Sons of Anarchy - Review des Piloten

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Foto: Katey Sagal, Sons of Anarchy - Copyright: Frank Ockenfels/FX
Katey Sagal, Sons of Anarchy
© Frank Ockenfels/FX

Der Sender FX scheint nach dem bald nahenden Ende von "The Shield" wieder auf der Suche nach einer richtigen Männerserie zu sein. Anders kann man das Setting und den Cast von "Sons of Anarchy" wohl kaum interpretieren. Harte Kerle ohne Skrupel (wenn auch nicht alle), die mit Gewalt regieren und mit Waffenhandel ihren Lebensunterhalt verdienen. Frauen tauchen da vornehmlich in den Rollen der Mutter, Ehefrau und Ex-Frau/Ex-Freundin/potentielles Love Interest auf. Na gut, das stimmt nicht so ganz. Denn insbesondere die Figur der Gemma Teller Morrow ist ziemlich interessant. Katey Sagal ist aber auch wirklich weite Wege gegangen, seit sie mir als Peggy Bundy in "Eine schrecklich nette Familie" mit ihrer quietschenden Stimme furchtbar auf die Nerven ging. Denkt man (oder zumindest ich, vielleicht bin ich auch zu naiv) zu Beginn der Folge noch, dass sie eher als Mutter im Hintergrund dem viel beschäftigten Sohn (oder wie soll ich den Spruch mit dem Kondom-Karton verstehen?) den Rücken stärkt und eher ruhig und gelassen die Drecksarbeit (im wahrsten Sinne des Wortes) erledigt, wird im Verlauf der Pilotfolge jedoch klar, dass mehr hinter der ruhigen Fassade steckt. Wie in den meisten Serien um Mafia-ähnliche Familienvereinigungen steckt eben doch hinter jedem erfolgreichen Mann eine umso stärkere Frau, die die Geschehnisse eher im Hintergrund lenkt. Interessant ist jedoch, dass sie - anders als man es von einer Mutter erwarten würde - ihren Sohn nicht dazu ermuntert, aus dem kriminellen Geschäft auszusteigen und etwas aus seinem Leben zu machen, sondern ihn im Gegenteil nur noch mehr hineinziehen möchte. Fragt sich nur, welche Beweggründe dahinter stecken, dass sie die aufkeimenden Skrupel ihres Sohnes schnellstmöglich unterdrücken will.

Foto: Ron Perlman, Sons of Anarchy - Copyright: Frank Ockenfels/FX
Ron Perlman, Sons of Anarchy
© Frank Ockenfels/FX

Generell empfinde ich es immer schwer, einer Serie zu folgen, die sich um Verbrechen und Kriminalität dreht und viele rivalisierende Gangs etc. enthält. Da fällt es meist schwer, den Überblick zu behalten. Hier ist es jedoch recht gut gelungen, dem Zuschauer gerade so viele Informationen zu geben, dass er am Ball bleiben kann, aber nicht mit solch einer Masse an Verwicklungen zu überfordern, dass man schon nach wenigen Minuten nicht mehr mitkommt. Zwar blicke ich immer noch nicht vollkommen durch, aber das wird sich im Laufe der Staffel wohl geben. Und damit sei bereits vorweggenommen: Ich werde mir "Sons of Anarchy" weiterhin ansehen.

Die Serie bietet gelungenes Drama und bereits in der Pilotfolge viele Emotionen. So früh in einer Serie habe ich mich meist noch nicht genug in die Serienwelt eingelebt, um wirklich mitfühlen zu können. Doch wer kann bei einer drogensüchtigen Mutter und einem todkranken Frühchen mit nur 20%iger Überlebenschance schon hart bleiben? Ich bin wirklich gespannt, wie es mit dieser Story weitergeht, sicher wird die Großmutter die Erziehung übernehmen. Dass sie bereit ist, für ihr Enkelkind so ziemlich alles in ihrer Macht stehende zu tun, hat sie ja bereits bewiesen.

Besonders interessant war auch die wirklich gute Inszenierung gegen Ende. Die Ironie ist kaum zu übersehen, wenn, während die Söhne der Anarchie Rache üben, einige Männer umbringen und ein Gelände in die Luft sprengen, in einem OP-Saal ein kleines Menschenleben auf dem Spiel steht, während dazu beruhigende, klassische Musik läuft. Zu was die Gang in der Lage ist, hat man ja bereits gesehen und Gewalt wird in so einer Umgebung sicher an der Tagesordnung sein. Solange es allerdings auch noch so viele andere Aspekte gibt, v.a. was Familiendrama angeht, muss das dem Sehvergnügen keinen Abbruch tun.

Fazit

Bei einer FX-Serie kann man ohnehin kaum etwas falsch machen, das hat auch "Sons of Anarchy" bewiesen. Für mich zwar nicht der beste Pilot der neuen Season, aber eine viel versprechende Episode, die Lust auf mehr macht. Die Hemmschwelle, was zumindest die Gewaltdarstellung angeht, sollte allerdings nicht allzu hoch sein.

Nadine Watz - myFanbase

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