Extraordinary - Review Staffel 2

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Ich habe mich wirklich auf diese zweite Staffel von "Extraordinary" gefreut. Die erste war für mich im vergangenen Jahr ein Überraschungshit, weil trotz gewisser inhaltlicher Schwächen dennoch gleich ein wohliges Gefühl aufkam, mit dem es sich auch leicht über den Humor lachen ließ. Die schnelle Verlängerung war da Beweis genug, dass diese Serie es auch ohne großen Namen geschafft hat, auf ihre Art hervorzustechen. Dennoch muss nach so einem unerwarteten Erfolg natürlich auch erstmal bewiesen werden, dass man zurecht aufgefallen ist.

Foto: Siobhán McSweeney, Mairead Tyers & Bilal Hasna, Extraordinary - Copyright: 2023 Disney. All Rights Reserved.
Siobhán McSweeney, Mairead Tyers & Bilal Hasna, Extraordinary
© 2023 Disney. All Rights Reserved.

Ich habe unheimlich schnell wieder in die von "Extraordinary" geschaffene Welt hineingefunden und der Fokus bleibt auch die WG und wie unsere vier Helden, Kash (Bilal Hasna), Carrie (Sofia Oxenham), Jen (Máiréad Tyers) und Jizz(lord) (Luke Rollason), sich weiterentwickeln. Dennoch war ich ehrlich gesagt überrascht, dass es wenig neue Energie von außen gab. Für mich ist das persönlich bei zweiten Staffeln immer so ein Argument, wo es krachend scheitern kann, alles mit Neuzugängen aufbrechen zu wollen, oder wo es wunderbar gelingt, weil so gleich verhindert wird, die Struktur von Staffel 1 einfach zu wiederholen. Hier wird nun auf wenig neue Gesichter gesetzt. Wir haben George (Julian Barratt) als Jens Psychiater, wir haben Nora (Rosa Robson), die Ehefrau von Jizz, und Clark (Kwaku Mills) als neuen Mitarbeiter in der Kanzlei. Eigentlich reicht das auch völlig, aber dennoch habe ich mir manchmal neue Gesichter gewünscht, eben gerade wegen der genialen Ideen, die das Autorenteam uns an übernatürlichen Fähigkeiten in Staffel 1 geboten hat. Das war für mich einer der größten Pluspunkte, der hier in Staffel 2 etwas verloren geht. Zumal Nora mit in Gedanken sprechen können, Clark, der sich multiplizieren kann, und George, der in den Verstand anderer eintauchen kann, jetzt auch keine Ideen sind, die man noch nie zu sehen bekommen hätte. Insgesamt waren die Fähigkeiten auch nicht so im Fokus, zumindest war das mein Gefühl. Vielleicht ist das sogar ein idiotischer Gedanke, weil die Fähigkeiten im Grunde immer eine Rolle spielen. Aber wenn man auch zum Fazit kommt, dass die Fähigkeiten sehr im Einklang mit der jeweiligen Gefühlswelt sind, dann hätte ich es mir doch konsequent anders vorgestellt.

