Bewertung
Lone Scherfig

Riot Club, The

Filthy. Rich. Spoiled. Rotten.

Foto: Copyright: 2014 PROKINO
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Inhalt

Alistair (Sam Claflin) und Miles (Max Irons) stammen beide aus der britischen Oberschicht und beginnen zum selben Zeitpunkt ihr Studium an der renommierten Oxford-University. Trotz der ähnlichen Herkunft könnten beide nicht unterschiedlicher sein und vor allem der konservative Alistair lässt den weltoffenen Miles sein Unbehagen ihm gegenüber spüren. Durch Zufall werden jedoch beide, unabhängig voneinander, von dem sogenannten "Riot Club", einer elitären Geheimorganisation innerhalb der Universität, als neue Kandidaten angeworben. Beim legendären Clubtreffen in einem Pub wird dann nicht nur die Geduld des Wirts und dessen Tochter (Jessica Brown Findlay) auf die Probe gestellt, denn auch Miles ist das dekadente Treiben seiner neuen Freunde nicht geheuer. Als dann plötzlich dessen Freundin Lauren (Holliday Grainger) auftaucht, beginnen die Ereignisse außer Kontrolle zu geraten...

Kritik

Posh bezeichnet in der englischen Sprache eine wohlhabende Person. Es ist auch das Adjektiv, das gebraucht wird, wenn man etwas oder jemanden als nobel, piekfein oder vornehm bezeichnen möchte. Posh-Spice Victoria Beckham wird ganz schön Augen machen, wenn sie sieht, was die Dänin Lone Scherfig unter dem Begriff versteht. Basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück führt sie dem Zuschauer mit diesem Film die Schattenseiten von Reichtum und Dekadenz vor Augen. Inszeniert als Kampf der Klassen lässt sie junge, wohlhabende Männer ihre mit dem Reichtum verbundenen Eigenarten exzessiv ausleben, bis ein unvermeidliches Unglück nicht mehr aufzuhalten ist. Als Zuschauer schwankt man zwischen Unglauben und Verachtung, vor allem gegenüber den teilweise bitterbösen Antagonisten.

Zu Beginn des Films liegt der Fokus klar auf den beiden Oxford-Neulingen Alistair und Miles. Beide stehen an einem Punkt im Leben, der Veränderung mit sich bringt. Jetzt, da sie nicht mehr bei ihren Eltern leben, heißt es, einen Platz in der Welt zu finden und vor allem herauszufinden, wer man in dieser Welt sein möchte. Miles wird als der Gutmütige dargestellt. Er kommt zwar aus reichem Hause, möchte sich aber von dieser Welt distanzieren und man traut ihm das als Zuschauer auch durchaus zu. Ganz anders ergeht es Alistair und so lassen auch die ersten Differenzen zwischen den beiden nicht lange auf sich warten. Dieses erste Drittel des Films dient lediglich der Einführung der Protagonisten und zeigt deren unterschiedliche Entwicklung auf. Dass beide sich zwar mehr und mehr voneinander distanzieren und zugleich, ohne es zu ahnen, darauf hoffen, in denselben Club aufgenommen zu werden, wird zwar im Film geschickt gegenübergestellt, aber dennoch nicht auf die Spitze getrieben. Zunächst langsam und im Verlauf des Films immer schneller, entsteht ein Sog an Bildern, der einen mitreißen und auch mal die Sprache verschlagen lassen kann.

Beim alljährlichen Dinner des Clubs, welches den Großteil des Films in Anspruch nimmt, geht Scherfig noch eine Stufe weiter als die bloße Rivalität zwischen zwei Männern zu zeigen. Letztendlich sind es auch nicht mehr irgendwelche Männer, sondern Mitglieder des Riot-Clubs. So elitär wie sich fühlen, so geringschätzig gehen sie mit den Menschen um sich herum um. In kleinen Sequenzen sieht man, wie sich der Wirt auf die Feier des Clubs freut und mit wie viel Akribie er dessen Versammlung vorbereitet. Für ihn ist es ein lukratives Geschäft. Seine Gutmütigkeit und sein Fleiß werden dann der Dekadenz und dem Desinteresse der Clubmitglieder gegenübergestellt. Das Porträt eines Klassenkampfes wird hier zwar sehr trivialisiert dargestellt, verfehlt aber seine Wirkung nicht. Dies ist vor allem den Schauspielern zu verdanken. Sam Claflin brilliert als verzogener und intriganter Jüngling, der seine Grenzen nicht mehr austestet, sondern sie bei weitem überschreitet, ohne dabei an Konsequenzen zu denken. Er, wie auch der Rest der Clubmitglieder, sind durchweg Antagonisten. Sympathie hat man mit keinem, was leider dazu führt, dass eine Identifikationsfigur fehlt. Auch wenn man Miles, der von Jeremy Irons' Sohn Max verkörpert wird, ein glimpfliches Ende wünscht, so distanziert man sich als Zuschauer dennoch auch von ihm.

Am Ende des Klassenkampfes scheint es viele Verlierer zu geben. Auf beiden Seiten. Dass man aus Fehlern lernen kann und neue Wege einschlagen kann, ist dann nur einem klar. Die anderen machen genau so weiter wie zuvor. Posh sein siegt eben doch. Zumindest im Riot-Club.

Fazit

Ein Film, der einem auch mal die Sprache verschlägt. Ein Klassenkampf, der sowohl inszenatorisch als auch schauspielerisch einwandfrei ausgetragen wird. Aber eben auch nicht mehr und nicht weniger.

Gabriel Knierim - myFanbase
15.04.2015

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