Bewertung

Review: #6.20 Das kleine Supergenie

Die Probleme von und mit Eltern stehen in dieser Woche im Vordergrund: Brooke sieht sich mit einem überraschenden Besuch von Victoria konfrontiert, während Sam damit klar kommen muss, dass Jacks zukünftige Pflegeeltern in Charlotte wohnen. Nathan und Haley sind sich nicht ganz einig, wie Jamies Zukunft aussehen soll, und Lucas und Peyton klären ihre Freunde endlich über Peytons Gesundheitszustand und die Gefahren der Schwangerschaft auf.

It’s all gonna work out.

Und da hätten wir ihn mal wieder, den obligatorischen Autounfall in jeder Staffel! Man wäre ja fast schon versucht, es als Running Gag zu bezeichnen, wenn es nicht in den bisherigen Fällen alles andere als lustig gewesen wäre. Doch diesmal scheinen Mark Schwahn und seine Kollegen den Unfall wirklich nur um der Kontinuität willen eingebaut zu haben, denn Peyton und auch ihrem Baby passiert glücklicherweise nichts. Dafür gibt es dank dieser Storyline einige ganz wundervolle Szenen, die zumindest mich mehr als einmal zu Tränen gerührt haben.

Eine Abstufung, welcher Moment nun der emotionalste war, fällt mir unglaublich schwer, weil einfach jedes Gespräch und jede Szene auf eigene Art die Freundschaft und tiefe Verbundenheit der Charaktere zeigt. Da wäre zum Einen Lucas, der Brooke nicht länger verschweigen kann, wie es um Peyton steht und ihr sagen muss, dass der Mensch, den sie beide am meisten lieben, eventuell sterben könnte. Das führt zu dem großartig inszenierten Gespräch zwischen Brooke und Peyton an deren Krankenbett, das seine Intensität vor allem aus der Spannung zwischen Brookes Verzweiflung und Peytons fast schon beängstigender Ruhe zieht. Völlig anders sieht dagegen das Gespräch zwischen Haley und Peyton aus, wo Haley diejenige ist, die Peyton in ihrem Optimismus bestärkt: "You and Lucas always beat the odds!"

Trotzdem nimmt auch Haley mehr Anteil an Peytons Schicksal, als es vielleicht im ersten Moment den Anschein hat, und bringt kurzerhand das Studio zu Peyton, weil diese das Bett nicht verlassen darf. Wenn ich mich für einen entscheiden müsste, dann war das für mich doch der emotionalste Moment, weil Peytons Fassade für eine Sekunde abfällt und man auch ihr die Angst ansieht. Durch diese kleine Veränderung in ihrem Gesicht und der Nähe, die sie gleichzeitig von Haley bekommt, hat die Szene eine berührende Intimität und gleichzeitig auch einen Hauch von Abschied – hoffen wir, dass es bei diesem Hauch bleibt und wir uns am Ende der Staffel nicht tatsächlich von Peyton verabschieden müssen!

This is business, you still don’t have a daughter.

Dafür war der Abschied von Victoria scheinbar nur vorübergehend, denn die steht aus heiterem Himmel in Brookes Schlafzimmer und will sie überreden, wieder als Designerin bei "Clothes over Bro’s" einzusteigen. Ich weiß noch nicht so ganz, wie ich Victorias Absichten einschätzen soll: einerseits kann sie Brooke nur dank ihres manipulativen Arguments, dass alle Mitarbeiter von "Clothes over Bro’s" ihren Job verlieren, zur Zusammenarbeit überreden, andererseits entschuldigt sie sich für ihre Äußerungen bei ihrem letzten Gespräch und verzeiht Brooke außerdem, dass sie mit einer Pistole in ihrer Wohnung stand und sie des Überfalls beschuldigt hat – zu Unrecht, wie wir seit #6.13 Things A Mama Don’t Know wissen. Die Frage ist also: will Victoria den Neuanfang, um Kapital aus Brookes Talent zu schlagen, oder schiebt sie das Unternehmen vor, um einen Neuanfang starten zu können? Ich wüsste gar nicht, was mir lieber ist, denn einerseits fehlt der Serie so langsam ein Bösewicht, andererseits will ich auch nicht, dass Brooke wieder von ihrer Mutter enttäuscht wird.

Brookes Reaktion finde ich bis jetzt total nachvollziehbar, denn auch wenn sie weiß, dass Victoria nicht für den Überfall verantwortlich war, so ist doch allein die Tatsache erschütternd, dass sie ihrer Mutter eine solche Tat ohne Zweifel zutrauen würde. Es zeigt, wie zerrüttet die Beziehung ist und rechtfertigt Brookes Distanziertheit, vor allem in einer Situation, in der sie gerade Julian aufgegeben hat, sich Sorgen um Peyton macht und außerdem Streit mit Sam hat, die ihr noch nachträgt, dass sie Julians Angebot nicht angenommen hat. Die Konfrontation der beiden war auch eine sehr starke Szene – die Chemie zwischen Sam und Brooke passt einfach, egal ob es liebevolle oder wütende Momente sind. Sams Argumentation kann bestimmt jede weibliche Zuschauerin nachvollziehen und mir hat es wieder sehr gut gefallen, wie sie den Finger auf den wunden Punkt legt und Brooke klarmacht, dass ihre Entscheidung, nicht mit Julian zu gehen, viel weniger mit Sam zu tun hat, als sie sich eingestehen will. Ich bin jedenfalls froh, dass Sam in Bezug auf Julian nicht locker lässt, weil das für mich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass wir ihn bald wieder in Tree Hill sehen können.

Why wouldn’t you go? – Being alone scares the hell out of you.

