ABC – Anatomie eines (verzweifelten?) Networks

Nun ja, Grund zur Verzweiflung hat ABC dieses Jahr nicht. Frustration vielleicht, aber nicht Verzweiflung. Den undankbaren zweiten Platz hinter CBS, den ABC bei den Einschaltquoten 05/06 zu verzeichnen hatte, dürfte ein Anlass zu Unmut sein, aber ein paar Zahlen dürften die Manager des Networks dennoch erfreuen: Mit einem Zuschaueranteil von etwa 11 Prozent kann der Sender durchaus zufrieden sein, zumal dieses Jahr ein Zuwachs an Zuschauern verzeichnet werden konnte.
Qualität statt Quantität
Verdanken hat ABC den zweiten Platz vor allem zwei wichtigen Faktoren: Zum einen drei Serien, die den Sender tragen und die Einschaltquoten zwei Mal wöchentlich in die Höhe schießen lassen. Zum anderen sind es die Rechte an der Ausstrahlung von Publikumsmagneten wie der Oscar Verleihung, den Emmys und den American Music Awards, die dem Network ordentlich Geld einbringen.
Verzweifelte Hausfrauen…
Ungeschlagener Spitzenreiter von ABC sind die "Desperate Housewives", die auch in der zweiten Staffel die amerikanischen Zuschauer überzeugen konnten. Die Story um die verzweifelten Hausfrauen aus der Wisteria Lane verfolgten insgesamt über 22 Millionen Zuschauer in den USA – damit macht die Serie den vierten Platz in der Seriengesamtwertung hinter FOX’ ungeschlagener Hitshow "American Idol" (Dienstags- und Mittwochsausgabe) und der Krimiserie "CSI: Den Tätern auf der Spur" des Senders CBS. Eine dritte Staffel der Serie ist somit so gut wie gesichert, denn "Desperate Housewives" ist das Zugpferd von ABC, dass man sicher nicht aufgeben wird.
… Erotik im OP-Saal…
Gleich hinter "Desperate Housewives" landete dieses Jahr "Grey’s Anatomy", die ebenfalls mit ihrer zweiten Staffel perfekt an das Vorjahr anknüpfen konnten. Teilweise schaffte es die Arztserie sogar, die Hausfrauen zu übertrumpfen und hatte bessere Einschaltquoten. Insgesamt konnte ABC den Sonntag mit den beiden Serien dominieren: Zuschauer der "Desperate Housewives", die jeden Sonntag um 21:00 ausgestrahlt wurden, blieben meist gleich für eine neue Episode von "Grey's Anatomy" um 22:00 vor dem Flimmerkasten sitzen und verschafften ABC somit den konstanten ersten Platz bei den sonntäglichen Quoten.
… und Verschollene auf der Insel
Mit dem Sendeplatz am Mittwoch um 21:00 – zur gleichen Zeit wie "American Idol" – hatte es "Lost" dieses Jahr nicht einfach. Dennoch konnte sich die Serie in der Jahreszählung auf einen zufrieden stellenden 19. Platz hangeln. Vorreiter "Alias - Die Agentin" um 20:00 Uhr schaffte es nicht mehr in die Top 20, verzeichnete aber dennoch Erfolg – nicht genug allerdings, um es zu einer neuen Staffel zu schaffen. Die Agentenserie wird dieses Jahr nach 5 Staffeln zu Ende gehen. Für "Lost" hingegen sieht es ganz nach einer Verlängerung in die dritte Staffel aus.
Das Muss: Die Realityshow
Hauptkonkurrent FOX machte es vor: Realityshows sind der Renner schlechthin in den USA. "American Idol" konnte an seinen Ausstrahlungstagen Dienstag und Mittwoch das ganze Jahr über den ersten Platz markieren und stand somit unangefochten an der Spitze. Der Sender CBS feierte ebenfalls Erfolg mit den beiden Überlebensshows "Survivor: Guatemala" und "Survivor: Panama-Exile". Kein Wunder also, dass auch ABC an seiner Tanzshow "Dancing with the Stars" festhielt: die Show, die zwei mal wöchentlich ausgestrahlt wurde (Contest und Ergebnisse) erreichte Platz 7 und Platz 14. Als sehr erfolgreich erwies sich für ABC auch die Sportsendung "NFL Monday Football Night", die mit insgesamt über 16 Millionen Zuschauer auf Platz 10 landete. Die Sendung "Extreme Makeover", in der Leute eine komplette Erneuerung ihres Lebens von einer Schönheits-OP bis zu einem neuen Haus bekamen, erreichte einen Mittelplatz.
Oder doch Quantität statt Qualität?
Wie gesagt, ein bisschen frustriert dürfte ABC schon sein. Der zweite Platz ist zufrieden stellend, aber man weiß, es ist noch mehr drin. Ein Problem dürfte für ABC aber schon mal der Verlust der Footballshow sein, denn "NFL Monday Football Night" zieht zum Sportsender ESPN um und so fehlt dem Sender eine wichtige Show für den Montag. Ebenfalls als problematisch erwiesen sich die Comedyserien des Senders wie "Hope & Faith", "What About Brian" (mit Barry Watson) oder "According To Jim". Ob diese Serien den Sprung in die neue Season schaffen, ist fragwürdig.
ABC zog seine Konsequenzen: man will nicht nur am Mittwoch mit "Lost" und am Sonntag mit "Desperate Housewives" und "Grey's Anatomy" oben auf sein. Neue Serien müssen her, Serien mit Potenzial. Daher hat das Network ganze 39 Piloten in Auftrag gegeben, so viel wie kein anderer Sender sonst!
Das Spektrum der neuen Serien ist breit gefächert: aufgrund der schlechten Einschaltquoten der Comedyshows, will ABC nächstes Jahr mit neuen Konzepten begeistern: egal ob mit Familienkomödien "52 Fights", "A Day in the Life", "In Case of Emergency" oder "Him & Us" – ABC geht in die Comedyoffensive.
Drama- und Actionserien vernachlässigt der Sender aber trotzdem nicht: so wurden beispielweise mit Actionserien wie "60 Minute Man", "Six Degrees" oder den Dramaserien "Brothers & Sisters" und "October Road" durchaus Serien mit Potenzial in Produktion geordert. Durch beliebte Stars wie David James Elliott ("JAG"), Lori Loughlin oder Geoff Stults soll vor allem eine jüngere Zuschauergruppe angesprochen werden.
Alles wartet auf die Upfronts
Es gilt auch bei ABC: Die Fans müssen sich gedulden. Und zwar bis zum 16. Mai, dem Tag der ABC Upfronts. Fans von "Desperate Housewives", "Grey’s Anatomy" und "Lost" kann dennoch schon mal gesagt werden: Es sieht gut aus. 100% gibt es bis zum 16. Mai zwar nicht. Aber die Chancen stehen gut.
Maria Gruber - myFanbase
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