vertraut sich wegen der Drohungen Hazel an, die das wiederum an Richard weitergibt. So ist es zumindest im Buch, während in der Serie das nicht erfolgt. Im Buch resultiert aus dem Gespräch auch das Angebot von Richard an Nella, dass sie befördert werden könnte und beim Projekt von Jesse beteiligt wird. In der Serie sind Nellas Aufstiegschancen vielmehr durch ihr Bemühen und ihr Umgang mit Colin begünstigt. Dadurch wird in der Serie auch eine Neuauflage von "Brennendes Herz" von Diana Gordon zum Thema, so dass Nella ihr Idol dort auch trifft. Im Buch gibt es all das überhaupt nicht. Jegliche Begegnungen mit Diana sind demnach frei erfunden.
- Nella kommt der wahren Geschichte rund um Diana und Kendra Rae sowie Richard schon früher im Buch näher, weil sie ein wichtiges Telefonat von ihm belauscht, das er mit Diana geführt hat, was Nella aber als ein Gespräch mit seiner Frau abhakt, so dass sie den letzten logischen Schritt nicht geht. In der Serie enthüllt schließlich Vera, dass Diana die Geliebte von Richard ist. Das ist im Buch so nicht. Dort wird Vera auch nicht gefeuert, weil es eben das Fiasko rund um Colin nicht gibt. Damit kommt es im Buch auch nicht zum privaten Verbünden zwischen Nella und Vera.
- In Buch und Serie ist gleich, dass Nella vom Drohbriefschreiber irgendwann um ein Treffen gebeten bekommt. Der Unterschied liegt letztlich darin, dass Nella in der Serie niemanden am Treffpunkt antrifft, während sie im Buch sehen kann, wie Shani entführt wird. Kurz davor hat diese aber noch ein Handy wegwerfen können, so dass Nella sich dieses schnappt und mit dem Widerstand telefoniert, was ihr klar macht, dass die Drohungen zum Schutz gedacht sind, also eher Warnungen sind. Da es im Buch keine direkte Begegnung zwischen Nella und Diana gibt, wird Erstere auch nicht entführt. Stattdessen gibt es im Buch nur die Szene, wo Hazel dann die Maske fallen lässt und sie zur Pomade drängt. In der Serie macht sie das aber aus Besorgnis heraus, im Buch dagegen sehr nachdrücklich und wenig empathisch.
Ende
Auf einer Metaebene passiert hier exakt genau das, worum es in einem Aspekt auch im Buch geht. "Brennendes Herz", das eine wichtige Rolle in beiden Formaten spielt, gab es nämlich mit zwei Enden und letztlich hat sich Diana Gordon mit einem konventionelleren Ende für ihr Buch durchgesetzt, während Kendra als ihre Lektorin ein Ende im Sinn hatte, das die Leser*innen mehr herausgefordert hätte. Harris wiederum hat für "The Other Black Girl" das Ende beschlossen, dass Nella die Pomade annimmt und damit der Schwesternschaft beitritt. Das Serienende wiederum beschert uns genau das Gegenteil. Nella nimmt die Pomade zum Schein an, um von innen Diana und ihre Gruppe zu überführen, was Raum für eine mögliche zweite Staffel lässt. Aber erstaunt war ich erstmal ganz schön, denn so komplett das Gegenteil zu wählen, was die Autorin ursprünglich intendiert hat, das ist mal eine Hausnummer. Da Harris aber ja selbst als Produzentin und Autorin beteiligt ist, hat sich die Aufregung bei mir schnell wieder gelegt. Sollte es diese Staffel 2 also mal geben, wird es sicherlich interessant, was daraus entwickelt wird, denn das Potenzial ist ganz eindeutig da.
Fazit
Die verschiedenen Betrachtungsebenen dieses Vergleichs zeigen deutlich, dass das Buch eine wichtige Grundlage darstellt und auch aufgrund von manchen anderen Schwerpunkten noch ganz andere Informationen anbieten kann. Dennoch ist die Serie insgesamt noch einmal tiefsinniger geworden und schenkt vor allem Hazel eine eigene Geschichte, was wohl der größte Schachzug ist. Das Ende wiederum eröffnet Potenzial für mehr Geschichten aus dieser Welt, während es im Buch eigentlich abgeschlossen wirkte. Da nun aber auch Autorin Harris in der Serie kreativ involviert war, ist diese große Änderung zum Schluss wohl zu begrüßen, denn offenbar hat man noch heiße Eisen im Feuer.
Nun zu euch: Sind euch noch Unterschiede aufgefallen? Welche Änderungen heißt ihr gut, welche weniger? Lasst es uns in den Kommentaren wissen!
Die Serie "The Other Black Girl" ansehen:
Lena Donth - myFanbase
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28.11.2025 00:19 von Sonia
F.B.I.: F.B.I.
Es wird immer abstruser... Jetzt sehe ich, dass die FBI... mehr