Bewertung

Review: #1.22 Frust-Tomaten

Eine Sitcom muss zuallererst eines sein: witzig. Wenn dies einer Folge eines Comedy-Formats gelingt, ist dies schon mal die halbe Miete. Daneben müssen aber auch die Charakter- und Storyentwicklungen stimmen, damit aus einer ganz lustigen, auch eine wirklich gelungene, nachhaltig im Gedächtnis bleibende halbe Stunde Fernsehunterhaltung wird. Bei dieser Folge "New Girl" ist es nun so, dass der humoristische Aspekt wirklich gut gestaltet ist, man häufig lacht, sich somit auch ganz gut unterhalten fühlt. Führt man sich aber mal die Storyentwicklungen vor Augen, so entsteht ein leicht fader Beigeschmack, der diese Folge doch ein ganzes Stück runterzieht. Denn zum wiederholten Male ist es den Autoren nicht gelungen eine Beziehung plausibel zu beenden, sondern es ist wieder so, dass man versucht, mit fadenscheinigen, nicht wirklich plausiblen Argumenten einen Charakter im Vorbeigehen aus der Serie zu entfernen. Das ist in dieser ersten Staffel schon zu oft geschehen und es geschieht auch in dieser Folge wieder. Schade um eine ansonsten recht ordentlich konzipierte Folge, mit einigen wirklich tollen Momenten.

Das bestimmende Thema der Folge sind Leidenschaften. Nick versucht eine Leidenschaft für Tomaten zu entwickeln, die seine Leidenschaft für Frauen dämmen soll. Winston ist leidenschaftlich in seine Freundin Shelby verliebt, was wiederum Nick ziemlich auf die Nerven geht. Schmidt und Cece versuchen die Leidenschaft ein wenig einzudämmen, mit schmerzlichen Folgen, und Jess will in ihrer Beziehung zu Russell mehr leidenschaftliches Verlangen. Russell hat aber erst mal genug von leidenschaftlichen Beziehungen, worauf eine wenig leidenschaftliche Trennung folgt. Es wird also viel von Leidenschaften geredet, wirklich spürbar wird diese aber eigentlich nur bei Schmidt und Cece, die sich endlich ihre Bedeutung füreinander eingestehen, und bei Jess und Nick in einem fulminanten Hinterteil-Battle. Bis man aber zu diesen von Leidenschaft geprägten Momenten kommt, müssen einige erzählerische Stolpersteine überwunden werden, die sich vor allem in der sich auflösenden Beziehung zwischen Jess und Russell befinden.

Es scheint wirklich so, dass die Autoren wenig aus Fehlern der Vergangenheit lernen. War die Trennung zwischen Jess und Paul schon mehr als unbefriedigend und von einer unplausiblen Konstruiertheit geprägt, so wiederholt sich dies in dieser Folge erneut. Es wird eine Story gesponnen, die die Charaktere plötzlich Dinge realisieren lässt, die in diesem Serienkosmos unweigerlich zur Trennung führen müssen. Waren es bei Paul und Jess noch unterschiedliche Gefühlsebenen auf denen sich die Charaktere befanden, so ist dies hier ähnlich. Jess will mehr Leidenschaft, Russell will weniger Leidenschaft. Unüberbrückbare Differenzen also, die zur Trennung führen. Da dieses Problem plötzlich völlig aus dem Nichts auftaucht und weder Jess, noch Russell auch nur ansatzweise versuchen, eine Lösung für diese Differenzen zu finden und für ihre Beziehung kämpfen, ist dieses Beziehungsende erneut eine große Enttäuschung. Es wird erst gar nicht versucht, den Charakter des Russell vernünftig aus der Serie zu schreiben und so wird er auch schon wie Paul einfach gnadenlos und ohne Rücksicht auf Verluste rausgeschrieben. Kein gutes Ende trotz einer Jess, die auf überaus niedliche und herzzerreißende Art und Weise versucht, Konflikte zu lösen.

Weiter geht es mit Nick, seinen Tomaten, Winston und seiner Shelby. Hier ist es wieder Nick, der die komödiantischen Akzente setzt. Wie er aufs brutalste versucht, Tomaten zu züchten und dabei gnadenlos scheitert, ist äußerst unterhaltsam und auch ein wenig tragisch anzusehen. Der arme Nick hatte in dieser ersten Staffel kein wirkliches Frauenglück, ganz im Gegensatz zu Winston, der die Liebe seines Lebens gefunden zu haben scheint, bei der er im Bett Sandwiches essen darf. Winston so glücklich zu sehen, ist natürlich schön, doch seine Beziehung zu Shelby ist weiterhin nicht wirklich gut ausgearbeitet und wird mehr behauptet, als dass sie für den Zuschauer wirklich greifbar ist. Das liegt vor allem daran, dass der Charakter der Shelby weiterhin kein rechtes Profil erhalten hat. Sie ist eben die Freundin von Winston, doch wirklich nennenswerte Charaktereigenschaften hat sie bisher nicht erhalten. Da ist sicherlich noch einiges an Handlungsbedarf.

Die Nick-Story ist da schon weitaus interessanter und wartet sogar mit einer ziemlichen Überraschung auf. Caroline ist wieder zurück und man weiß noch nicht wirklich, was man davon halten soll. Es wirkt schlicht so, als ob sie einfach nur als Hindernis für eine mögliche Jess-Nick-Lovestory installiert wurde, um so ein Staffelfinale mit möglichst viel Sprengstoff zu ermöglichen. Dass Nick und Jess Ross und Rachel aus "New Girl" sind und einander einfach perfekt ergänzen, es aber weiterhin nicht so richtig zu merken scheinen, ist weiterhin überdeutlich und mündet in einer der vielleicht besten und witzigsten Nick-Jess-Momente der ganzen Serie. Wie sie sich heftig streiten und die Funken dabei nur so sprühen, ist pure Leidenschaft und ein Fest für den sich vor Lachen kaum noch halten könnenden Zuschauer.

Vor Lachen kaum halten konnte man sich auch nicht bei Schmidts Date mit Ceces russischer Mitbewohnerin, das nur stattfand, weil Cece und Schmidt sich immer noch nicht ihre wahren Gefühle füreinander eingestehen konnten. Das Spiel mit sprachlichen Missverständnissen wurde hier perfektioniert und gipfelte in brillant-ausgearbeiteten Dialogzeilen. Was auch ein wenig überraschte, war der Umstand, dass man aus einem Penisbruch doch tatsächlich humoristisch noch einiges rausholen kann. Besonders das Liebesgeständnis zwischen Cece und Schmidt in Verbindung mit seinen Schmerzen im Unterleib war eine großartige Synthese aus pubertärem Kicher-Humor und echten Gefühlen. Das muss man auch erstmal so hinkriegen.

Fazit

Die Folge hinterlässt ein zwiespältiges Gefühl: Da wären humoristisch wirklich brillante Momente, die sich aber abwechselten mit richtig schwachen erzählerischen Elementen, mit der sich die Autoren keinen Gefallen getan haben. Eine Folge zum Ablachen also, bei der man schlicht versuchen sollte, sich über das Gute zu freuen und den Rest einfach auszublenden.

Moritz Stock - myFanbase

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