Squid Game - Review, Staffel 2

Nach dem Überraschungserfolg von Staffel 1 von "Squid Game" hatte ich große Neugier auf die zweite Staffel. Die Idee der Serie hätte man einfach erneut kopieren können, man brauchte prinzipiell eh einen neuen Cast, nachdem die meisten gestorben sind. Doch so einfach wollte man es sich nun auch wieder nicht machen und ist dann doch mit einigen Ideen gekommen, die keine reine Wiederholung von Staffel 1 versprachen. Das fand ich äußerst spannend und so war es auch nicht schwierig, in nur wenigen Tagen die sieben Episoden der zweiten Staffel zu schauen. Auch wenn sich viele meiner Erwartungen, vor allem stimmungsmäßig erfüllt haben, so lässt mich diese Staffel doch etwas unzufrieden zurück. Aber der Reihe nach…
Rachsucht
Gi-hun (Lee Jung-jae) hat etwa drei Jahre, nachdem er das Spiel gewonnen hatte, all seine Ressourcen gebündelt, um die Spielmacher hinters Licht zu führen und das Spiel an sich zu verhindern, indem er die Hintermänner dingfest macht. Das ist ein sehr ehrenwerter Gedanke, wirkt aber auch absolut überheblich. Zu glauben, dass er das tun könnte, ist schon etwas sehr naiv, aber offenbar lässt man ihn auch lange machen, weil das dem Spiel insgesamt natürlich eine neue Note gibt. Zunächst sind wir aber zwei Episoden in der eigentlichen Welt und sehen, wie die Suche nach dem Rekruten für das Spiel schon einige Hindernisse mit sich bringt und mehr als lebensgefährlich ist. Gi-hun bekommt am Ende eine neue Einladung und denkt, im Verbund mit dem Polizisten, der seinen Bruder suchte, die Verbrecher dingfest zu machen. Was folgt, ist sein Versuch, die Menschen im Spiel zu retten und das Spiel zu beenden, doch da hat er seine Rechnung nicht mit der Habgier und Ausweglosigkeit einiger Menschen gemacht. Ich muss aber auch sagen, dass er es aus meiner Sicht nicht immer clever angestellt hat. Während er die Menge noch gut durch rotes Licht, grünes Licht manövriert hatte, fehlen ihm später die richtigen Argumente. Ich denke, zu erwähnen, dass man beispielsweise beim Tauziehen später zwangsläufig andere töten musste, hätte vielleicht schon die zweite Abstimmung anders ausfallen lassen können. Auf der anderen Seite haben sich gerade die Befürworter eigentlich so stark gefühlt, dass sie die direkte Konfrontation vielleicht eher positiv aufgenommen hätten. Gi-hun versammelt jedenfalls wieder eine Gruppe um sich, mit der er gemeinsam die ersten Spiele schafft und die Nächte durchsteht. Er zeigt wieder enormes Durchhaltevermögen, hat wieder ein bisschen Glück, war aber auch wieder sozial unterwegs, sodass er das Glück auch verdient hatte. Trotzdem war es doch alles sehr ähnlich, bis er dann den Gegenschlag in die Wege geleitet hatte. Dieser war mir dann tatsächlich zu viel von allem. Zu viel Rumgeballere, zu viel Unglaubwürdigkeit, dass man so weit vordringt und die Schussexperten, aka Wärter, so wenig Widerstand leisten, und zu viel Fragwürdigkeit, dass man von allen Seiten das überhaupt solange zulässt. Dass die Staffel dann auch noch in dem Moment endet, wo der Aufstand zu scheitern droht, hat dann noch ein sehr unfertiges, unbefriedigendes Gefühl hinterlassen. Irgendwie schade, dass man die mutige, aber auch etwas unglaubwürdige Grundidee dann so eskalieren lässt und nicht richtig zu Ende bringt innerhalb der Staffel. Nun muss man wieder sehr lange warten.
