Bewertung

Review: #9.24 Der Sturm

Die hochdramatischen Staffelabschlüsse von "Grey's Anatomy", für die es vielleicht irgendwann, wenn die Serie noch ein paar Jahre länger läuft, einen eigenen, im Lexikon erfassten Begriff geben wird, hatten bisher gemeinsam, dass ein Hauptcharakter dabei nie in akuter Gefahr schwebte: Dr. Richard Webber. Er war nicht im Krankenhaus, als der Amoklauf stattfand, und er saß auch nicht in dem Flugzeug, das abgestürzt ist. Somit musste man eigentlich damit rechnen, dass früher oder später ein Finale folgen würde, das ihm zum Verhängnis wird. Nun ist es soweit. Die neunte Staffel endet mit dem Anblick eines am Boden liegenden, mit Verbrennungen übersäten Dr. Webber. Es lässt sich nicht erkennen, ob er noch lebt, so dass wir uns darüber jetzt bis zum Start der neuen Staffel Gedanken machen dürfen.

OP's im Dunkeln

Es gibt diverse Veranstaltungen, die absichtlich in völliger Dunkelheit stattfinden, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu bieten, die anderen Sinne, das Hören, das Fühlen, das Riechen und das Schmecken, intensiver zu erleben. Operationen im Dunkeln werden sich wohl schon aus versicherungstechnischen Gründen niemals durchsetzen, doch vor allem für Cristina, die gezwungen ist, sich auf ihr Gehör zu verlassen, um eine Blutung zu finden, ist es eine sehr intensive Erfahrung, die ihr einmal mehr bewusst macht, wie sehr sie es liebt, zu operieren. Sie findet als Chirurgin Erfüllung und will dies niemals für eine Familie aufgeben oder einschränken. Daher ist sie bereit, sich von Owen zu lösen. Ich bin froh, dass bezüglich dieser Thematik endlich wieder klare Worte gesprochen werden. Diese glückliche Scheidung der beiden konnte nur eine vorübergehende Phase sein, die letztlich keine Antworten geboten hat. Wenn ein Partner definitiv keine Kinder will und der andere wohl, dann spielt es überhaupt keine Rolle, ob man verheiratet ist oder nicht. Das Problem bleibt bestehen und wird sich immer wieder zeigen, zum Beispiel durch eine solche Situation, wie sie Owen mit Ethan erlebt hat.

Bailey Shepherd

Unter den selbstverständlich dramatischsten Umständen bringt Meredith ihren und Dereks Sohn zur Welt. McBaby ist also endlich da - und bekommt den Namen Bailey. Zur besseren Unterscheidung nenne ich den kleinen Bailey einfach immer Baby Bailey, auch wenn das ein wenig wie eine bekannte Käsemarke klingt. Mit dieser Namenswahl hätte ich im Vorfeld nie gerechnet, aber es ist schon eine besondere und interessante Geste, gerade wenn man bedenkt, dass das Verhältnis zwischen Meredith und Bailey zuletzt oft sehr kompliziert war. Baileys kritische, unnachgiebige Einstellung gegenüber Meredith in einigen Situationen, Stichwort Alzheimerstudie, hat mich persönlich sehr gestört, so dass diese Namenswahl fast schon reinigend wirkt.

Explosionsgefahr

Auf ironische Weise ist es passend, dass eine Explosion die nächste Stufe in der komplizierten Beziehung von April und Jackson einläutet, denn wenn es etwas gibt, das ich bei den Szenen zwischen diesen beiden Charakteren derzeit gerne tun würde, dann ist es explodieren. Nachdem Jackson nur knapp und im ziemlich klischeehaften Stile eines Actionhelden der Busexplosion entgangen ist, bittet April ihn, ihr einen Grund zu liefern, Matthew doch nicht zu heiraten. Welchen Grund aber hat April Jackson geliefert, sich für sie (und damit ja auch gegen Stephanie) zu entscheiden? Aprils ständige Klagen wegen ihrer verlorenen Jungfräulichkeit, gepaart mit permanenten Vorwürfen an Jackson, waren am Rande einer Zumutung. Sie hat Jackson immer wieder verletzt und ganz sicher nicht den Eindruck vermittelt, dass sie in der Lage ist, eine vernünftige, reife Beziehung mit ihm zu führen. Gut, früher oder später werden April und Jackson wieder zueinander finden, sofern Serienmacherin Shonda Rhimes nicht völlig aus dem gewohnten Schema ausbricht, was sie wirklich nur sehr selten tut, aber April verdient es nicht, dass es ihr zu leicht gemacht wird. Dem armen Matthew bleibt dabei wohl nur die Finn-Gedächtnis-Rolle des netten, aber chancenlosen Nebenbuhlers.

Liebeserklärung bei schlechtem Wetter

Der fliegende Baum hat die Liebeserklärung von Alex an Jo zwar aufgeschoben, aber nicht aufgehoben. Ungeachtet der Tatsache, dass es wirklich verdammt lange gedauert hat, bis ich erstes Interesse an dem Charakter Jo entwickelt habe, nämlich bis zur vorherigen Folge, und ich sie mir zum Beispiel noch immer nicht als einen Hauptcharakter vorstellen kann, freut es mich für Alex, das er mal wieder Liebesglück erleben darf. So wie Meredith und Cristina Alex quasi als Bruder betrachten, tun wir Zuschauer dies auch: er regt uns oft auf, enttäuscht uns dann und wann, aber lieb haben wir ihn trotzdem. Er gehört einfach zur Familie.

Verlust

Das sehr emotionale, intensive, erschütternde Gespräch zwischen Arizona und Callie, das uns auch noch mal wieder schmerzhaft an den Flugzeugabsturz erinnert, offenbart, dass Arizona tatsächlich immer noch sehr viel Wut ins sich trägt. Sie fühlt sich von Callie zutiefst verraten, weil diese ihr das Bein abgenommen hat, und hat nun sie mit dem Ehebruch verraten. Die Lage zwischen den beiden wirkt plötzlich so schockierend hoffnungslos, das man sich kaum traut, Prognosen für die Zukunft abzugeben. Es ist aber sicher nicht unmöglich, dass solche Probleme, wie sie die beiden haben, durch therapeutische Hilfe gelöst werden. Die Frage ist, wie groß bei beiden die Bereitschaft dazu ist. Allein schon für Sofia sollten sie es aber versuchen.

Fazit

Dies ist nicht das schockierendste Staffelfinale von "Grey's Anatomy" und auch nicht das beste. Es schließt aber eine sehr durchwachsene Staffel solide ab.

Maret Hosemann - myFanbase

Die Serie "Grey's Anatomy - Die jungen Ärzte" ansehen:

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