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Am wichtigsten ist das Thema Superkräfte natürlich weiterhin bei Jen. Bei ihr muss ich aber eine andere positive Nachricht vorwegschieben, denn sie war für mich die anstrengendste Figur in Staffel 1 und das habe ich so einseitig diesmal nicht empfunden. Sie wird auf eine Art wohl immer mir zu unähnlich sein, als dass ich mich mal nicht an ihr störe, aber man hat insgesamt gemerkt, dass die Lektionen, die sie in Staffel 1 gelernt hat, sich gesetzt haben. Speziell würde ich das wohl für ihre Freundschaft zu Carrie resultieren, denn sie sprechen offensiver darüber, was es wohl für Carrie bedeutet, immer noch den Geist von Jens Vater hervorholen zu müssen. Zudem hat Jen auch in für sie emotional kritischen Momenten noch die Zeit, dass sie sich Carries Sorgen anhört. Also wirklich viel ausbalancierter. Nur der Konflikt mit ihrer Mutter Mary (Siobhán McSweeney) bleibt und das fand ich auch logisch, denn immerhin werden unverarbeitete Aspekte aus ihrer Kindheit/Jugend als Blockade ausgemacht, warum sich bei ihr noch keine Fähigkeit ausgebildet hat. Zunächst muss ich aber ein Kompliment dafür loswerden, wie Jens Verstand, den wir durch Georges Fähigkeiten kennenlernen, gestaltet wurde. In mehreren Episoden der insgesamt acht lernen wir ihn genauer kennen und ich habe die Detailverliebtheit wirklich sehr geliebt. Danach dachte ich jeweils, jo, so sieht es bei mir wohl auch aus, mit ganz verschiedenen Themenschwerpunkten, aber so chaotisch, so immens, so viel einfach, wo man sich jahrelang aufhalten könnte und man hätte den Menschen immer noch nicht restlos verstanden. Auch wenn schnell klar war, dass der Knackpunkt ihr Vater ist, den sie einfach nicht gesund in ihrem Trauerprozess loslassen kann, so waren die verschiedenen Ausflüge und beispielsweise die Episode, wo Jen bewusst ihren Therapeuten mit Nebenschauplätzen zum Abschweifen bringen will, extrem unterhaltsam.

Foto: Luke Rollason, Extraordinary - Copyright: 2023 Disney. All Rights Reserved.
Luke Rollason, Extraordinary
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Durch das abrupte Ende ihrer Beziehung zu ihrem Vater hat für Jen auch unweigerlich die Beziehung zu ihrer Mutter gelitten und das haben wir in Staffel 1 ausgiebig erlebt. Hier tauchen wir näher in die komplexe Mutter-Tochter-Beziehung ein, aber ich fand es schön, dass speziell von Marys Seite immer wieder deutlich wurde, dass sie ihre Tochter bis aufs Blut gegenüber anderen verteidigen würde. Sie werden wohl nie eine harmonische Beziehung führen, aber mal Abstand zu halten, um im entscheidenden Moment füreinander da zu sein, ist nicht unbedingt verkehrt. Jens anderes große Thema ist eng mit Jizz verbunden, der ein Leben vor dem Katzendasein hatte, und dieses bedroht nun das, was die beiden als Paar gerade im Aufbau begonnen haben. Hier haben die Jen-Eigenschaften am deutlichsten durchgeschienen, denn es war immer hart an der Grenze, wo ich dachte, sieht sie jetzt noch Jizz oder sieht sie nur ein Objekt, das ihr nicht weggenommen werden darf? Da Nora Jizz bzw. Rob definitiv nur funktional sieht, wäre es da etwas früher wichtig gewesen, den Unterschied zwischen beiden Frauen zu zeigen, denn ich bin eigentlich überzeugt, dass Jen ihn wirklich liebt. Bei Jizz habe ich in Staffel 1 etwas bemängelt, dass zu sehr die Schiene gefahren wurde, dass er als geistige Katze in Menschengestalt für die süßen Momente da ist. Da fehlte mir dann der Mensch Jizz. Auch wenn das mit Nora frontal angegangen wurde, aber es fiel mir doch schwer, dieses durch Fotos inszenierte Leben von Rob mit Jizz in Einklang zu bringen. War er das wirklich? Auch seine vermeintlichen Hobbies passten nicht zu ihm. Es war nicht richtig zu greifen, warum er mal war, wer er war, aber dafür ist es umgekehrt gelungen, wie Jizz nach und nach ergründet, wer er nun sein will und das ganz zu seinen eigenen Bedingungen.