Spiele und Teilnehmer*innen
In den ersten beiden Episoden war es neben dem bekannten Rekrutenspiel russisch Roulette, welches die Spannung hoch hielt. Im eigentlichen Spiel selbst ging es wieder mit rotes Licht, grünes Licht los. Man dachte kurz, es könnten die gleichen Spiele werden, aber eigentlich war klar, dass man das nicht durchziehen wird, weil es auch für die Dynamik bei den Teilnehmer*innen nicht hilfreich gewesen wäre. Das zweite Spiel war direkt ein Gruppenspiel, bei dem man gemeinsam verteilt fünf kleine Geschicklichkeitsspiele schaffen musste. Das mit den Würfeln habe ich selbst probiert und muss schon sagen, dass das enorm schwierig ist. Irgendwie haben es aber sehr viele Teams geschafft. Respekt. Das dritte Spiel mit den mehreren Runden, in denen man in kürzester Zeit in einer bestimmten Gruppengröße einen Raum betreten musste, war dann noch spannender, weil es überhaupt nichts mit Können zu tun hatte. Nun ist bis hierhin vielleicht schon durchgedrungen, dass mich inhaltlich nicht alles überzeugt hat. Was aber wieder wahnsinnig gut funktioniert hat, ist die Stimmung, die Panik, die Angst einzufangen während der Spiele und der Abstimmungen. Diese menschlichen Abgründe, die hier aufgezeigt werden, sorgen für regelmäßige Schauer und fesseln einen auch vor das Gerät, sodass man fast schon schämt, dass man sich das anschaut, aber eben auch unbedingt wissen will, wie es weiter geht und wer die nächste Runde überleben wird. Dabei sind die anderen Teilnehmer*innen gar nicht so neu. Der Draufgänger, ein Mobbingopfer, ein Junkie, eine Führungsperson, die nur an sich denkt und über Leichen geht usw. Auf der Spielbefürworterseite findet man gar keine Sympathien, auf der anderen Seite sind es vor allem die Frauen, die interessant sind. Eine eigentlich vollkommen überforderte Schwangere und die Mutter des anderen Teilnehmers waren da noch diejenigen, denen ich am meisten abgewinnen konnte. Auch die Transperson war spannend aufgebaut. Aber es war bis zum Finale dann doch etwas wenig Zeit, um die Figuren insgesamt gut kennen und lieben zu lernen. Es war dann auch in der Gruppendynamik trotzdem recht viel ähnlich zur ersten Staffel, was bei der großen Menschenansammlung durchaus wahrscheinlich ist, weil in Gruppen am Ende doch ganz bestimmte Rollen immer besetzt werden. Und natürlich gab es auch wieder eine Person, Nr 001, die quasi als Maulwurf mitspielte, was irgendwie relativ schnell klar war. Enden tut es dann mit dem Sonderspiel, also dem kalkulierten, nächtlichem Massaker, um das Preisgeld zu erhöhen und die Abstimmung zu beeinflussen. Dass Gi-hun hier so viele Opfer in Kauf nimmt, nur um mit dem Rest dann seinen Feldzug zu starten, hat mich durchaus überrascht. Aber er hat wohl auch eingesehen, dass er für die Leute letztendlich nicht viel tun kann, außer sie für seine Sache zu gewinnen.
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Die Wärter*innen
Was viel Potenzial eröffnet hat, war die Betrachtung der Wärter*innen, speziell aus der Perspektive von No-eul (Park Gyuyoung), einer Scharfschützin, die keine Fragen stellt sondern einfach ihren Job macht. Dabei ist das gar nicht von allen erwünscht. Es gibt offenbar unter den Killern auch Leute, die manche Teilnehmer*innen bewusst nicht direkt töten sondern nur anschießen, um sie beim Aufräumen dann noch in ein illegales Organspendesystem zu schleusen und damit zusätzlich Geld zu verdienen. Da No-eul dieses Spiel zunächst nicht mitmacht, wird sie unter Druck gesetzt und fügt sich dann. Leider passiert dann nichts mehr. Sie mischt sich nicht mehr ein, man weiß aber auch nicht, welche Rolle sie bei Gi-huns Angriff spielt, wo sie ist, was ihre weitere Motivation ist und natürlich auch nicht, was mit den Wärter*innen passiert, nachdem das Spiel vorbei ist. Hier hoffe ich sehr, dass man das in der abschließenden Staffel noch aufgreifen wird, weil dieser Perspektivwechsel eigentlich sehr spannend ist und die Möglichkeiten für mich noch nicht ausgeschöpft worden.
Die Suche nach der Insel

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Ein anderer neuer Aspekt ist die intensivierte Suche nach dem Spielort durch Polizist Hwang Jun-ho, der eigentlich mit Gi-hun zusammen arbeitet, die geplante digitale Verbindung aber natürlich abbricht und Hwang Jun-ho (Donald Chang) nun wieder nichts anderes übrig bleibt, als die Nadel im Heuhaufen zu suchen, als die Insel im Wasser. Mit Drohen und großer Entschlossenheit ist er eigentlich dabei, doch auch in seinem Suchtrupp gibt es nicht nur Loyalität und so kommen sie eigentlich überhaupt nicht voran. Auch hier kann man nur warten, was man in der dritten Staffel noch daraus machen wird.
Fazit
Auch wenn die Staffel gar nicht abgeschlossen ist und mich unbefriedigt zurück lässt und inhaltlich manches wiederholend ist, so kann die Staffel wieder durch ihre Atmosphäre, die Gruppendynamiken und das Aufzeigen menschlicher Abgründe absolut überzeugen. Richtig abschließen kann man ein Fazit aber erst mit der dritten Staffel.
Die Serie "Squid Game" ansehen:
Emil Groth - myFanbase
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