Bewertung
Martin Wood

Alles Gute kommt von oben

Foto: Kat Graham & Alexander Ludwig, Alles Gute kommt von oben - Copyright: 2020 Netflix, Inc.; Ricardo Hubbs/Netflix
Kat Graham & Alexander Ludwig, Alles Gute kommt von oben
© 2020 Netflix, Inc.; Ricardo Hubbs/Netflix

Inhalt

Erica (Katerina Graham), Angestellte von der Kongressabgeordneten Bradford (Virginia Madsen), geht der Familie an Weihnachten nur zu gerne aus dem Weg und reist daher für ihre Chefin zu einer Air Force Base nach Guam. Dort bekommt sie Captain Andrew Jantz (Alexander Ludwig) zugeteilt, der sie rumführen soll, doch schnell geraten sie aneinander, denn alle auf der Basis wissen, dass darüber entschieden werden soll, ob die militärische Basis geschlossen wird. Doch in der Hinterhand haben sie eine Weihnachtsaktion für die benachbarten Inseln, die daran erinnert, wofür Weihnachten eigentlich steht.

Kritik

"Alles Gute kommt von oben" beruht auf einer wahren Begebenheit, denn seit 1952 sorgt die Air Force dafür, dass in der Vorweihnachtszeit auf den abgelegenen Inseln von Mikronesien Kisten mit Gütern wie Nahrung, Medikamente, Schulsachen, Spielzeug etc. abgeworfen werden, um den abgeschieden lebenden Bevölkerungen eine Freude zu bereiten. Damit ist das die längste laufende humanitäre Aktion der Air Force. Sie startet stets von Guam aus, wo auch die lokale Bevölkerung stets unterstützend zur Seite steht. Diesen ernsten und hoffnungsvollen Hintergrund merkt man dem Film zu jedem Zeitpunkt an. Es ist zwar auch jede Menge Humor verpackt und es wird natürlich eine Liebesgeschichte erzählt, aber der sogenannten 'Operation Christmas Drop' wird definitiv die zentrale Erzählzeit eingeräumt. Man hat als Zuschauer deutlich gemerkt, dass sich um eine authentische Darstellung bemüht wurde, so dass eine tiefe Würdigung für diese besondere Aktion entstanden ist. Zur Authentizität hat sicherlich auch beigetragen, dass tatsächlich auf Guam gedreht wurde und die heimische Bevölkerung eine wichtige Rolle einnehmen durfte. Nachdem es im letzten Jahr mit "Weihnachten in der Wildnis" bei Netflix nach Afrika ging, geht es diesmal auf die tropische Insel Guam und auch die hier dargestellte besondere Version von Weihnachten hat mir gut gefallen.

Netflix hat sich definitiv in den letzten Jahren ein Portfolio an Schauspielern zusammengestellt, die offenbar besonders gut für Weihnachtsfilme geeignet sind. Neben Stars wie Rose McIver ("A Christmas Prince" und alle Nachfolger) und Vanessa Hudgens ("Prinzessinnentausch" und "The Knight Before Christmas") ist das offenbar auch die aus "Vampire Diaries" bekannte Kat Graham, die bereits in "The Holiday Calendar" beteiligt war. Aber kritisch sehe ich das überhaupt nicht, weil Graham ähnlich wie Hudgens so eine bestimmte sanfte Persönlichkeit hat, die hervorragend in so einen Film passt. Zwar soll sie zunächst eher streng daherkommen, aber letztlich kommt genau das durch, was sie bereits als Bonnie Bennett immer verkörpert hat. Meine positive Überraschung war aber tatsächlich Ludwig als Andrew. Ich kenne ihn bisher eher actionlastig, einmal aus "Die Tribute von Panem - The Hunger Games" und zum anderen aus "Vikings" und gerade in der historischen Serie muss er doch oft sehr hart und unbarmherzig gucken, was mit seinen markanten Gesichtskonturen auch wunderbar klappt, aber ihn in "Alles Gute kommt von oben" mal so losgelöst zu erleben, hat mir unheimlich gefallen. Seine nächste Rolle ist in dem Wrestling-Drama "Heels" an der Seite von Stephen Amell angekündigt, wo es sicherlich auch wieder rauer zugehen wird, aber ich hätte nichts gegen einen weiteren Karriereweg bei romantischen Komödien. Zumal wenn die Chemie zwischen beiden Hauptdarstellern dann auch so harmonisch ist wie es bei Graham und Ludwig hier der Fall war.

Ich fand den Film auch sehr schön gewichtet. Natürlich soll "Alles Gute kommt von oben" vor allem durch die Liebesgeschichte sein Publikum anziehen, aber dennoch wurde sowohl die humanitäre Aktion als auch die wohldosierte Kritik an Politik weltweit gleichberechtigt untergebracht. Schon lange ist in vielen Ländern ein großer Kritikpunkt, dass die Oberen eine Politik an den Menschen vorbei gestaltet, denn im Grund ist alles an den Finanzen untergeordnet, damit auch ja nur jedes Jahr die Weltwirtschaft wächst. Ohne viel Pathos, sondern mit schönen, zu Herzen gehenden Momenten, ist das Thema aufgegriffen worden. Wenn es letztlich ein Happy End gibt, fragt man sich als Zuschauer natürlich schon, ob es diese Art von Umdenken tatsächlich noch gibt, aber es war ja nicht so, dass ein komplettes Weltbild verschoben wurde, weswegen dieses kleine bisschen Kitsch dann doch passte.

Die Liebesgeschichte hat als Folge aus dem Abschnitt davor ebenso wunderbar funktioniert, weil sie nicht völlig im Mittelpunkt stand. Dadurch war nicht viel Platz für zu bedienende Klischees, keine Zeit für Säuseleien ohne Ende, sondern für eine mitreißende Annäherung zwischen Mann und Frau. Zwischen Erica und Andrew ist zunächst vor allem viel Skepsis, was in spannungsreiche Wortduelle resultiert. Dabei hat mir vor allem gefallen, dass beide Figuren sich auf absoluter Augenhöhe begegnet sind. Beide haben ihre Stärken und Schwächen und die wurden immer wieder gegeneinander ausgespielt, so dass sich absolute Gleichberechtigung ergeben hat, die in romantischen Komödien nicht unbedingt selbstverständlich ist. Nach und nach nimmt das Schicksal natürlich seinen Lauf, denn die Vorurteile weichen echter Sympathie. Die romantischen Momente mehren sich, aber in einem solch wohltuenden Maße, dass ich bereits während des Schauens oft freudig geseufzt habe.

Fazit

"Alles Gute kommt von oben" ist der erste reine und eigenproduzierte Weihnachtsfilm des Jahres 2020 bei Netflix und er gibt qualitativ definitiv vor, woran die Latte dieses Jahr zu messen ist. Mit Guam hat man ein wunderbares tropisches Setting, mit Graham und Ludwig tolle Schauspieler mit Chemie und mit Operation Christmas Drop eine wahre Begebenheit, die definitiv einen solchen Wohlfühlfilm verdient hat.

Lena Donth - myFanbase
07.11.2020

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