Bewertung

Review: #1.05 Schildkrötenrennen

Die Ereignisse dieser Episode enden mit einer Gruppenverhaftung, doch schon von Anfang an prägt eine Polizeimetapher das Geschehen der Folge:

Good Cop/Bad Cop

Ursprünglich eine polizeiliche Verhörmethode, lässt sich das Prinzip vom guten und vom bösen Bullen auch auf Familien übertragen, in denen ein Elternteil die Autoritätsperson darstellt und der andere Erziehungsberechtigte für die Kinder eher ein Kumpel ist. Es steht nach den bisherigen fünf Episoden außer Frage, dass für Lux ihr Vater Baze der gute und ihre Mutter Cate der böse Bulle ist, doch beide Elternteile gewinnen in dieser Folge einige Einsichten in Bezug auf ihre jeweiligen Rollen.

Cate leidet darunter, der böse Bulle zu sein, der Zuhause sitzt und wartet, während Lux mit Baze und dessen Kumpels über den Jahrmarkt schlendert. Cate interpretiert ihre Rolle jedoch falsch und fühlt sich ungemocht, bis Baze ihr bewusst macht, dass Lux dabei ist, sie wirklich als Mutter zu akzeptieren. Die wenigsten Teenie-Girls wollen mit ihrer Mum abhängen. Baze wiederum verfällt plötzlich selbst in die Rolle des bösen Bullen, als er Lux erwischt, wie sie Alkohol auf ihrer Party ausschenkt, und hat anschließend Angst, wie sein eigener Vater zu werden. Cate macht ihm jedoch klar, dass er nicht versuchen sollte, krampfhaft alles anders zu machen als sein Dad und zu einer Art Gegenkarikatur zu werden. Er muss seinen eigenen Weg finden, ein guter Vater zu sein. Auf Cates Rat hin geht Baze auch einen Schritt auf seinen Dad zu, der diese Geste zunächst abzulehnen scheint, dann aber doch bereit ist, einen netten Abend mit seinem Sohn zu verbringen. Als altmodischer Vater-Typ fällt es Mr. Bazile offensichtlich sehr schwer, seine Gefühle zu zeigen und sich seinem Sohn zu öffnen, doch ein Teil von ihm will dies zumindest versuchen.

So helfen sich Cate und Baze also gegenseitig, ihre jeweilige Elternrolle besser zu verstehen, und teilen einen kurzen, intimen Moment, der sehr starke Ähnlichkeit mit dem Moment hat, den Ryan zuvor beschrieben hatte, als er gefragt wurde, wann es zwischen ihm und Cate das erste Mal richtig gefunkt habe. So langsam kommt das Dreiecksverhältnis in Schwung.

Dass Lux' Versuch, sich mit einer Party bei ihren Mitschülern beliebt zu machen, in einem absoluten Desaster enden würde, war natürlich von Vornherein abzusehen gewesen. Die Partys amerikanischer TV-Teenager enden, das lernen Drehbuchautoren wohl bereits in ihrer ersten Arbeitswoche, grundsätzlich in einem durch Alkoholmissbrauch und Machtspielchen initiierten Chaos. Lux' Mitschüler werden insgesamt noch ätzender – und damit auch klischeehafter - dargestellt als in der Episode zuvor. Die blonde Casey war ja schon von Beginn an ein Miststück, das Lux fertig machen wollte (und es mit den Kopien aus Lux' Akte auch geschafft hat), aber Brynn, mit der Lux dabei war, sich anzufreunden, hätte ich nicht als ganz so fies eingeschätzt. Gut, Lux hat über ihre Herkunft gelogen, aber Brynn greift sie nicht wegen dieser Täuschung an, sondern vor allem wegen ihrer Vergangenheit als Pflegekind. Brynn ist ebenso snobistisch, rücksichtslos und unfair wie Casey.

Den beliebten Highschoolboy Jones, der schon mehrmals erwähnt wurde, lernen wir in dieser Episode auch kennen. Er ist zwar deutlich netter zu Lux als alle anderen, doch er tritt nicht wirklich für sie ein und reagiert überhaupt nicht, wenn Casey und Brynn mal wieder verbal zuschlagen. Es wird sich zeigen, ob in ihm wirklich ein guter Kerl steckt, der vielleicht sogar als Love Interest für Lux in Frage kommt, oder ob es für ihn als einen Sunnyboy, der schon alles hat, nur ein interessantes Spielchen ist, sich mit der als asozial verschrienen Außenseiterin anzufreunden. Da Lux' fester Freund Bug aus Wut und Enttäuschung über deren Versuch, sich in der Highschool-Elite beliebt zu machen, Jones' Auto gestohlen hat und verhaftet wurde, ist das Kapitel Jones sicher noch nicht abgeschlossen.

Fazit

Die Vorhersehbarkeit und der Klischeefaktor störten mich in dieser Episode schon wieder etwas mehr, was hoffentlich kein Trend ist, der sich fortsetzt. Nach wie vor dominieren aber die interessanten, kurzweiligen und sympathischen Momente.

Maret Hosemann - myFanbase

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