Bewertung
James Ponsoldt

Circle, The

"Knowing is good, but knowing everything is better."

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Inhalt

Dank ihrer Freundin Annie (Karen Gillan) erhält Mae (Emma Watson) einen neuen Job bei der Firma "Circle", der ihr Leben verändert. Nicht nur, dass sie nun bei einem angesagten Unternehmen mit bester Ausstattung arbeitet, ihr Arbeitgeber kümmert sich um sie. Es gibt umfangreiche Freizeitangebote auf dem Campus, sie wird medizinisch überwacht und auch ihr Privatleben soll sie möglichst mit anderen "Circlern" teilen, damit jeder davon profitieren kann. Selbst Maes kranker Vater wird über Mae versichert, sodass eine teure Behandlung möglich ist. Zunächst hat Mae Schwierigkeiten, sich an alles zu gewöhnen und den Anforderungen gerecht zu werden. Doch von Tag zu Tag lässt sie sich mehr davon überzeugen, wie wichtig es ist, sich mitzuteilen und Transparenz zu zeigen. Nach einem Ausflug mit dem Kanu, bei dem sie fast ihr Leben lässt, lernt sie den Chef der Firma Eamon Bailey (Tom Hanks) kennen und ist dann noch überzeugter, sodass sie zum gefeierten Vorbild in der Firma wird und vollständige Transparenz vorlebt. Doch das bringt auch Probleme mit sich, die ihr ehemaliger Freund Mercer (Ellar Coltrane), der der Digitalisierung schon immer skeptisch gegenüber stand, anprangert und dann ungewollt selbst zu spüren bekommt. Und auch unter den Circlern gibt es Vorbehalte. So trifft Mae auf den geheimnisvollen Ty (John Boyega), der sich auch so seine Gedanken über den "Circle" macht.

Kritik

Als ich vor einem Jahr den Roman gelesen habe, konnte ich nicht behaupten, dass ich ihn vor Spannung nicht mehr aus der Hand legen konnte. Nein, es war unkomplizierte Literatur, dessen Thema mich neugierig machte und in bestimmten Phasen immer wieder fesselte. Aus dieser Perspektive kann man sagen, dass der FIlm den Roman bestens umgesetzt hat, denn hier geht es mir genauso. "The Circle" reißt einem nicht vom Hocker, man wird nicht vor Bildgewalt in den Sessel gepresst und fiebert nicht mit SPannung dem Ende entgegen. Man ist aber fortwährend neugierig, was diese von Dave Eggers gezeichnete Welt noch auf Lager hat.

So sind es dann entsprechend einzelne Szenen, die zu begeistern wissen. Im Prinzip bekommt man Highlights aus dem Buch szenisch umgesetzt und bei mir haben meine eigenen Vorstellungen und die nun präsentierten Bilder eine hohe Schnittmenge, weshalb mir der Film durchaus Freude bereitete. Wenn Mae ihren Arbeitsplatz eingerichtet bekommt, an drei Monitoren gleichzeitig arbeitet und dann angezählt wird, weil sie ihr Social Media Profil noch nicht pflegt, dann ahnt man, welches Ausmaß die Digitalisierung schon genommen hat und welche Einflüsse hier existieren. Leider wird man im Film vor vollendete Tatsachen gestellt. Die Buchvorlage hat hier die Möglichkeit, den Entwicklungsprozess deutlicher zu machen, weil Mae ursprünglich erst mit einem Monitor startet und es fast täglich Neuerungen gibt. Hat man dieses Wissen im Hinterkopf, erfreut man sich einfach an einzelnen Umsetzungen und die szenischen Highlights. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass man ohne die Buchkenntnis viel weniger Freude daran hat.

Ich konnte das Buch wieder aufleben lassen, welches thematisch hochinteressant ist. Mae ist eine junge, neugierige und naive Person (also wie 90% dieser Generation), die zunächst überfordert ist von all den Eindrücken. Ebenso lässt sich sich aber beeindrucken von den technischen Möglichkeiten und den Hype, den der Campus mit sich bringt. Man kümmert sich um sie, alles passiert zu ihrem Besten. So wird Mae immer stärker überzeugt, bis sie schließlich selbst eine Wortführerin wird und das Konzept schon weiter denkt als die Chefetage. Die Skepsis wird leider nur angerissen und so wird hier Potenzial verschenkt, statt dem Zuschauer durchaus noch mehr zum Nachdenken mitzugeben.

Ich finde übrigens, dass Tom Hanks als charismatische Wortführer vom "The Circle" eine perfekte Besetzung ist. Er hat es so nachvollziehbar darstellen können, dass man ihm im Hörsaal wirklich alles als Vorteil und gute Idee abkauft. Eventuell funktioniert das aber im Originalton besser, denn im deutschen Trailer imponierte mir sein Ausschnitt deutlich weniger.

In Berlin ist Dave Eggers Roman für den Leistungskurs Englisch derzeit auf dem Lehrplan. Das wertet den Film nicht auf, macht aber vielleicht deutlich, wie man den Roman und den Film betrachten muss. Es ist kein Meisterwerk, aber die Geschichte liefert viele Impulse, über die man diskutieren kann. Überwachung, Transparanz, Datennutzung... alles, was mit der Digitalisierung einher geht, ist hier zu finden. Darüber nachdenken muss man aber alleine. "The Circle" liefert keine Lösung sondern nur ein Abbild einer fiktiven Gesellschaft, die viel zu nah dran ist an der unsrigen. Dafür lohnt sich der Film. Allerdings reicht das auch in ein paar Monaten Zuhause auf DVD, dann kann man auch mal auf Pause drücken und schauen, was die ganzen Follower von Mae alles schreiben.

Fazit

Sicherlich ist "The Circle" kein grandioser Film geworden, wobei das durchaus auch an der Romanvorlage liegt, da man für die Verfilmung keinen neuen Schwerpunkt gesetzt hat. Der Film hat seine Stärken auf der thematischen Ebene. Es wird eine Welt gezeichnet, die in dieser konsequenten Umsetzung Angst macht, vor allem, weil man ahnt, dass die Realität näher dran ist, als einem lieb sein kann.

Emil Groth - myFanbase
26.08.2017

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