Bewertung

Review: #5.07 Doppelspiel

Die zweite Hälfte der Staffel beginnt mit einer wieder überaus aktiven Carrie und einer nicht weniger aktiven Allison. Beide wollen die Kontrolle über die Situation haben; Carrie sucht in den Dokumenten nach Antworten und Allison will nicht auffliegen.

"Remember the name Ahmed Nazari, by any chance?"

Carrie stöbert eifrig in den CIA-Unterlagen und folgt einer Spur, die uns zu dem Namen Ahmed Nazari führt. Die Autoren spinnen hier wieder eine Verstrickung nach der anderen zusammen. Carries großer Vorteil ist dabei, dass sie wirklich gut vernetzt ist und überall Leute hat, denen sie vertrauen bzw. zu denen sie Kontakt aufnehmen kann. So sammelt sie nach und nach kleine Puzzleteile ein, die in erster Linie aber eröffnen, dass es doch ein sehr großes Bild wird, dass es zusammen zu setzen gilt. Ich frage mich schon, was in den CIA-Dokumenten steht, dass so wichtig ist, dass die Russen vermeiden wollen, dass Carrie es in die Hand bekommt? Kann sie mehr als andere Leute beim CIA? Hat es gar mit ihr persönlich zu tun? Ich kann mir derzeit noch alle Richtungen vorstellen und bin fast ein wenig enttäuscht, dass diese Episode zwar unglaubliche viele Kleinigkeiten bietet, aber eigentlich nur weitere Fragen aufwirft. Welche Rolle spielt also dieser Nazari genau? Wieso wurde er in Amsterdam eingesammelt, obwohl er ganz unscheinbar mit seinem Hund spazieren geht? War das nur eine Sicherheitsmaßnahme, weil man wusste, dass er verfolgt wird? Mit dem Taxifahrer haben wir jedenfalls mal wieder eine Person, die Carrie ihr Ableben zu verdanken hat. Man kann ihr eben auch nichts abschlagen und möchte gerne helfen. Ein bisschen ist er aber auch selbst schuld. Mit dem Auto am helllichten Tag nur Schritttempo zu fahren, ist schon ziemlich auffällig. Carrie selbst kann ja immerhin entkommen, weiß aber nun wieder nicht, wohin sie soll und wendet sich ausgerechnet an Allison. Das ist ein gelungener Mini-Cliffhanger, aber eigentlich hat mich in der Episode schon gestört, dass man Carries vorgetäuschten Tod hier gar nicht mehr beachtet und sie vollkommen ungeniert quasi auch Laura und Numan sowie eben Allison und auch diverse Angestellte quasi einweiht. Die Idee ist damit also ziemlich schnell verpufft bzw. offenbar gar nicht mehr präsent. Ganz nachvollziehbar ist das nicht, nachdem Quinn sich so dafür eingesetzt hatte. Der Vorsprung ist jetzt jedenfalls aufgebraucht, falls es wirklich einen gab.

"There is only one person Saul would go so far out on a limb for."

Eigentlich gab es ja nur zwei Leute, die von Carries Tod wussten. Ivan und Allison. Letztere ist allerdings von Sauls entschlossenem Handeln überrascht und kombiniert wirklich gut. Allison hat stets den Worst Case im Kopf, wodurch sie auch immer am Rande eines Nervenzusammenbruches steht. Trotzdem kann sie sich dann doch auch wieder schnell in den Griff kriegen und ihre Doppelrolle spielen. Ich finde es aber irgendwie doch etwas zu einfach gelöst, dass Allison mal eben Dar Adal überzeugen und Saul sich dann fast schon wieder frei bewegen kann. Dass es reicht, ihm nur ein kleines bisschen Leine zu geben, damit er sich wieder einen Vorteil verschafft, hätte man sich denken können. Schön, wenn man sich seiner Sache immer zu sicher ist. Dass Saul sich vom israelischen Botschafter helfen lässt, ist ein gelungener Zug. Mir war zwar klar, dass im Aufzug durch die Kamerabetonung der Stockwerke gleich etwas passieren wird, aber die Idee finde ich wirklich gut. Ich hoffe ja, dass Saul schon ahnt, dass Allison die Böse ist. Ihr plötzliches Unwohlsein nach dem doch sehr wichtigen und informativen Gespräch mit Saul war schon sehr auffällig, auch wenn es durch die Angst tatsächlich echt war. Sauls Gespür sollte hier aber aufmerksam geworden sein. Allison hat nun also erst mal nicht so viel davon, dass sie recht hatte. Ihr Bewegungsradius wird eher weiter eingeschränkt. Weit wird sie wohl nicht mehr kommen, oder spielt ihr Carrie versehentlich doch voll in die Karten?

