Bewertung
Ol Parker

Ticket ins Paradies

Foto: Ticket ins Paradies - Copyright: Universal Studios. Alle Rechte vorbehalten.
Ticket ins Paradies
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Inhalt

David (George Clooney) und Georgia (Julia Roberts) kennen sich seit 25 Jahren und haben eine Tochter namens Lily (Kaitlyn Dever), doch das ist auch alles, was sie noch gemeinsam haben, denn ansonsten können sie sich nicht ausstehen. Als Lily nach ihrem Collegeabschluss mit ihrer besten Freundin Wren (Billie Lourd) nach Bali reist, verliebt sie sich dort Hals über Kopf in den Einheimischen Gede (Maxime Bouttier). Einen Monat später trudelt bei David und Georgia eine Hochzeitseinladung ein und plötzlich sind sie sich einig: diese Hochzeit müssen sie verhindern. Doch während sie glauben, für Lily einen großen Fehler verhindern zu müssen, müssen sie sich der Frage stellen, ob sie überhaupt füreinander ein Fehler waren.

Kritik

Rund um die Promotion des Films "Ticket ins Paradies" ist viel darüber berichtet worden, dass der Film in Queensland, Australien statt in Bali gedreht wurde. Australien galt zu den Hochzeiten der Pandemie als sicherer Hafen, weswegen viele Produktionen dorthin verlegt wurden. Während die Clooneys als gesamte Familie anreisten, war Roberts zunächst ohne familiäre Unterstützung vor Ort. Da die beiden langjährige Freunde sind, ist sie wie selbstverständlich dort aufgenommen worden, um sich nicht so alleine zu fühlen. Die enge Verbindung zwischen den beiden bemerkt man auf dem Bildschirm wirklich deutlich. Clooney und Roberts haben schon in den ersten beiden "Ocean's"-Teilen ein Ex-Paar gespielt, sie kennen sich damit also schon aus, aber viel wichtiger ist wohl, dass sie sich privat und im Job so gut gehen, dass vor der Kamera etwas Besonderes erzeugt werden konnte. So hatte ich beispielsweise bei der wilden Partyszene das Gefühl, dass an den absurdesten Stellen einfach das genommen wurde, was gar nicht im Drehbuch stand, wo die beiden aber den Spaß ihres Lebens miteinander hatten. So kamen die Szenen auf jeden Fall für mich rüber, weil der Spaß so authentisch wirkte. Mit diesem Aspekt im Hinterkopf kann ich auch ein erstes Zwischenfazit ziehen: ohne Roberts und Clooney in diesen Rollen wäre der Film um ein Vielfaches öder geworden.

Georgia und David verwickeln sich immer und immer wieder in verbale Schlagabtäusche, was bei solch profilierten Schauspieler*innen durchaus eine große Freude ist, was aber dennoch irgendwann auch anstrengend wirkt. Zwar kann man schnell sagen, wenn man sich ständig so sehr verletzen will, dann muss man sich im Grunde sehr, sehr viel bedeuten, aber diese beiden kommen erst sehr spät an den Punkt, auch weil es für sie zu sehr in Fleisch und Blut übergegangen ist. Hier hätte "Ticket ins Paradies" besser früher den Absprung gefunden, denn am Ende wirkte das Happy End so etwas übereilt. Auch wenn nie in Frage stand, dass die beiden sich lieben, fehlte am Ende der konkrete Punkt, wo es für alle klar Klick gemacht hat. Georgia war auch zu lange mit ihrem Liebhaber Paul (Lucas Bravo) beschäftigt, obwohl Lily da schon längst eine entsprechende Ansage gemacht hatte. Da hätte für mich auch gepasst, dass Lily auch gepfefferte Worte für ihre Eltern parat hat, aber in deren Beziehung hat sie sich überraschend wenig eingemischt. Insgesamt würde ich sagen, dass aber definitiv die Rollen vertauscht waren: die älteren haben sich wie Kinder verhalten und die eigentlichen 'Kinder' haben der Handlung zwischendurch eine dringend benötigte ruhige Tiefsinnigkeit gegeben.