Foto: Bilal Hasna, Extraordinary - Copyright: 2023 Disney. All Rights Reserved.
Bilal Hasna, Extraordinary
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Inhaltlich hat mich die Staffel 2 in einem Punkt halb wahnsinnig gemacht und das waren diese Wechselspiele zwischen den Paaren. Bei Jen war das diese unsinnige Schwärmerei für George und dass Jizz dann zurück betrügen sollte, was für ein Blödsinn! Aber bei Kash und Carrie war es auch nicht groß anders, weil ständig war eigentlich die Frage, doch wieder zurück zueinander oder jetzt nicht? Das zwischendurch erzeugte Drama war auch hier etwas viel, mit Kash, der mal eben erkennt, dass er wohl zumindest bisexuell ist und Carrie, die eigentlich Schluss gemacht hat, aber am meisten zu leiden hat. Letztlich bin ich aber froh, welcher Schlusspunkt gesetzt wurde, denn das wurde trotz des Chaos zwischendurch gut unterstrichen, in dieser WG werden die Menschen vor allem durch Freundschaft verbunden und die bleibt als Fundament immer stehen. Bei Kash ist aber auch die Kritik mit den Fähigkeiten noch einmal kurz anzubringen, denn er kann auf einmal in die Zukunft reisen bzw. er wird eigentlich gereist, weil es unwillentlich geschieht. Hier hätte ich mir mehr Hinterfragen gewünscht, vielleicht dann auch idealerweise in Verbindung mit seiner persönlichen Reise, die er durchmacht. Mit dem Musical hat er zumindest einen lustigen Handlungsbogen bekommen, bei dem es sich auch gut angeboten hat, die alten Kameraden der Bürgerwehr zurückzuholen. Aber auch bei denen waren die Fähigkeiten kaum entscheidend. Man sieht, ein überraschender roter Faden.

Carrie wiederum bleibt mein Liebling. Bei ihr merkt man, dass sie mit ihrer Kraft am leichtesten synchron ist und dennoch begibt sie sich auch immer wieder damit in die Bredouille, weil sie große Unsicherheiten hat. Da wendet sie sich dann gerne an die Geister starker Frauen und prompt geht es nach hinten los. Dementsprechend war es schön, dass sie immer mehr lernt, dass sie sich selbst erstmal die nächste Person sein muss, um dann von dort aus der Menschheit diese angenehme Persönlichkeit zu schenken, die sie hat. Carrie ist treu, loyal, ehrlich und für jede freundschaftliche Schandtat zu haben. Über die verschiedenen Episoden hinweg ist sie auch diejenige, die den drei anderen dringend benötigte Ansagen macht. Sie ist der Klebstoff und sie macht die anderen dadurch besser. Zuletzt möchte ich noch ein paar Worte zum Humor und zum Staffelverlauf verlieren. Der Humor saß wieder wie eine Eins. Es ist genau meine Art und ich konnte einige Male herzhaft lachen, auch weil besonders die Post Credits-Szenen immer noch einmal einen drauf setzen. Wenn da jede Episode vorbei ist, entsteht noch der besondere Reiz, was kommt da jetzt noch als kleiner Bonus? Zum Verlauf wiederum lässt sich sagen, dass für mich die Halloween-Episode die schwächste war. Jizz' Ausflug als Katze war im sonstigen Verlauf eher unnötig und der Exorzismus, einfach nicht mein Thema. Dafür mochte ich das Babysitten von Alfie (Alfie Harrison), das Kennenlernen von Mary und Jizz sowie das Finale, wo sich alles ideal ineinander fügt, am meisten. Die Episoden ließen sich so wieder gut hintereinander weggucken. Der Cliffhanger wiederum macht es unabdinglich, dass wir noch eine Runde spendiert bekommen. Das würde ich auch aus vielen anderen Gründen mittragen, denn die Geschichten sind eindeutig noch nicht auserzählt und fürs Herz ist die Freude groß.

Fazit

"Extraordinary" bietet im Grunde eine gute zweite Staffel. Es ist viel in die Charakterarbeit investiert worden, was für mich immer ein Plus ist. Dazu blieb es humorvoll, oft absurd und wendungsreich. Einige inhaltliche Schwenker waren nicht mein Fall und ich habe auch die Fokussierung auf die Superhelden-Fähigkeiten etwas vermisst, aber ich wurde insgesamt zu gut unterhalten, um mir nicht auch eine Staffel 3 wieder von Herzen zu wünschen.

Die Serie "Extraordinary" ansehen:

Lena Donth - myFanbase

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