"I thought you could use some coffee."

Neben den beiden wesentlichen Geschichten um Carrie und Allison haben natürlich auch die Männer in der Serie zu tun, auch wenn die teilweise seltsam agieren. Otto Düring war in der Episode beispielsweise sehr zuvorkommend und redselig Carrie gegenüber, sodass man immer wieder das Gefühl hatte, dass er eigentlich mehr will, was glücklicherweise nicht eingetreten ist. Aus meiner Sicht ginge das nämlich gar nicht. Kleine Gesten und Bewegungen mag man noch hin und her deuten, wie man es braucht. Ottos Gespräch mit Jonas allerdings war schon ziemlich seltsam und offenbar eindeutig. Mein Gefühl sagt mir, dass Otto tatsächlich eifersüchtig ist, weil Carrie in Jonas eigentlich den perfekten Mann gefunden hat. Und statt das zu akzeptieren, malt er jetzt Jonas gegenüber den Teufel an die Wand und bezeichnet sie gar als Fehleinstellung. Hat Düring noch mehr solcher Seiten? Ich könnte mir vorstellen, dass auch Düring nur ein doppeltes Spiel spielt. Auch hier findet sich also ein Grund, sich auf die nächste Folge zu freuen, solange Otto weiterhin eher schlecht als recht Carrie gegenüber Avancen macht und diese es gar nicht bemerkt.

"Now they gonna die like dogs in the desert!"

Quinn kommt in dieser Episode natürlich auch vor und seine Rolle ist fast schon zu absurd um wahr zu sein. Da ist er kurz vorm Ableben, wird von Dschihadisten gerettet, hält sie durch einen Nebensatz davon ab, in Berlin einen Anschlag zu verüben und soll sie nun nach Syrien bringen, wo man ihn eventuell direkt in die Arme einer kaum zu erreichenden Zielperson treibt. Zufälle gibt es, die gibt es gar nicht. Man hatte fast den Eindruck, dass auch Dar Adal sich ein Lachen nicht verkneifen kann. Quinn wird die Chance natürlich ergreifen und spielt seine Rolle als unnahbarer Nichtspion ziemlich gut. Er macht die Regeln und kann it seiner Entschlossenheit die kleine Horde Reisewilliger offenbar ganz gut unter Kontrolle halten. Was mir an der Storyline allerdings fehlt, ist de Bezug zur eigentlichen Geschichte. Quinn und Carrie haben sich zu weit entfernt. Es ist noch nicht klar, wo die Reise von Quinn hinführen soll.

Fazit

Es gibt wieder viele Fragen, ein paar seltsame Momente und vor allem viel Carrie und Allison in dieser Episode. Für sich genommen, wirken manche Situationen oder Handlungen der Charaktere etwas plump, doch vielleicht sind das ja auch alles nur Vorzeichen für Ereignisse, Entscheidungen oder Enwicklungen in den nächsten Episoden. Für sich gesehen sind es also nur sechs Punkte, aber vielleicht hat die Episode noch mehr positive Effekte auf den Rest der Staffel.

Emil Groth – myFanbase

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