Dever bewundere ich ohnehin schon länger als Schauspielerin, aber auch Maxime Bouttier als Gede hat mich sehr positiv überrascht. Ihn kannte ich bislang nicht und ich bin froh, dass seine Rolle hier nicht als oberflächlicher Herzensbrecher angelegt war, sondern dass man gleich merkte, dass die beiden sich auf einer menschlichen Ebene attraktiv fanden. So hatte man eben auch hier noch einmal ein Gegengewicht zu Georgia und David. Wobei ich damit nicht behaupten will, dass es bei ihnen zu sehr körperlich war, denn gerade Davids Gespräch mit Wren über das Haus am See hat das völlige Gegenteil betont und dennoch wurde genauso deutlich, dass sie sich an oberflächlichen Punkten entzweit haben. Bei Lily und Gede scheint die Ausgangslage dennoch anders, denn sie hat bislang ein Leben ganz nach den Vorstellungen ihrer Eltern geführt und ihren Collegeabschluss als Juristin gemacht, um nun zu merken, dass es sie innerlich nicht ausfüllt. Hier merkt man deutlich eine Reife, die beweist, dass sie ihr Glück nicht an äußeren Faktoren festmacht, sondern nur an dem, was ihr wichtig ist und das ist ein wichtiger Schlüssel zur persönlichen Zufriedenheit. Gede hat sie in dieser Sichtweise mit seiner Art bestärkt und ich fand es auch abseits des Miteinanders der beiden wichtig, wie er auch mit Lilys Eltern, speziell mit David, umgegangen ist. Er hat sie früh durchschaut und dennoch will er nicht unnötig intervenieren, weil er eben weiß, dass die Eltern ihre Tochter über alles lieben. Deswegen mochte ich diese beiden jungen Menschen, die dennoch so viel reifer wirkten, auch echt gerne. In dieser Alterskategorie fand ich nur Wren ziemlich überflüssig. Billie Lourd ist schließlich auch nicht irgendwer, sondern hat sich durch "Scream Queens", "American Horror Story" und anderen Produktionen schon längst als Schauspielerin bewiesen, die herausstechende Figuren sehr gut zu meistern weiß. Wren ist aber einfach austauschbar und wenn man ihre Szenen gänzlich rausgeschnitten hätte, hätte dem Film nichts gefehlt. Aber das liegt sicherlich nicht an Lourd selbst, sondern an dem, was das Drehbuch für Wren vorgesehen hat, denn das war quasi nichts.

Der Inhalt des Films ist an sich wenig anspruchsvoll, insgesamt würde ich das Drehbuch fast schon als langweilig bezeichnen. Die einzelnen Szenen sind eher kürzer, speziell wenn es für Georgia und David gen Bali geht, um dort möglichst viel Klamauk aneinanderzureihen. Der Film wirkt so aber nicht hektisch, sondern das Tempo überbrückt die Schwächen des Drehbuchs so ganz gut, weil es eben ständig etwas Neues zu entdecken gibt. Die Qualität des Klamauks ist unterschiedlich. Das Trinkspielchen gehört meiner Meinung nach zu den stärksten Momenten, weil es wie eine Situation wirkte, in der alle innerlich loslassen konnte. Auch wenn Lily alles furchtbar peinlich war, gleichzeitig wird auch sie geahnt haben, wie wichtig diese Entwicklung war, damit sich ihr Verlobter und ihre Eltern besser kennenlernen. Völlig absurd war dagegen der Moment mit dem Delfin. In eine eigentlich schöne Situation hinein, wo Mensch und Tier einträchtig beieinander sind, muss das alles mit einem Biss bei David zerstört werden. Ich bin aber dennoch froh, dass der Humor zwar in die Begegnungen mit Gedes Familie hineingenommen wurde, dass es aber da nicht ins Lächerliche gezogen wurde. Der Film ist nämlich bemüht, einige balinesische Traditionen einpflegen zu lassen und es ist gut, dass das so stehen gelassen wird und dass vor allem Lily als Figur auch sehr bemüht ist, an der Stelle eingebunden zu werden und über Gedes Kultur zu lernen.

Fazit

"Ticket ins Paradies" hat ein doch sehr durchschnittliches Drehbuch, das weder besonders innovativ noch besonders lustig ist. Mit dem Casting von George Clooney und Julia Roberts wird die Komödie aber durchaus gerettet, weil man hier zwei Schauspielgrößen zusehen kann, die richtig Spaß an ihrem Wirken haben. Aber auch die jüngere Riege will ich nicht außen vorlassen, da sie oft das benötigte Gegengewicht darstellten. Das zeigt, wie viel besser der Film hätte sein können, wenn das Drehbuch nicht so flach geblieben wäre.

Lena Donth - myFanbase
29.11.2022

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