Die enttäuschendsten Storylines 2008/2009
Platz 6: Addy & Noah - An Affair to Not Remember (Private Practice)

Foto:

Gerade hat sich Addison aus ihrer unsäglichen Beziehung zu dem Polizisten Kevin Nelson befreit und schon ist sie wieder auf der Suche nach dem nächsten Bettvorwärmer. Da kommt es ihr gerade recht, dass sie einen attraktiven Herzchirurgen bei ihrer Arbeit im Krankenhaus kennen lernt, der auch Interesse an ihr zu haben scheint. Dann stellt sich jedoch schnell heraus, dass der Chirurg gleichzeitig der Ehemann einer schwangeren Patientin ist, die bereits zuvor ein Baby durch eine Fehlgeburt verloren hat. Trotz dieser Situation schafft es Addison jedoch nicht, sich endgültig von Noah loszusagen und ihrer Worte, dass sie nicht diese Person sein will, die einer Frau ihren Mann wegnimmt, Taten folgen zu lassen.

I'm not a cheater, I'm not – well, maybe that one time I did...

Zu Beginn war es ja fast noch süß, wie die beiden immer wieder aufeinander trafen. Allerdings hatte ich zu dieser Zeit bereits längst kein Interesse mehr an Addison und auch Josh Hopkins war mir bisher fast in jeder Serie, in der ich ihn gesehen habe, ein Dorn im Auge. Auch dass Addison nach gerade mal ein paar Wochen, die sie von Kevin getrennt sein konnte, sofort wieder nur an Sex dachte, entlockte mir nicht mehr als ein Augenrollen. Als sich dann herausstellte, dass Noah Barnes der Mann einer von Addisons Patientin ist, war klar, dass "Private Practice" hier wieder versuchen würde, eine der Spezialitäten der Serie auszukosten: das Für und Wider einer moralisch fragwürdigen Situation abzuwägen...

Leider ist dies im Fall von Noah und Addison nie vollständig gelungen. Zwar kann man rational gut rechtfertigen, dass eine Ehe, die ohnehin am Ende war, es wahrscheinlich so oder so nicht überlebt hätte. Man kann anfügen, dass es keine Schwarz-Weiß-Situation ist, der Mensch nicht perfekt ist und Gefühle etwas sind, das man nicht kontrollieren kann. Doch aus Addys Sicht ist diese ganze Farce kaum zu begründen. Wie sie mehrfach innerhalb der Serie betont, ist sie bereits einmal an Noahs Stelle gewesen und hat es bitter bereut. Lange Jahre durften wir uns das als Zuschauer bei "Grey's Anatomy" mit ansehen und nun sollen wir tatsächlich beiwohnen müssen, wie Addison sich dämlich verhält und denselben Fehler erneut macht? Hat sie denn wirklich gar nichts gelernt oder fällt den Autoren nur nichts Neues mehr für sie ein?

Erschwerend kommt hinzu, dass die beiden Charaktere keinerlei Chemie haben und die vermeintlich überschwappenden Emotionen beim Zuschauer nicht ankommen. Stattdessen darf man sich jede Woche aufs Neue ansehen, wie Noah sich an Addison ranmacht, die ihn abweist, der ihr wiederum erklärt, dass er seine Nochfrau ja sowieso gar nicht mehr liebt und sie seine Seelenverwandte sei (glaubt das außer Noah wirklich sonst noch jemand?). Woraufhin Addison sich kurz auf ihn einlässt, nur um dann entweder jäh aus ihren Träumen gerissen zu werden oder sich gerade noch rechtzeitig zu besinnen. Mitfiebern fällt da schwer, mitfühlen noch viel mehr. Und nein, das war kein absichtlicher Reim (oh Mann, schon wieder fast einer...).

Am Ende kommt es dann, wie es kommen muss, und die beiden schlafen tatsächlich fast miteinander, bis dann Addys Beeper losgeht und Morgan ihr Baby bekommt. Dann kriegt sie einen nachvollziehbaren Anfall und kann das Baby nicht mehr auf die Welt bringen. Es gibt zahlreiche Wege, wie man diese Story zu Ende führen kann. Meine Vermutung: Shonda Rhimes besinnt sich auf Grund der offensichtlich nicht wirklich positiven Fanmeinungen eines Besseren und Noah wird ebenso schnell aus der Serie geschrieben, wie es bereits einigen Figuren vor ihm erging. Dass man wirklich den unbeliebten Schritt wagt und Noah sich für Addison trennen lässt, halte ich für unwahrscheinlich, womit die ganze Story praktisch noch überflüssiger wird, als sie es ohnehin schon war. Die einzige Möglichkeit, dieses Theater angemessen zu rechtfertigen, wäre, wenn Addison und Noah tatsächlich füreinander bestimmt sind und die neuen 'Meredith und Derek' werden. Das halte ich jedoch in etwa so wahrscheinlich, wie die Möglichkeit, dass im nächsten Augenblick ein Stern vom Himmel fallen und mich durch einen kräftigen Schlag auf den Kopf in einen elenden Tod reißen könnte.

Diese Storyline war nicht nur unnötig, langweilig und unsympathisch, sondern verdarb mir zudem fast den gesamten letzten Teil der zweiten Staffel, die ohnehin nicht sonderlich grandios war. Man sollte sich mit seinen moralisch fragwürdigen Themen dann eben doch nicht übernehmen (schon wieder ein Reim). Manchmal reicht ein ethisches Dilemma einfach nicht, um eine mitreißende Story zu konzipieren. Wollen wir hoffen, dass die Autoren aus ihren Fehlern gelernt haben und diese Geschichte so bald wie möglich in den Archiven verschwindet.

Nadine Watz – myFanbase

Weiter zu Platz 5