Bewertung
Marc Forster

Christopher Robin

"Was ich am liebsten mache ist Nichtstun."

Foto: Copyright: Walt Disney Studios Home Entertainment Germany
© Walt Disney Studios Home Entertainment Germany

Inhalt

Jahrzehnte nachdem Christopher Robin (Ewan McGregor) sich aus dem Hundertmorgenwald verabschiedet hat, treffen seine reale Welt in London und seine magische Welt aus Kindertagen aufeinander. Doch was macht Winnie Puuh in London und wo sind Christopher Robins andere Gefährten I-Aah, Ferkel, Tigger und Ruh? Vollkommen gestresst und überarbeitet begibt sich Christopher Robin in dieser modernen Verfilmung auf eine Reise zurück in den Hundertmorgenwald und erlebt ein unerwartetes Abenteuer.

Kritik

Wer hat die Bücher über den kleinen, von Honig besessenen Kuschelbären Winnie Puuh, seine zwei- und vierbeinigen Freunde und Christopher Robin, nicht geliebt. Nach einigen Zeichentrickadaptionen (zuletzt 2011), folgt hier ein Liveactionfilm mit Ewan McGregor, dem sicherlich nicht Wenige mit etwas Skepsis entgegenblickten. Eine Geschichte der Kindheitshelden, aber mit einem erwachsenen Christopher Robin?

Der Film beginnt mit einem Blättern in den Seiten der original Winnie Puuh Geschichten, und schnell wird klar – die Filmemacher haben die Essenz von Winnie Puuh verstanden, und sind keineswegs darauf aus, die Geschichte oder den Grundton der von A. A. Milne erschaffenen Charaktere zu revolutionieren. Und doch ist es ein trauriger Tag: Christopher Robin muss den Hundertmorgenwald, so scheint es zumindest, für immer verlassen. Zum Abschied wird natürlich eine Feier veranstaltet, auf der Tigger rumspringt, Ferkel sich fragt, wann es endlich Kuchen gibt und I-Aah standesgemäß furchtbar depressiv ist. Als Christopher Robins tierische Freunde aus ihrem Essenskoma wieder aufwachen, ist ihr treuer menschlicher Begleiter fort.

In der Gegenwart ist aus Christopher Robin ein erfolgreicher Geschäftsmann geworden, der mit seiner wundervollen Frau Evelyn (Hayley Atwell) und seiner Tochter Madeline (Bronte Carmichael) in London wohnt. Aus seiner Zeit im Hundertmorgenwald ist nur noch eine kleine Kiste übriggeblieben, mit Zeichnungen seiner plüschigen Freunde. Durch die Szenen, die dem Zuschauer aus Christopher Robins Leben gezeigt werden, wird sehr schnell klar, welches Narrativ im Film verfolgt wird. Der Junge, der in seiner Kindheit soviel Fantasie und Magie sein Eigen nannte, hat dies durch das Erwachsenwerden verloren – als ihm nun droht, seine Familie auf Grund seiner kontinuierlichen Überarbeitung zu verlieren, nicht zuletzt herbeigeführt durch seinen Chef Giles Winslow (Mark Gatiss) – wird ein "blast from the past" dafür sorgen, dass dies nicht eintritt.

Disneyfilme sind nicht selten vorhersehbar, das Happy End eigentlich immer ein fest verankertes Element. Dieser Fakt, oder zumindest die Prämisse hierfür, könnte den Zuschauer durchaus dazu bringen, nicht richtig in die Geschichte eintauchen zu können. Aber Marc Forster gelingt es mit "Christopher Robin", nicht zuletzt auch mit Hilfe der zentralen, liebgewonnenen Plüschfiguren, dass der Film keineswegs langweilig, sondern eher ein Aufruf dazu ist, das Leben manchmal einfach leben zu lassen. In einer, für den Hundertmorgenwald, atemberaubenden Suche nach Winnie Puuhs Freunden, die er verloren glaubt, findet Christopher Robin nicht nur I-Aah, Ferkel, Tigger und Ruh wieder, sondern auch den Teil seines Lebens, den er vor so vielen Jahren zurückließ.

Der ganze Film wird immer wieder durch einen Erzähler unterbrochen, der mit Hilfe von den schon zu Beginn eingesetzten Buchseiten, die Geschichte illustriert und gewisse Handlungsstränge beschleunigt, so dass der zentrale Fokuspunkt im Film durchweg auf Winnie Puuh und Christopher Robin liegt. Dieser Fokus im Film macht "Christopher Robin" zu dem was er ist – ein Film, der eine Pause vom Alltag bietet, ohne das große Ganze aus dem Blick zu verlieren.

Fazit

"Christopher Robin" ist keine herausragende Neuigkeit, aber eine wundervolle Interpretation der Bücher von A. A. Milne und ein wenig kitschiger, typischer Disney Film, der zum Träumen einlädt. Ein perfekter Film für Tage, an denen man einfach ein bisschen Hoffnung braucht, um dann die Welt mit anderen Augen zu sehen, wenn auch nur für einen Moment.

Jeanne Plaumann - myFanbase
14.11.2018

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