Bewertung
Josh Boone

The New Mutants

Foto: Copyright: 2021 20th Century Studios. © 2021 MARVEL
© 2021 20th Century Studios. © 2021 MARVEL

Inhalt

Rahne (Maisie Williams), Illyana (Anya Taylor-Joy), Sam (Charlie Heaton) und Roberto (Henry Zaga) leben bereits länger unter der strengen Überwachung von Dr. Reyes (Alice Braga) in einem isolierten Krankenhaus, um ihre Kräfte als junge Mutanten im Auge zu behalten. Als die indigene Dani (Blu Hunt) als Fünfte hinzukommt, deren Kräfte aber noch nicht entdeckt sind, fühlt sie sich dort wie eine Gefangene, während sie den Verlust ihres Vaters zu verarbeiten sucht. Zudem häufen sich mysteriöse Vorfälle, die alle Jugendlichen an den Rand ihrer Kräfte treiben. Letztlich kommt ans Licht, was es wirklich mit dem Projekt von Reyes auf sich hat und die Mutanten müssen zusammenhalten, um einen Weg in die Freiheit zu finden.

Kritik

Es ist noch gar nicht so lange her, dass die "X-Men"-Reihe ein wahres Aushängeschild von Marvel war und regelmäßig mit die erfolgreichsten Blockbuster eines Kinojahres bildete. Doch seit den Erfolgen von MCU sind die X-Men deutlich ins Hintertreffen geraten. Schon im vorletzten Jahr ist es mit "X-Men: Dark Phoenix" schon sehr spärlich gelaufen, obwohl altbekannte Figuren und Schauspieler involviert waren. Ausgerechnet im Jahr 2020 also, wo es wegen Corona kein einziger Film, bei dem die Veröffentlichung gewagt wurde, wirklich leicht hatte, ist also "The New Mutants" auf den Markt gekommen. Mit Maisie Williams ("Game of Thrones") und Anya Taylor-Joy ("Das Damengambit") hat man auch zwei Jungschauspielerinnen gewinnen können, die definitiv schon einen Namen für sich gemacht haben. Gelingt es damit, völlig neue Figuren in die Welt der X-Men einzuführen?

Ich habe mich mit "The New Mutants" sehr schwer getan, denn hier treffen Erwartungen und Realität einfach brutal aufeinander. Die "X-Men"-Reihe war noch nie so spaßig wie das MCU angelegt und dennoch habe ich die Filme nie als erdrückend empfunden. Trotz vieler Rückschläge wurde immer ein Stück Hoffnung vermittelt. "The New Mutants" ist aber fast schon ein Horrorfilm für mich, den ich mir zum Glück nicht am späten Abend angeschaut habe. Das war natürlich eine Folge von den dargestellten Fähigkeiten, die die Mutanten in ihrer Kombination haben, aber gerade angesichts des Casts, der Jugendliche darstellen soll, fand ich den Film für die angepeilte Zielgruppe zu heftig.

Der Film hatte durchaus seine intelligenten Momente, wenn er einige der dargestellten Mutantenfähigkeiten so lange wie möglich verschleiert, denn so hat es tatsächlich einen gut gemachten Überraschungseffekt gegeben. Jedoch hat dieser Kniff mit dazu beigetragen, dass sowohl die Welt als auch die Charaktere durch die Bank ein Mysterium geblieben sind. Selbst am Ende des Films ist es für den Zuschauer schwer zu beschreiben, was genau die Absichten von Dr. Reyes waren, wofür sie steht und ob sie nur ferngesteuert oder doch eine eigene Persönlichkeit war? Nicht viel besser sieht es mit den Mutanten aus, die ansonsten für die Helden der Geschichte stehen. Sie bleiben aber austauschbare Jugendliche, bei denen jeweils ein Trauma nahegelegt wird, ohne dafür aber in die Tiefe zu gehen. Gerade in einem engen Setting wie dem isolierten Krankenhaus wäre es grandios möglich gewesen, wertvolle Charakterarbeit zu leisten, um den Zuschauer an die neuen Figuren zu binden. Doch der Film hatte sich offenbar eine andere Prämisse ausgeguckt, nämlich zig Horrorelemente aneinanderzureihen und Entwicklungen zu lange mit idiotischen Konflikten untereinander aufzuhalten. Da ist es ein Tropfen auf heißem Stein, dass eine lesbische Liebe dargestellt wird, denn diese kann sich in dieser Stilistik nicht glaubwürdig entfalten.

Erst am Ende, wenn alle Karten auf dem Tisch liegen und die Mutanten endlich erkennen, dass es nur zusammen gehen kann, entsteht wieder das Gefühl dieser Filmreihe, das ich mir viel früher herbeigewünscht habe. So kommen die Actionszenen am Ende wie Effekthascherei rüber, um zumindest ein Mindestmaß an dem Material zu bringen, was sich offenbar für die X-Men gehört. Die letzte Szene drückt zwar einen möglichen Neubeginn aus, denn ab hier ist durch einen Settingwechsel alles möglich; vielleicht sogar eine Verwebung mit anderen, bereits bekannten Mutanten. Aber ich bezweifle, dass man sich mit "The New Mutants" einen Gefallen getan hat, um das Interesse zu wecken, diesen nächsten Schritt mit den neuen Mutanten gehen zu wollen. Dafür war die Inszenierung in der Gesamtsicht zu nichtssagend.

Fazit

Ob "The New Mutants" wirklich eine neue Generation innerhalb der X-Men einführen kann? Ich wage es zu bezweifeln, denn dafür ist keine neue Welt geschaffen worden, die einen unbedingten Reiz auslöst. Trotz talentierter Schauspieler ist es zudem nicht gelungen, vielversprechende neue Mutanten zu schaffen. Stattdessen ist ein Horrorfilm entstanden, der kaum etwas von dem heraufbeschwört, was man mit der "X-Men"-Reihe verbindet.

Lena Donth - myFanbase
20.01.2021

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