Auch Sams Hauptstory um Jack und seine neue Pflegefamilie hat mir sehr gut gefallen, weil die beiden es in dieser Folge geschafft haben, nicht nur mein Humor-, sondern auch mein emotionales Zentrum zu treffen. Ihre besondere Beziehung in diesem Status zwischen Freundschaft und Liebe erinnert mich extrem an Juno und Paulie Bleeker, die mit ihrer linkischen Zuneigung zueinander genauso mein Herz erobert haben wie Jack und Sam. Neben der spröden Art der beiden sorgen vor allem die Szenen mit Victoria dafür, dass die Story um Jacks Abreise nicht zu kitschig wird: allein wie sich beide vor Victoria hinter dem Bett verstecken war wirklich ein Bild für die Götter, ebenso wie Jacks Flucht im Diner und sein anschließendes "How horrible was she?".

Die witzigen und berührenden Momente haben sich im richtigen Maß abgewechselt und der Schluss war wirklich ergreifend – nicht so sehr Jacks Abschied, da ich doch hoffe, dass wir ihn bald wieder sehen, sondern Victoria, die sich liebevoll um Sam kümmert. Schon allein wegen dieser Szene bin ich wirklich geneigt, Victoria gute Absichten zu unterstellen und zu hoffen, dass sie als Pflegegroßmutter ähnlich toll ist wie Dan als Großvater für Jamie.

So this is where all the kids I beat up came from…

Über Nathan und Haley habe ich mich in dieser Folge wirklich köstlich amüsiert, vor allem weil sie sich eben mal nicht sofort einig waren und sich so herrlich angezickt haben wie vermutlich seit der ersten Staffel nicht mehr. Mir gefällt es sowieso sehr gut, dass Nathan nach den recht düsteren Zeiten zumindest der ersten Hälfte der fünften Staffel in der sechsten immer lustiger wird, aber in dieser Folge hat er wirklich einen genialen Spruch nach dem anderen abgelassen! Toll, wie mal wieder angesprochen wird, in was für unterschiedlichen Kreisen die beiden sich bewegt haben und wie unvorstellbar es eigentlich war, dass gerade diese beiden zum konstantesten und liebenswertesten Paar der ganzen Serie werden. Gerade deshalb war es erfrischend, die beiden einmal in einer alltäglichen Meinungsverschiedenheit zu sehen und nicht nur Harmonie pur oder die ganz große Krise. Dass sie sich am Ende wieder vertragen fand ich keineswegs konstruiert, sondern einfach nur authentisch, weil eine so wichtige Angelegenheit wie die Zukunft und Bildung ihres Sohnes eben nicht nur mit witzigen Szenen abzuhandeln ist.

Ich fand es außerdem gut, dass Jamie nicht im Mittelpunkt stand, obwohl sich die Handlung hauptsächlich um ihn gedreht hat. Die wenigen Szenen, die er hatte, konnten deshalb mit dem "süß"-Faktor überzeugen ohne zu nerven, weil sie anderen Storys die Screentime nehmen. Bei den Geschichten um Skills, Miss Lauren und Jamies Verkupplungskünste sowie Nathans Basketball-Ambitionen will ich mal noch abwarten, wie sie sich entwickeln. Bis jetzt stören sie mich noch nicht, haben mich aber auch nicht vollständig überzeugt – wobei ich auf die Konfrontation von Nino und Nathan schon seit #6.16 Screenwriter's Blues gewartet habe und gespannt bin, ob sich die Spannung zwischen den beiden mit dieser Folge erledigt hat oder ob da noch etwas kommt.

We will be the couple that makes a long distance thing work!

Normalerweise kommt das Beste zum Schluss, in dieser Review leider nicht. Mouth und Millie waren der einzige Wermutstropfen in dieser ansonsten tollen und durchweg überzeugenden Folge und das finde ich wirklich schade, weil ich sie zu Beginn der sechsten Staffel noch so süß fand. Aber wie ich schon befürchtet habe, hat die überhastete Versöhnung den beiden als Paar überhaupt nicht gut getan und ich fand alle Szenen der beiden nur langweilig. Sie sehen sich selbst nach den ganzen Problemen, die sie miteinander hatten, nun als bessere Paar-Version, aber dem kann ich zumindest aus Zuschauerperspektive leider überhaupt nicht zustimmen.

Das Besondere an der Beziehung von Mouth und Millie war immer dieser unschuldige Zauber, der nun völlig verflogen ist und sie zu einem Paar werden lässt, deren Probleme mich überhaupt nicht mehr interessieren. Das Thema Fernbeziehung hatten wir bei den beiden schon zur Beginn der Staffel, wo sich die Autoren explizit dagegen entschieden haben, Mouth und Millie geographisch zu trennen. Diese Thematik nun wieder aufzuwärmen kann die Story der beiden nicht retten und so leid es mir um die Charaktere an sich und auch als Paar (in der alten Version) tun würde – vielleicht wäre es besser, wenn sie sich zum Staffelende aus Tree Hill verabschieden würden.

Fazit

Es ist immer ein gutes Anzeichen, wenn ich bei einer "One Tree Hill"-Folge sowohl schallend lachen als auch weinen kann, so auch hier: gute, überzeugende Storylines, schöne Momente, tolle Dialoge – die Folge war so gut, dass mir Julian (fast) nicht gefehlt hat. Aber ich denke, wenn ich statt Mouth und Millie in New York, Julian in L.A. gesehen hätte, wären neun Punkte Pflicht gewesen, so bleibt es dank einer unglaublich langweiligen Storyline bei acht.

Lena Stadelmann - myFanbase

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